Breit und dringend gewünscht, aber erstaunlich wenig bekannt: Wege, Ansätze, Instrumente und Methoden der Friedensförderung. Diese Wanderausstellung soll da was ändern, kann da was ändern. Dringend zu empfehlen! Zugleich ein Beispiel, was ein guter UNterausschuss des Bundestages ganz konkret anstoßen kann.
„FRIEDEN MACHEN“
Premiere einer einmaligen Wander-Ausstellung der
Bundeszentrale für politische Bildung (nicht nur) für
Schülerinnen und Schüler ab Klasse 9
Winfried Nachtwei, 25. Juni 2017
Am 19. Juni wurde im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages die Wanderausstellung „FRIEDEN MACHEN“ eröffnet. Aufgebaut ist die Ausstellung in der großen Halle des Gebäudes, in dem sich rechts und links die Sitzungssäle der Bundestagsausschüsse türmen und in Sichtweite zum Kanzleramt. Gekommen sind viele Interessierte, unter ihnen etliche Abgeordnete, MitarbeiterInnen aus Bundestag und Ministerien, der Krisenbeauftragte des Auswärtigen Amtes, viele Aktive aus Friedenspraxis und –forschung. Anwesend sind auch erfahrene Praktiker und Experten einer Krisen- und Friedensberichterstattung wie Andrea Böhm, ZEIT-Korrespondentin aus Beirut, Michael Gleich, Initiator von Peace Counts und Pionier eines konstruktiven Journalismus, Uli Jäger, Berghof Foundation, Arne Freya Zillich/Uni Jena.
Zur Einführung sprechen Edelgard Bulmahn, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Franziska Brantner, Vorsitzende des Unterausschusses Zivile Krisenprävention, und Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für Politische Bildung.
Frieden findet in der deutschen Bevölkerung höchste Zustimmung. In krassem Gegensatz dazu steht aber die Erfahrung, dass Friedensakteure, -prozesse und –erfolge, dass Ansätze, Methoden und Instrumente der friedlichen Beilegung von Konflikten und der zivilen Friedensförderung in Medien und Öffentlichkeit kaum Aufmerksamkeit finden, dass Gewaltereignisse und Militärisches immer wieder Berichterstattung und Wahrnehmung dominieren. (Diesem Widerspruch war direkt vor der Ausstellungseröffnung der Unterausschuss Zivile Krisenprävention mit der Podiumsdiskussion „Weil es nicht knallt? Warum wir in den Medien so wenig über die friedliche Beilegung von Konflikten erfahren“ nachgegangen.)
Die Ausstellung soll SchülerInnen wie Erwachsene abholen, ihnen Zugänge und Einblicke verschaffen, Mut machen für die vielen Wege zu mehr und sichererem Frieden. Dabei kann auch gespielt, gestritten, ausprobiert werden. Jede Station beginnt mit einem einführenden dreiminütigen Animationsfilm (Fotos auf www.facebook.com/winfried.nachtwei )
Eingreifen oder nicht? Sollte man sich in die Konflikte anderer Länder und Gesellschaften einmischen? Und wenn ja, wie kann so ein Eingreifen aussehen? Mit oder ohne Waffen? In welcher Situation ist es sinnvoll und wann ein Erfolg?
In vielen Krisenregionen arbeitet heute neben internationalen Truppen eine Vielzahl von zivilen Fachkräften mit dem Ziel, dauerhaften Frieden zu schaffen. Ihre Arbeit steht im Mittelpunkt dieser Ausstellung: Sie moderieren Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien, setzen sich für die Gleichberechtigung von Frauen ein, organisieren die Gesundheitsversorgung, unterstützen beim Wiederaufbau der Verwaltung oder dokumentieren Menschenrechtsverletzungen.
Aber kann man Frieden „machen“? Und was bedeutet Frieden überhaupt? Die Ausstellung stellt Prinzipien, Instrumente und Kontroversen der zivilen Friedensarbeit vor. Internationale und lokale Fachkräfte berichten von ihren Erfahrungen in der Projektarbeit – von Chancen, Herausforderungen und Dilemmata. Interaktive Stationen regen zum Mit- und Nachdenken an und bieten Raum für eigene Meinungen und Vorschläge.
Die Wanderausstellung wurde auf Anregung des Unterausschusses für Zivile Krisenprävention, Konfliktbearbeitung und vernetztes Handeln im Auswärtigen Ausschuss des Deutschen Bundestages durch die Bundeszentrale für politische Bildung realisiert. Die Kuration erfolgte durch den Verein Politikmuseum e.V. Nach der Eröffnung im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestags wird sie bundesweit in Schulen gezeigt.
Die Ausstellungselemente ruhen auf Gitterboxen, die einen Eindruck von Baustelle, Transport und schwerem Gewicht vermitteln, genau passend zum Handlungsfeld Frieden.
Die Ausstellung ist über die Bundeszentrale zu bestellen; Kosten entstehen nur für den Stromverbrauch.
Im Vorfeld habe ich auch inhaltlich zu der Ausstellung beitragen dürfen, u.a. mit einem Kurzinterview an einer Station.
Einladung zur Ausstellung
https://www.bundestag.de/besuche/ausstellungen/parl_hist/frieden-machen/508204
Flyer zur Ausstellung unter https://www.bundestag.de/blob/508206/d4df2147fe1a063c9c8645ed9778b99d/flyer-data.pdf
Video zur Ausstellung
über die Arbeit ziviler Fachkräfte in Krisenregionen unter http://www.bundestag.de/mediathek?videoid=7121337#url=L21lZGlhdGhla292ZXJsYXk=&mod=mediathek
„Frieden machen“, Falter Aktuell Nr. 8 der Bundeszentrale für politische Bildung unter
https://www.bpb.de/shop/lernen/falter/250546/frieden-machen
Artikel von Andrea Böhm: http://www.zeit.de/autoren/B/Andrea_Boehm/index.xml
Zu Peace Counts: http://www.peace-counts.org/ http://www.peace-counts.org/uber-uns/ .
Peace Counts stellt die Arbeit erfolgreicher Friedensmacher in aller Welt in den Mittelpunkt. Sie sind das Thema von Texten, Fotos und Beiträgen für Funk und Fernsehen. Sie fließen ein in Ausstellungen, in Konfliktregionen und in Deutschland, begleitet von friedenspädagogischen Seminaren und Journalistentrainings. Träger von Peace Counts sind Berghof Foundation, Zeitenspiegel Reportagen und culture counts foundation gGmbH.
Zu Uli Jäger, Friedenspädagogik und globales Lernen: http://www.berghof-foundation.org/nc/de/programme/friedenspaedagogik-globales-lernen/
Zu Arne Freya Zillich/Uni Jena (Mitautorin): „Bedrohung auf der (Medien-)Agenda – Krisenkommunikation im Nachrichtenprozess“, DSF Forschung Nr. 32, 2012, http://www.bundesstiftung-friedensforschung.de/images/pdf/forschung/berichtruhrmann.pdf
Sarah Brockmeier/GPPi: „Unsichtbares Nischenthema? Wer nicht streitet, hat schon verloren“, 19.12.2016, http://www.peacelab2016.de/peacelab2016/debatte/friedensfoerderung/article/unsichtbares-nischenthema-wer-nicht-streitet-hat-schon-verloren/
Winfried Nachtwei: „Lauter Lichter unterm Scheffel: Frieden sichtbar machen“, März 2008
Ende 1941/Anfang 1942 rollten Deportationszüge aus Deutschland und Österreich nach Riga.
1989 stieß ich auf die Spuren der verschleppten jüdischen Frauen, Männer und Kinder.
Mit meinem bebilderten Vortrag "Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga" stehe ich gern für Erinnerungsveranstaltungen und Schulen zur Verfügung. (Anlage)
Von der zivilen Krisenprävention bis zum Peacebuilding: Die 53-seitige Broschüre stellt kompakt und klar auf jeweils einer Themenseite Prinzipien, Akteure und Instrumente des Krisenmanagements vor. Bei einem Kolloquium im Bundestag in Berlin wurde die Schrift einem Fachpublikum vorgestellt. Erstellt von AutorInnen des Zentrums Internationale Friedenseinsätze ZIF und der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP ist die "Toolbox" ein wichtiger Beitrag zur friedens- und sicherheitspolitischen Grundbildung auf einem Politikfeld, wo die Analphabetenrate in der Gesellschaft, aber auch in Medien und Politik sehr hoch ist. ... www.zif-berlin.de
Auf dem Foto überreicht W. Nachtwei den AutorInnen seine 2008 erschienene Broschüre zur Zivilen Krisenprävention und Friedensförderung.
Mehr zur Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure bei der zivilen Konfliktbearbeitung u.a.: