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(2) Sicherheitsvorfälle AFG landesweit (ohne RC North) - August 2010 – Anfang Mai 2011 (Teil 1)

Veröffentlicht von: Webmaster am 8. Mai 2011 18:13:08 +01:00 (134633 Aufrufe)

Sicherheitsvorfälle Afghanistan, v.a. Region Nord von August 2010 bis Anfang Mai 2011, zusammengestellt von Winfried Nachtwei, MdB a.D.:

(2) Sicherheitsvorfälle AFG landesweit (ohne RC North) - August 2010 - Anfang Mai 2011

zusammengestellt von Winfried Nachtwei, MdB a.D.

Vorbemerkungen und Abkürzungen unter (1) Sicherheitsvorfälle AFG RC Nord

Mai

Am 7.5. mittags in Kandahar-City erster Taliban-Angriff im Rahmen der Führjahrsoffensive BADAR: Ca. 40-60 Aufständische in mehreren Angriffsteams gegen 8 staatliche Gebäude: Gouverneurssitz, Rathaus, Hauptquartier des Geheimdienstes, drei Polizeistationen, zwei High Schools. Von 5 Selbstmordattentätern in 5 als Bombe präparierten Fahrzeugen drei vor Explosion gestoppt. Feuerwechsel über mehr als 7 Stunden, 6 Suizidbomber und Kämpfer, ein Polizist und ein Zivilist getötet, 29 Menschen verletzt. Kein Angreifer sei auf das Gelände der Angriffsziele gelangt. (Die Taliban-Website „Voice of Jihad" behauptet, 113 Afghanen und 3 ISAF-Soldaten seien getötet worden.)

In Kabul im Fernsehen Präsentation von vier Jungen unter 13 Jahren, die in Pakistan als Suizidbomber rekrutiert und an der Grenze gefasst worden waren.

Am 6.5. Stellungnahme des Führungsrates des „Islamic Emirate of Afghanistan Regarding the Martyrdom of the Great Martyr Sheik Osama bin Laden" bestätigt den Tod bin Ladens.

In Marjah/Helmand 2 Aufständische getötet und mehrere gefangen bei Suche nach Aufständischenführer.

Am 5.5. in Gereshk/Helmand 5 Taliban-Kämpfer bei Sturm auf Polizei-Checkpoint durch Polizei getötet. In Süd-AFG ein ISAF-Soldat durch IED getötet. in Baraki Barak/Logar 7.000 kg Ammonium Nitrat entdeckt und vernichtet.

In Kabul Protestversammlung mit mehreren Tausend Teilnehmern, darunter auch einigen Parlamentsmitgliedern, für eine Reform des Regierungssystems und gegen einen „Deal mit Terroristen". Redner u.a. der frühere Geheimdienstchef Amrullah Saleh und Ex-Außenminister Abdullah Abdullah, Führer der Change + Hope Coalition.

Am 3.5. in Barg-e Matal/Nuristan 25 aus Pakistan kommende foreign fighters durch ANSF getötet. (Im letzten Sommer hatte der Distrikt vier Mal zwischen Regierung und Aufständischen gewechselt.)

In Chapahar/Nangarhar Maulawi Afzal, Taliban-Operationschef der Provinz, bei „Sicherheitsoperation" getötet. Er ist einer von mehr als 20 Aufständischenführern, die in der Provinz seit Jahresbeginn von kombinierten afg. und Koalitionskräften gefangen oder getötet wurden. In dem Zeitraum wurden mehr als 110 Aufständische gefangen genommen.

Am 1.5. in Barmal/Paktika auf dem Basar vier Personen, darunter der Vorsitzende des Distrikt-Council und eine Frau, durch 12-jährigen Selbstmordattentäter getötet, 12 Menschen verletzt. In Ghazni-City zwei Polizisten durch Sprengkörper an Fahrrad getötet. In Panjwai/Kandahar ein Dorfältester von Taliban exekutiert. In Wardak 7 Taliban bei vorzeitiger Explosion eines Sprengkörpers getötet. Etliche Talibankommandeure und -Kämpfer in Kandahar, Ghazni, Khost, Wardak und Logar von afg. und Koalitionskräften getötet oder gefangen.

In der Nacht vom 1. auf den 2.5. in Abbottabad/Pakistan Osama bin Laden, Gründer und Führer von Al Qaida, bei Kommandooperation getötet. Bei der 40-minütigen Operation von US-Navy-SEALS und CIA in der befestigten großen Villa wurden vier weitere Personen getötet: sein jüngster Sohn, Scheich Abu Ahmed, als Kurier eine Schlüsselfigur in der Kommunikation zwischen den Al Qaida-Führungsfiguren und seit Jahren im Visier des CIA, dessen Bruder und eine Frau. Beschlagnahmt wurden auch 10 Festplatten, 5 Computer, über 100 Speichermedien. Abbottabad (über 100.000 Einwohner) liegt 100 km nördlich der Hauptstadt Islamabad, ist eine Garnisonsstadt, in der viele pensionierte Offiziere leben. Einige Hundert Meter von der Villa befindet sich eine Militärakademie. Bin Laden soll sechs (!) Jahre hier gelebt haben. Die Operation erfolgte ohne Kenntnis der pakistanischen Regierung und liegt auf der Linie des geografisch und rechtlich entgrenzten War on Terror der US-Administration seit 2001. Dass dieser das (humanitäre) Völkerrecht sprengt, ist offenkundig.

Exemplarisch dafür steht das seit 2004 laufende verdeckte Programm zur Erfassung und Tötung von Al-Qaida- und Taliban-Führern in der pakistanischen Nordwestgrenzprovinz und den Stammesgebiete. Bis 6. Mai 2011 wurden 237 Luftschläge mit Drohnen gezählt, jeweils einer in 2004 und 2005, 3 in 2006 mit 122 getöteten Führern und Aktivisten und 20 Ziviltoten 5 in 2007 73/0 Getöteten, 35 in 2008 mit 286/31 Getöteten, 53 in 2009 mit 463/43 Getöteten, 117 in 2010 mit 801/14 Getöteten, bisher 22 in 2011 mit 118/30 Getöteten. Die Luftschläge gingen zu 71% nach Nord-Waziristan und 23% nach Süd-Waziristan. 71 Luftschläge richteten sich gegen die Gruppierung von Hafiz Gul Bahador, 56 gegen das Haqqani Network, 36 gegen Mullah Nazis, 29 gegen Mehsud, 36 gegen Abu Kasha al Iraqi, 2 gegen Hekmatyar. (Laufend aktualisierte Übersicht bei www.longwarjournal.org auf der Basis von pakistanischen Presseberichten und Informationen des LWJ. Die Opferzahlen sind wenig gesichert.)

April

Am 30.4. auf „Voice of Jihad" Ankündigung der Frühjahrsoffensive der Taliban „BADAR" durch den „Führungsrat" des „Islamic Emirate of Afghanistan" (Quetta-Shura) ab 1. Mai. Genannt werden die vorrangigen Ziele: ausländische Streitkräfte, Mitglieder der „Spionagenetzwerke", hochrangige Vertreter der Kabuler „Marionettenregierung", zivil wie militärisch, Mitglieder des Parlaments, Leiter ausländischer und einheimischer Firmen, die für den Feind arbeiten. Ziele können auch Mitglieder des High Peace Council sein. Zivilopfer sollen vermieden werden, zugleich ergeht die Warnung, Zielgebiete zu meiden („gatherings"). „Badar" war die Schlacht, die der Prophet Mohammed in Mekka gewann. (www.shahamat-english.com)

In Nad Ali/Helmand ein Aufständischenführer getötet.

Am 29.4. Veröffentlichung des Pentagon-Halbjahresberichts zu AFG „Report on Progress Toward Security and Stability in AFG and US Plan of Sustaining the ANSF". Im letzten Halbjahr seien „handfeste Fortschritte" erreicht worden: der Schwung der Taliban gestoppt, zentrale Hochburgen eliminiert, Großteil ihrer taktischen Infrastruktur und Unterstützung in der Bevölkerung beseitigt, Hunderte Anführer gefangen oder getötet, mehr als 2.000 Aufständische reintegriert. Noch nicht voll verstanden habe ISAF die Regenerationsfähigkeit der Aufstandsbewegung. Auch in den letzten Monaten habe sie weiter ein hohes Maß an Zähigkeit bewiesen. Die ANSF hätten signifikant an Quantität und Qualität zugenommen. Allerdings gebe es einen erheblichen Mangel an ANSF Trainern und Mentoren. Werde er nicht behoben, sei das ein strategisches Risiko für die Transition. Umfassende Informationen zu Maßnahmen und Ergebnissen auf den Feldern Local Security Programs, Governance, Development, Reconciliation + Reintegration, regionale Ansätze. (www.humansecuritygateway.com/documents/DoD-ReportOnProgressinAfghanistan-SustainingANSF.pdf) (vgl. Kommentar von T. Ruttig unter 10.3.)

Am 29.4. in Tarin Kot/Uruzgan ein Talibanführer der Provinz von australischen Special Forces „in Selbstverteidigung" erschossen. In Sabari/Khost ein Haqqani-Führer und zwei Gefährten gefangen.

Am 28.4. in Jaghatu/Wardak ein US-Soldat bei Feuerüberfall getötet. In Panjwai/Kandahar ein Talibanführer gefangen. In Zharay/Kandahar und Sangin/Helmand zwei US-Soldaten durch IED getötet.

Am 27.4. auf dem militärischen Teil von Kabul International Airport 8 ISAF-Soldaten und ein Contractor (alle Mitglieder der NATO Training Mission - AFG) von einem afg. Militärpiloten im Rang eines Oberst nach Streit erschossen. Angeblich kein Taliban-Hintergrund. Infolgedessen Parade zum Mujahedin-Feiertag abgesagt. In Sayyidabad/Wardak ein US-Soldat bei Feuerüberfall getötet. In Musa Qala/Helmand ein US-Soldat durch IED getötet. In Shagay/Kunar zwei Polizisten durch Minenexplosion getötet. In Bala Murghab/Badhgis 7 Aufständische durch ANA-Spezialkräfte getötet.

Am 26.4. ISAF Joint Command Morning operational update (exemplarisch): „Security forces killed and captured several Taliban and Haqqani network fighters in Helmand, Ghazni, Khost, Nangarhar, Laghman, Baghlan und Badghis." (Hierzu im Update jeweils Ergebnis der Operation, Hauptvorwürfe gegen die Zielperson, Ablauf der Operation - überwiegend Gefangennahmen)

Am 24./25.2011 in Kandahar City Massenausbruch aus Sarposa-Gefängnis: mehr als 450 Taliban, darunter ca. 100 Führer, durch einen Tunnel entkommen. (Im Juni 2008 waren bei einem Großangriff auf das Gefängnis 1.100 Gefangene, darunter 400 Taliban, entkommen.)

In Sangin/Helmand ein US-Soldat durch IED getötet.

Am 23.4. in Lashkar Gah/Helmand ehemaliger Distriktgouverneur von Marja und Vertreter des Provinz Peace Council erschossen. In Marja/Helmand 2 US-Soldaten durch IED getötet. In Alah Say/Kapisa zwei US-Soldaten bei Feuerüberfall getötet. In Dar-e Noor/Nangarhar zwei Polizisten bei Angriff getötet.

Am 22.3. in Spin Boldak/Kandahar 5 Polizisten durch IED getötet. In Shid-E Hasa/Uruzgan einige Aufständische getötet.

Am 22.4. in Nadir Shah Kot/Khost 3 Haqqani-Kommandeure getötet. (Seit Anfang Januar 15 Haqqani-Kommandeure getötet und 130 Kämpfer gefangen genommen)

Am 21./22.4. in Lower Dir/Tribal Areas/Pakistan ein Checkpoint des Frontier Corps von mehr als 300 schwerbewaffneten Taliban aus dem afg. Kunar gestürmt, 16 pak. Sicherheitskräfte getötet, davon 5 enthauptet. In 12-sündigem Gefecht Rückeroberung des Checkpoints.

Am 21.4. frühmorgens in Jalalabad/Nangarhar 3 Polizisten durch IED getötet, 6 verletzt. In Yahja Hkel/Paktika ein US-Soldat bei Feuerüberfall getötet.

Am 20.4. in Khost/Khost einige mutmaßliche Aufständische in safe house gefangen. In Tagab/Kapisa ein französischer Soldat durch IED getötet, 9 verletzt.

Am 19./20.4. in Dangam/Kunar 17 Taliban und foreign fighters durch Combined Afghan and Coalition Special Operations Team getötet. Zielperson ein höherer Al Qaida Führer. Kunar gilt als Rückzugsgebiet für Al Qaida und alliierte Terrorgruppen. Lt. LWJ wurden in 8 von 15 Distrikten Al Qaida Zellen identifiziert. 2009/2010 waren mehrere US-Außenposten in Kunar und Nuristan geräumt worden (z.B. das berüchtigte Korengal-Tal, vgl. Sebastian Junger`s herausragendes Buch „WAR"). Das dabei zurückgelassene Sicherheitsvakuum wurde längst „gefüllt".

Am 19.4. in Spin Boldak/Kandahar ein 15-jähriger, in Quetta ausgebildeter potenzieller Selbstmord-attentäter gefangen genommen.

Am 18.4. in Kabul Selbstmordangriff auf das Verteidigungsministerium: zwei Selbstmordattentäter vor Endringen ins Gebäude getötet. Der dritte Täter in Armeeuniform erschießt zwei Ministeriumsmitarbeiter und verletzt 7 weitere. Er dringt bis zum Ministertrakt vor, wo er vor Zündung seiner Sprengstoffweste von Wachpersonal erschossen wird. In Ghazni 6 Polizisten durch IED getötet. In Farah neun iranische Straßenbauarbeiter entführt.

ISAF-Sprecher Brigadegeneral Blotz: 60% aller Aufständischenangriffe gehen gegen Zivil-personen, Älteste, religiöse Führer und Regierungsvertreter.

Am 16.4. in Laghman durch Selbstmordanschlag 5 (6) US-Soldaten und 4 ANA-Soldaten getötet. Es ist der 8. Selbstmordanschlag binnen drei Tagen! In Zharay/Kandahar 3 US-Soldaten durch IED getötet.

„In AFG`s south, signs of progress in three districts signal a shift", Reportage in der Washington Post: In härtesten Kämpfen und unter hohen Opfern haben US-Truppen in den Distrikten Sangin/Helmand und Zhari und Arghandab/Kandahar die Aufständischen zurückgedrängt. Wo man in Sangin früher wegen der IED`s 8 Stunden von einem zum nächsten Stützpunkt brauchte, dauert jetzt die Fahrt 18 Minuten. Erstmalig zu Beginn der „Kampfsaison" kontrollieren die Taliban jetzt weniger Gebiete. Festgestellt wird aber auch ein Taktikwechsel der Taliban, die jetzt statt direkt die US-Truppen vermehrt afghanische Offizielle angreifen.

Am 15.4. in Kandahar vor Polizei-Hauptquartier der Polizeichef von Kandahar, General Khan Mohammad Mudschahid, und zwei Sicherheitsleute durch Selbstmordattentäter in ANA-Uniform getötet. In Andar/Ghazni ein US-Soldat bei Feuerüberfall getötet.

Am 14.4. in Paktia in Police Training Center drei Polizisten durch vier Selbstmordattentäter getötet. Bei Selbstmordattacken in Kabul und Kandahar 4 Afghanen verletzt. In Khost Gefangennahme eines Taliban Facilitator, in Baraki Barak/Logar eines Talibanführers.

LWJ meldet am 26.4., dass in Dangar/Kunar auch Abu Hafs al Najdi, alias Abdul Ghani, höherer saudischer Al Qalida-Führer und Operationschef in Kunar, die Nr. 23 auf der Terrorfahndungsliste der saudi-arabischen Regierung und Nr. 2 auf der ISAF-Target-Liste, zusammen mit Waqas, höherer Al Qaida-Führer aus Pakistan, durch Luftschlag getötet worden sei. ISAF meldet in diesem Zusammenhang, im letzten Monaten insgesamt 25 Al Qaida Aktivisten getötet zu haben.

Sicherheitskräfte töteten und fingen Kommandeure von Haqqani, Taliban und Al Qaida und Kämpfer in Kandahar, Zabul, Khost, Logar, Baghlan, Faryab, Jawzjan. (detailliert im ISAF Joint Command Operational Update)

Am 13.4. in Asmar/Kunar Haji Malik Zarin, sein Sohn, Enkel und mehrere Stammesälteste durch Selbstmordattentäter getötet. Zarin hatte mehrere Anschläge überlebt, war ein berühmter Jihadi-Kommandeur in den 90er Jahren, enger Verbündeter von Präsidernt Karzai und Vorsitzender des Kunar High Peace Council. Er hatte sich mehrfach öffentlich gegen Al Qaida und den pakistanischen Geheimdienst ISI gewandt. In Logar eine Zivilperson durch IED getötet.

In Alingar/Laghman ein US-Soldat durch IED getötet.

In Jani Khel/Paktika ein Bewaffneter getötet, mehrere mutmaßliche Aufständische gefangen. In Orgun/Paktika ein Haqqani-Führer gefangen, in Wardak ein Talibanführer, in Daud und Maywand/Kandahar einige mutmaßliche Aufständische. In Kahmard/Bamyan Entdeckung eines Waffenverstecks (u.a. 36 RPG, 74 Handgranaten).

Am 12.4. in Lal Poor/Nangarhar 5 Bauarbeiter durch IED getötet. In Panjwai/Kandahar 5 ISAF-Soldaten und 4 Zivilpersonen durch Selbstmordattentäter verletzt. Gefangennahme von zwei HIG-Kommandeuren in Sabari/Khost. In Wardak Gefangennahme einiger mutmaßlicher Aufständischer des „Kabul Attack Network" (Allianz von Haqqani Network, HIG, Taliban, Al Qaida, Lashkar-e Taiba).

Der High Peace Council drängt die Türkei, in der Türkei ein Büro der Taliban zuzulassen. Angeblich hätten auch Länder wie Deutschland, Iran, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate Kooperationsbereitschaft signalisiert, ein ähnliches Büro zu beherbergen. Dagegen wendet Aziz Rafiee/Afghan Civil Society Forum ein, dass damit die Taliban anerkannt würden.

Am 11.4. in Helmand ein Distrikt Council Mitglied beim Beten in der Moschee getötet.

In Behsud/Nangarhar Gefangennahme eines Talibanführers, in Paktika eines Haqqani/IMU-Kommandeurs. In Lajah-Ahmad Khel/Paktia ein US-Soldat durch IED getötet.

Taliban und Mädchenschulen: Lt. Asia Times habe ein Talibansprecher betont, die Taliban seien nicht gegen Bildungs- und Aufbauprojekte. Man schütze Schulen in von Taliban kontrollierten Gebieten. Diese Ankündigung war in der Vergangenheit von Erziehungsminister Wardak und Präsident Karzai begrüßt worden. Lt. Wardak gebe es bei den Taliban einen kulturellen Wandel. Sie würden auch nicht länger die Bildung von Mädchen bekämpfen. (vgl. Auch FAZ 15.1.2011)

Die am 24. Februar 2011 erschienene Studie „High Stakes - Girl`s Education in Afghanistan" schildert noch eine andere Realität: Seit 2005 seien die direkten Attacken auf Schulen deutlich angestiegen. In 2009 gab es monatlich 50 Attacken auf Schulen! Droh-"night-letters" verbreiteten sich und führten dazu, dass Lehrer ihren Arbeitsplatz verließen und Eltern ihre Kinder nicht mehr zur Schule schickten. Lt. Erziehungsministerium blieben in Helmand 34% der Schulen aus Sicherheitsgründen geschlossen, in Zabul 61%. Es heißt, dass Schulen, in deren Bau und Betrieb Gemeindemitglieder involviert waren, geschützter waren. Umgekehrt wuchs das Sicherheitsrisiko, wenn engere Beziehungen zu einem PRT bestanden. Betont wird, dass die Haltung der Aufständischen gegenüber Mädchenschulen variiert. Manche Gemeinden handelten bei relevanten Aufständischengruppen den Schulbesuch von Mädchen aus. Anderswo brachen Mädchen den Schulbesuch ab oder besuchten Geheimschulen. Untersuchungen bei Taliban-Kommandeuren in Süd-AFG ergaben, dass diese zumindest den Zugang zu Sekundarschulen und höherer Bildung verhindern wollen. (Hrg. u.a. von Afghan Civil Society Forum, Afghan Woman`s Network, Oxfam)

Am 10.4. in Ghormach/Faryab ein US-Soldat getötet. Der pakistanische Al Qaida Kommandeur von Kunar, Sa`ad bin Abi Waqas, und einige Kämpfer durch Luftschlag getötet.

Am 9.4. in Kabul 7 Soldaten und 3 Zivilpersonen durch Selbstmordattentäter nahe Armeebus verletzt.

Trainingscamp für Selbstmordattentäter: Ein 14-Jähriger, dessen Sprengstoffweste am 3.4. bei dem Angriff auf einen Sufi-Schrein in Punjab/Pakistan versagt hatte (41 Menschen wurden dabei getötet, über 60 verletzt), berichtet, dass in seinem Camp im Mir Ali Gebiet/Nordwaziristan 350 Männer und Jungen aus Pakistan und dem Ausland für Selbstmordangriffe ausgebildet wurden. Mir Ali gehöre mit Miramshah und Datta Khel zu den drei Rückzugsgebieten für Taliban, Al Qaida, für pakistanische, süd- und zentralasiatische Terrorgruppen. (LWJ 8.4.)

„Import and export of suicid bombers" (Daily Times 21.4., www.dailytimes.com.pk): Im Tank Distrikt und Nord- und Süd-Waziristan/Pakistan rekrutieren einige Suizid-Bomber-Schulen junge Menschen und exportieren sie in andere Landesteile und ins Ausland. Schon im Juli 2009 berichtete die Washington Times, dass Taliban Kinder von 7 Jahren für 7.000-14.000 $ kauften, um sie als Suizid-Bomber einzusetzen. Der Preis sei davon abhängig gewesen, wie schnell die Bomber gebraucht wurden und wie nah sie an das Ziel heran sollten. Terrorlehrer suchen Tag und Nacht nach Jungen, um sie zu Suizid-Bombern zu machen. Den Eltern von aus Schulen und von der Straße entführten Teenagern werden 3.-10.000 Pfund Sterling für ein Kind geboten. Kürzlich bestätigte Berichte enthüllten die Rekrutierung von mehr als 5.-6.000 jungen Suizid-Bombern, die auf ihren Einsatz warten. Die afg. Taliban sollen Suizid-Trainingscamps im Nordosten, Westen und Süden AFG`s errichtet habe.

Am 7.4. in Kandahar City Taliban-Angriff von Taliban Suizid-Team auf Polizeicompound mit Handwaffen, MG, als Ambulanz getarnter Fahrzeugbombe: 6 afg. Sicherheitskräfte und 4 Angreifer getötet. in Charkh/Logar ein US-Soldat bei Feuerüberfall getötet.

Am 6. und 8.4. in Sangin und Musa Qala/Helmand drei US-Soldaten durch IED getötet.

Am 3.4. in Khost/Khost ein US-Soldat durch indirekten Beschuss getötet.

Am 2.4. in Kandahar bei gewaltsamen Demonstrationen wg. der Koranverbrennung in den USA 10 Zivilpersonen getötet und ca. 80 verletzt. In Kabul Abwehr eines Angriffs von 4 Selbstmordattentätern auf das US-Camp Phoenix. 4 Angreifer und eine Zivilperson getötet.

März

Am 29.3. in Sar Kani und Marawarah/Kunar 4 US-Soldaten bei Feuerüberfällen getötet. Distriktzentrum von Waygal/Nuristan von mehr als 300 Taliban überrannt, unterschiedliche Opferzahlen. (Im Sommer 2008 US-Truppen aus Waygal abgezogen. Vorausgegangen war ein Angriff von 200-400 Kämpfen auf den kleinen Combat Outpost mit seinen 48 US- und 24 afg. Soldaten. Bei den ganztägigen Kämpfen waren 9 US-Soldaten und 20-50 Aufständische getötet worden. COP`s waren 2006 in Nuristan und Kunar aufgebaut worden, um die Infiltration aus Richtung Pakistan zu unterbinden.) Vgl. den US-Rückzug aus Kunar: Der Rückzug aus dem entlegenen Pech-Tal begann am 15. Februar. Seit 2003 waren hier und in der Umgebung allein 103 US-Soldaten um`s Leben gekommen. Vorausgegangen war der Rückzug aus dem Korengal-Tal im April 2010.

Am 28.3. in Bermel/Paktika Selbstmordangriff mit 3 Mann gegen eine Baufirma: erst Tötung der Wache am Haupttor, dann Lkw voller Sprengstoff auf das Firmengelände: 20 Bauarbeiter getötet, mehr als 50 verletzt.

Am 27.3. in Chara Dara/Kunar mehr als 40 Polizeirekruten entführt.

Am 26.3. in Zhelay/Helmand ein US-Soldat getötet. In Panjwayi/Kandahar ein kanadischer Soldat durch IED getötet.

Am 25.3. erster AWACS-Flug über AFG mit dt. Beteiligung.

Lt. COM ISAF General Petraeus seien ca. 5.000 Taliban zur Aufgabe des bewaffneten Kampfes bereit. Das wäre nach ISAF-Schätzung ein Fünftel.

Am 23.3. in Nahr-e Saraj/Helmand zwei britische Soldaten durch IED getötet.

Am 22.3. Bekanntgabe von 7 Regionen durch Präsident Karzai, wo im Sommer die Sicherheitsverantwortung an die afg. Seite übergehen soll: (Provinz)Hauptstädte Mazar, Herat, Lashkar Gah (Helmand), Metherlam und Kabul, die Provinzen Bamyan und Panshir. Dieser ersten „Tranche" soll eine zweite im Oktober/November folgen. (Zur Sicherheitslage in Bamyan vgl. Friederike Böge „Angst in Afghanistans sicherster Provinz", FAZ 8.4.2011)

Am 22.3. in Chark/Logar zwei US-Soldaten durch indirektes Feuer getötet.

Am 17. und 19.3. in Helmand und Kandahar drei US-Soldaten getötet.

Am 15., 19. und 20.3. in Logar, Khost und Helmand drei US-Soldsten duch IED getötet.

Am 12.3. in Giyan/Paktika ein US-Soldat bei Feuergefecht getötet.

Am 11./12.3. in Helmand und Daykundi zwei US-Soldaten durch IED getötet.

Am 10.3. in Dand/Kandahar ein Cousin von Präsident Karzai irrtümlich von US-Sondereinheiten beim Sturm auf ein Haus erschossen.

Britische Regierung beschuldigt Iran der Waffenlieferungen für die Taliban. Britische Spezialeinheiten hätten in der Südprovinz Nimruz an der Grenze zu Iran 48 122-mm-Raketen aus iranischer Produktion (20 km Reichweite) beschlagnahmt.

„Der stärkste Stamm von Sangin" von Matthias Rüb (FAZ 10.3.): Im Oktober 2010 „übernahmen" die US-Marines den Horror-Distrikt Sangin/Helmand von den Briten, die allein in diesem Distrikt seit Frühsommer 2006 106 Soldaten verloren, ein Drittel der brit. Verluste in AFG. Das Marines-Bataillon verlor hier seit Oktober 29 Mann, 150 wurden verwundet. Die Taliban sollen hier ca. 400 Kämpfer verloren haben. Jetzt soll Sangin unter US-Kontrolle, soll der Markt wieder voller Leben sein. US-Verteidigungsminister Gates besucht Sangin am 9.3.

TAZ-Kommentar von Thomas Ruttig (Afghanistan Analysts Network/AAN) „Die Märchen der NATO": Die Regierungen der ISAF-Staaten „bemühen sich zurzeit, ein Narrativ für den geplanten Truppenabzug zu entwickeln: Nach einem (...) Strategiewechsel seien ANSF immer besser in der Lage, selber ihr Land gegen die Aufständischen zu schützen. Dass die UNO gerade 2010 als das für afg. Zivilisten tödlichste Jahr (...) nennt, spricht eine andere Sprache. (...) Alle Sicherheitsanalysten in den Kerngebieten des Aufstands bestätigen, dass sich die Kennziffern für wirklich erfolgreiche Aufstandssbekämpfung wie Zahl, geografische Ausdehnung und Wirkung gegnerischer Angriffe sich nicht positiv entwickeln. Aber weil man das in Brüssel und Washington nicht wahrhaben will, reden diese Analysten nur noch „off the records".(...) Die Afghanen kauften die NATO-Erfolgsstorys ohnehin nicht ab. Unter ihnen herrscht blanke Angst, wieder allein gelassen zu werden - mit den Taliban und Karsais korrupten Warlords." (10.3.2011)

Am 9.3. in Arghandabad und Zhelay/Kandahar zwei US-Soldaten durch IED getötet.

Am 7.3. in Behsud/Nangarhar zwei afg. Polizisten bei IED-Doppelanschlag getötet, 11 Polizisten und zwei Zivilpersonen verletzt.


Zu Teil 2.

Hin weis: 

Bericht als PDF-Datei.


Publikationsliste
Vortragsangebot zu Riga-Deportationen, Ghetto Riga + Dt. Riga-Komitee

Ende 1941/Anfang 1942 rollten Deportationszüge aus Deutschland und Österreich nach Riga.

1989 stieß ich auf die Spuren der verschleppten jüdischen Frauen, Männer und Kinder.

Mit meinem bebilderten Vortrag "Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga" stehe ich gern für Erinnerungsveranstaltungen und Schulen zur Verfügung. (Anlage)

Vorstellung der "Toolbox Krisenmanagement"

Von der zivilen Krisenprävention bis zum Peacebuilding: Die 53-seitige Broschüre stellt kompakt und klar auf jeweils einer Themenseite Prinzipien, Akteure und Instrumente des Krisenmanagements vor. Bei einem Kolloquium im Bundestag in Berlin wurde die Schrift einem Fachpublikum vorgestellt. Erstellt von AutorInnen des Zentrums Internationale Friedenseinsätze ZIF und der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP ist die "Toolbox" ein wichtiger Beitrag zur friedens- und sicherheitspolitischen Grundbildung auf einem Politikfeld, wo die Analphabetenrate in der Gesellschaft, aber auch in Medien und Politik sehr hoch ist. ... www.zif-berlin.de

zif
Auf dem Foto überreicht W. Nachtwei den AutorInnen seine 2008 erschienene Broschüre zur Zivilen Krisenprävention und Friedensförderung.

Mehr zur Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure bei der zivilen Konfliktbearbeitung u.a.:

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