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Genauer Hinsehen: Sicherheitslage Afghanistan (Lageberichte + Einzelmeldungen) bis 2019
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Afghanistan: Rückgang der Sicherheitsvorfälle + Angriffe im 1. Halbjahr 2012 um 32%, der Zivilopfer um 15% - Grund zu "vorsichtigem Optimismus"?

Veröffentlicht von: Nachtwei am 16. September 2012 11:59:45 +01:00 (59824 Aufrufe)

Der 2. Quartalsbericht 2012 des Afghanistan NGO Security Office ANSO präsentiert erstaunliche Zahlen zur Sicherheitslage, die hierzulande bisher kaum wahrgenommen wurden. Hier die wichtigsten Fakten und der Bericht, ergänzt um die Monatstrends von ISAF bis Juli und den UNAMA-Halbjahresbericht über Zivilopfer in Afghanistan.

Afghanistan: Rückgang der Sicherheitsvorfälle und Angriffe im

1. Halbjahr um 32%, der Zivilopfer um 15% - Grund zu „vorsichtigem Optimismus"?

Das Afghanistan NGO Safety Office (ANSO) meldet in seinem 2. Quartalsbericht 2012: Im ersten Halbjahr Rückgang der von Regierungsgegnern (AOG) initiierten Attacken um 38% im Vergleich zum Vorjahrszeitraum; Rückgang der Operationen von Afghanischen Sicherheitskräften (ANSF) und internationalen Truppen (IMF) um 25%; Rückgang der schweren Kriminalität (Überfälle, Entführungen etc.) um 24%; Rückgang der NGO-Sicherheitsvorfälle um 17%. (Der ganze Bericht www.ngosafety.org/index.php?pageid=88 )

AOG-Incidents 1. Hj. 2012 - 1. Hj. 2011 (Prozent, absolute Zahlen) nach Provinzen:

Norden

- Takhar           -54%   (6/13)

- Jawzjan         -48%  (39/75)

- Kunduz         -40% (65/108)

- Balkh            -37%   (56/89)

- Sar-e Pul       -32%  (40/59)

- Faryab          -19% (128/158)

- Badakhshan  -14%     (25/29)

- Baghlan        +68%    (52/31)

Central

- Kabul            -51%    (26/53)

- Wardak         -40% (111/185)

- Bamyan        +33%        (4/3)

- Panshir       +100%       (1/0)

Süden (Extremprovinzen)

- Helmand     -80%  (293/1430); in den Transition-Tranche-II-Distrikten Nad Ali 33/213, Marja 23/114, Lashkar Gah 25/87

- Kandahar    -38%    (446/724)

- Uruzgan      -17%    (187/224)

Osten (Kunar, Nangarhar, Laghman zwischen Kabul und Pakistan)

- Paktika        -44% (249/448)

- Khost           -41%  (355/604)

- Kunar             -8%    (623/677)

- Nangarhar      +4% (307/296)

- Laghman      +54%  (149/97)

IMF initiierte Operationen 1. Hj. 2012 - 1. Hj. 2011

Landesweit Rückgang um 60%, fast das Doppelte des AOG-Rückgangs. Der Anteil der IMF air-strikes an den IMF-Operationen wächst dabei von 6 auf 14% (im Osten und Süden 39/38%!).

ANSF Aktivitäten

Die ANSF sind der einzige Akteur mit zunehmenden Aktivitäten (+7%). Im Vordergrund standen IED-Funde, Waffenbeschlagnahmungen, Gefangennahme von Aufständischen.

Der ANSO-Kommentar:

Trotz der Rückgänge habe sich das zugrundeliegende Konfliktmuster und die Pattsituation nicht geändert. Die AOG hätten die verstärkten Anstrengungen der Koalition adaptiert und überstanden. Der Juni endete mit einem AOG-Attack-Level über dem der Präsidentschaftswahl 2009!

Aber man sei „vorsichtig optimistisch". Die im 1. Halbjahr erfahrene Deeskalation sei ein ermutigender Trend: Der Konflikt werde dadurch delegitimiert, dass der primäre Mobilisierungsfaktor, die Anwesenheit bewaffneter Ausländer, abnehme.

Ergänzend:

ISAF Monthly Data - Trends through July 2012 vom 24. August

Kommt für "Enemy-Initiated Attacks" (EIA) zu ähnlichen Trend, aber niedrigeren Zahlen (von unterschiedlichen Berechnungsarten ist auszugehen): In den ersten sieben Monaten 2012 Rückgang der EIA um 6%. Ab Mai 2011 lagen die EIA erstmalig seit Jahren unter den Vorjahrswerten (2009 und 2010 Anstiege um jeweils ca. 90%!). Von April bis Juni 2012 lagen die EIA wieder über dem Vorjahrswert, im Juli wieder bei -6% (-24% ggb. Juli 2010).

www.isaf.nato.int/images/media/PDFs/20120820_niu_isaf_monthly_data_release.pdf

Zivilopfer

In 2011 wurde der erstmalige Rückgang an Sicherheitsvorfällen überschattet durch die weitere Zunahme der Zivilopfer auf. Das erste Halbjahr 2012 brachte nach fünf Jahren Anstieg erstmalig einen Rückgang der Zivilopfer um 15%: 1.145 Zivilpersonen wurden im Kontext des bewaffneten Konflikts getötet (Vorjahrszeitraum 1.510), 1.954 verwundet (2.144). 30% der Opfer waren Frauen und Kinder. Für 80% der Ziviltoten waren regierungsfeindliche Kräfte verantwortlich, für 10% Pro-Regierungskräfte (Internationale Truppen und ANSF). IED`s blieben für Zivilisten die größte Bedrohung. 327 kamen durch sie um`s Leben, 689 wurden verwundet. Die gezielten Tötungen von Zivilpersonen nahmen um 53% zu. Ihnen fielen 255 Menschen zum Opfer, weitere 101 wurden dabei verwundet.

(UNAMA Mid-Year-Report 2012: "Protection of Civilians in Armed Conflict", July 2012, www.ohchr.org/Documents/Countries/AF/UNAMAMidYearReport2012.pdf )


Publikationsliste
Vortragsangebot zu Riga-Deportationen, Ghetto Riga + Dt. Riga-Komitee

Ende 1941/Anfang 1942 rollten Deportationszüge aus Deutschland und Österreich nach Riga.

1989 stieß ich auf die Spuren der verschleppten jüdischen Frauen, Männer und Kinder.

Mit meinem bebilderten Vortrag "Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga" stehe ich gern für Erinnerungsveranstaltungen und Schulen zur Verfügung. (Anlage)

Vorstellung der "Toolbox Krisenmanagement"

Von der zivilen Krisenprävention bis zum Peacebuilding: Die 53-seitige Broschüre stellt kompakt und klar auf jeweils einer Themenseite Prinzipien, Akteure und Instrumente des Krisenmanagements vor. Bei einem Kolloquium im Bundestag in Berlin wurde die Schrift einem Fachpublikum vorgestellt. Erstellt von AutorInnen des Zentrums Internationale Friedenseinsätze ZIF und der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP ist die "Toolbox" ein wichtiger Beitrag zur friedens- und sicherheitspolitischen Grundbildung auf einem Politikfeld, wo die Analphabetenrate in der Gesellschaft, aber auch in Medien und Politik sehr hoch ist. ... www.zif-berlin.de

zif
Auf dem Foto überreicht W. Nachtwei den AutorInnen seine 2008 erschienene Broschüre zur Zivilen Krisenprävention und Friedensförderung.

Mehr zur Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure bei der zivilen Konfliktbearbeitung u.a.:

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