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Genauer Hinsehen: Sicherheitslage Afghanistan (Lageberichte + Einzelmeldungen) bis 2019
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UNAMA-Jahresbericht 2017 zu Zivilopfern in Afghanistan: Erstmals Rückgang allgemein, ABER Anstieg bei komplexen Angriffen, davon 70% in Kabul, und gegen religiöse Stätten; Schiiten im Daesh-Visier

Veröffentlicht von: Nachtwei am 22. Februar 2018 12:45:57 +02:00 (68587 Aufrufe)

Erstmals seit Jahren gingen 2017 die Zivilopfer im Kontext des bewaffneten Konflikts zurück, sind aber immer noch auf einem Rekordniveau. Äußerst bedrohlich ist zugleich der enorme Anstieg bei Suizid- und komplexen Angriffen, insbesondere in Kabul,  und bei Angriffen auf religiöse Stätten, Führer und Gläubige. Daesh zielt auf Konfessionalisierung des Terrorkrieges. Hier die Zusammenfassung und Kommentierung des Berichts sowie ergänzende Informationen u.a. aus dem jüngsten SIGAR-Report. 

UNAMA-Jahresbericht 2017 zu Zivilopfern in Afghanistan

Erstmals seit Jahren Rückgang der Zivilopfer,

ABER: Opfer durch komplexe Attacken so viele wie nie, 70% davon in Kabul, Schiiten im Daesh-Visier

Winfried Nachtwei, MdB a.D. (18.2.2018)

Am 15. Februar 2018 veröffentlichte UNAMA ihren Jahresbericht 2017 „Schutz von Zivilpersonen im bewaffneten Konflikt“. Das Foto auf der Titelseite zeigt den beschädigten Eingang zur Imam Zaman Shi´a Moschee in Kabul, aus der ein Anschlagsopfer getragen wird. Am 25 Oktober 2017 hatte zuerst ein Selbstmordattentäter beim Freitagsgebet seine Sprengstoffweste gezündet, gefolgt von vier weiteren Attentätern mit automatischen Waffen und Handgranaten. 35 Zivilpersonen wurden dabei getötet und 65 verletzt.

https://unama.unmissions.org/sites/default/files/afghanistan_protection_of_civilians_annual_report_2017_final_150218.pdf )

(Vgl. auch die detaillierte Zusammenfassung und Kommentierung des UNAMA-Berichts am 15. Februar durch  Thomas Ruttig auf seiner Seite „Afghanistan Zhaghdablai“

https://thruttig.wordpress.com/2018/02/15/zivilopferzahl-in-2017-gesunken-und-was-heute-in-afghanistan-noch-so-passierte/ ; Kate Clark, Co-Dir. AAN, https://www.afghanistan-analysts.org/nine-per-cent-reduction-in-civilian-casualties-in-2017-better-news-but-still-bad/

meine Zusammenfassung +Kommentare der UNAMA-Berichte seit 2013 und weitere Beiträge zur Sicherheitslage AFG seit August 2007 auf  http://nachtwei.de , linke Spalte).

(A) UNAMA-Report 2017 - Zusammenfassung

(1) Für 2017 meldet UNAMA im Kontext des bewaffneten Konfliktes 10.453 Zivilopfer, 3.438 Tote und 7.015 Verletzte. Nachdem die Zahl der Zivilopfer seit 2013 jedes Jahr gestiegen war (allein 2014, dem ISAF-Abzugsjahr, um rd. 20%), gingen die Zivilopfer in 2017 erstmalig zurück, um 9% insgesamt (bei Toten um 2%, bei Verletzten um 11%).

(Die tatsächliche Zahl der Zivilopfer ist höher, da sie nicht in allen Landesteilen verlässlich mit jeweils drei verschiedenen und unabhängi8gen Quellen erfasst werden können. Die Höhe der Dunkelziffer ist unbekannt.)

Der Rückgang der Zivilopfer insgesamt lag hauptsächlich am Rückgang der Zivilopfer bei Bodenkämpfen, dabei des Einsatzes von indirektem Feuer (v.a. Mörser).

(2) Einen Anstieg der Zivilopfer um 17% gab es hingegen bei Suizid- und komplexen Angriffe (zwei und mehr Angreifer, zwei und mehr Waffentypen, darunter Suizidattentäter): 57 solcher Attacken verursachten 605 Tote und 1.690 Verletzte, die höchste Zahl durch diese Taktik seit 2009. In 2017 gingen 22% aller Zivilopfer auf das Konto von Suizid- und komplexen Attacken. In Kabul kamen bei Suizid- und komplexen Attacken allein 440 Zivilpersonen um`s Leben, wurden 1.172 verletzt. Das waren 70% aller Zivilopfer durch diese Taktik (17% der Zivilopfer landesweit). Die Bevölkerung der Hauptstadt ist damit so sehr im Visier von Terrorangriffen der Aufständischen wie nie zuvor.

Beunruhigend ist der Anstieg von Angriffen auf religiöse Orte, Führer und Gläubige: eine Verdreifachung der Angriffe in 2017 auf 38, Verdoppelung der Ziviltoten auf 202 und Zunahme der Verletzten um 30%. 83% dieser Zivilopfer (161 Tote, 257 Verletzte) entstanden bei acht Angriffen auf schiitische Stätten und Gläubige. Für sechs dieser Angriffe reklamierte der „Islamic State Khorasan Province“ (ISKP, auch Daesh) ) die Verantwortung, vier ereigneten sich in Kabul und zwei in Herat. Weitere zwei Daesh-Angriffe richteten sich gegen Schiiten außerhalb religiöser Stätten. Allein der Angriff auf eine politische Versammlung von Aktivisten, Studenten und Menschenrechtsverteidigern am 28. Dezember 2017 in einem schiitischen Kulturzentrum in überwiegender Hazara-Nachbarschaft forderte 42 Tote und 77 Verletzte.

“Afghan civilians have been killed going about their daily lives – travelling on a bus, praying in a mosque, simply walking past a building that was targeted. The people of Afghanistan, year after year, continue to live in insecurity and fear, while those responsible for ending lives and blighting lives escape punishment. Such attacks are prohibited under international humanitarian law and are likely, in most cases, to constitute war crimes. The perpetrators must be identified and held accountable.” Zeid Ra’ad Al Hussein, United Nations High Co

missioner for Human Rights, Geneva, February 2018.

(3) Luftwaffeneinsätze forderten 631 Zivilopfer, 295 Tote und 336 Verletzte, das entsprach 6% aller Zivilopfer. In 2017 nahmen die Zivilopfer durch Luftwaffeneinsätze um 7% zu und erreichten damit den höchsten Wert seit Beginn der systematischen UNAMA-Zählung in 2009.

Seitdem forderte der bewaffnete Konflikt in Afghanistan insgesamt (mehr als) 28.291 zivile Todesopfer und 52.366 zivile Verletzte.

(4) Besondere Merkmale des Jahres 2017 im Hinblick auf Zivilopfer sind:

  • Der Rückgang von Zivilopfern bei Bodenkämpfen durch Maßnahmen vor allem der afghanischen Sicherheitskräfte (ANDSF), aber auch der Taliban.
  • Die Entgrenzung und Radikalisierung von Terrorangriffen (Suizid und komplex) gegen die Zivilbevölkerung, insbesondere Schiiten/Hazara, angetrieben von Daesh, vor allem in der besonders gesicherten Hauptstadt und unter den Augen der Medien. Die politisch-psychologische Schreckensbotschaft: Menschen zerfetzende Blutbäder können jederzeit an jedem Ort geschehen, nichts ist heilig, die Regierung/ANDSF können es trotz Hochsicherheitstrakt im Zentrum von Kabul nicht verhindern, können einen Mindeststandard an physischer Sicherheit nicht gewährleisten – Ohnmacht!
  • Anstieg und Höchstwert der Zivilopfer durch Luftoperationen.

(5) In den ersten Wochen 2018 setzte sich die Terrorwelle in Kabul fort:

04.01. Selbstmordanschlag bei einem Polizeieinsatz gegen den Handel mit Alkohol und Schmuggelwaren;  mit 20 Toten und 30 Verletzten;

20.01. Angriff von sechs schwerbewaffneten Taliban auf das Intercontinental Hotel und 15-stündige Belagerung, 40 Tote, darunter die 66-jährige Brigitte Weiler vom Verein Cabilla aus Baden-Württemberg ( http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.taliban-angriff-auf-luxushotel-helferin-aus-dem-suedwesten-stirbt-in-kabul.4e5cd298-33b1-4c04-a4bc-4ad9a3e99c49.html ). Die Taliban übernehmen die Verantwortung.

23.01. In Dschalalabad Angriff auf das Büro von „Save the Children“, drei Tote, 50 MitarbeiterInnen überleben in einem Schutzraum; Daesh übernimmt die Verantwortung.

27.01. Im Kabuler Berufsverkehr wird ein mit Sprengstoff beladener Krankenwagen zur Explosion gebracht, 103 Tote, 235 Verletzte. Die Taliban übernehmen die Verantwortung. (https://www.nytimes.com/2018/01/27/world/asia/afghanistan-kabul-attack.html )

29.01. Fünf IS-Kämpfer dringen nachts in eine Kaserne in Nähe der Militärakademie ein und töten elf Soldaten.

Thomas Ruttig spricht hier zu Recht von einem regelrechten „Terrorwettbewerb“ zwischen Taliban und örtlichen Splittergruppen, die sich dem Daesh angeschlossen haben. (02.02.2018, https://thruttig.wordpress.com/2018/02/02/der-afghanische-terrorwettbewerb-taz-1-2-18/  )

(B) Einzelne Aspekte

(1) Opfergruppen

Die Zahl der Zivilopfer unter Frauen stieg ggb. 2016 um knapp 1%, bei Toten um 5%. Im Kontext von Suizid- und komplexen Angriffen verdoppelte sich die Zahl der weiblichen Opfer.

Einzelne Frauen wurden unter den Vorwürfen Unterstützung der Regierung, „unmoralische Handlungen“ und Dienst als Polizistin angegriffen und getötet. In der Provinz Faryab wurde eine 25-jährige Frau erschossen, weil sie in einem Taxi ohne näheren männlichen Angehörigen gefahren war.

Die Zahl der weiblichen Opfer durch Luftoperationen stieg um 22%.

Unter Kindern gab es 861 Tote und 2.318 Verletzte, hauptsächlich bei Bodenkämpfen und durch Druckplatten-IED`s, die unterschiedslos wie Antipersonenminen wirken. Insgesamt gab es bei Kindern ggb. dem Vorjahr ein Rückgang der Opferzahl um 10%. 44% der Opfer unter Kindern gingen auf das Konto der Taliban, 29% auf das von Proregierungskräften. Die Opfer unter Kindern bei Luftoperationen nahmen um 33% auf 114 Tote und 152 Verletzte zu.

Religiöse Stätten, Führer und Gläubige: Die Angriffe regierungsfeindlicher Kräfte auf sie verdreifachten sich in 2017, die Zahl der Toten verdoppelte sich, die Gesamtzahl der Zivilopfer stieg um 32%. Dieser Trend begann 2016 und setzte sich 2017 fort. (vgl. UNAMA Special Report „Attacken gegen religiöse Stätten, religiöse Führer und Gläubige“ vom 7. November 2017, http://unama.unmissions.org/protection-of-civilians-reports ).

 Gesundheitseinrichtungen und –personal wurden von 75 Sicherheitsvorfällen mit 65 Zivilopfern (31 Tote, 34 Verletzte) betroffen. In 2016 waren es 120 Vorfälle mit 10 Toten und 13 Verletzten. Die meisten Opfer forderte der Angriff auf das Mohammad Sardar Daud Khan Hospital in Kabul am 8. März (26 Tote und 22 Verletzte). Sieben Vorfälle gingen von Pro-Regierungskräften aus, die sich Eingang zu den Einrichtungen verschaffen wollten, nach Taliban suchten.

Zeitweilig mussten 147 Gesundheitseinrichtungen nach Drohungen geschlossen werden (in 2016 20), z.B. 46 Kliniken in allen Distrikten von Uruzgan über zweieinhalb Monate.

Auf humanitäre Minenräumer gab es zwei Angriffe mit drei Toten.

Polio-Impfungen: Afghanistan ist eins von zwei Ländern weltweit, in denen es neue Fälle der hochansteckenden Viruserkrankung gibt. Im Unterschied zu 2016 hat sich die Zugänglichkeit von Provinzen für die Impfkampagne verbessert: In der Provinz Kunduz waren 176.000 Kinder wieder erreichbar. Im Osten waren aber schätzungsweise 23.000 Kinder über drei Jahre nicht erreichbar. Allerdings: In 2017 wurde niemand der 60.000 MitarbeiterInnen der Impfkampagne attackiert.

Interne Vertriebene/Flüchtlinge (IDP): In 2017 flohen 445.335 Menschen aus ihren Häusern. In den Regionen Nord und Nordost wurden in 2017 139.900 IDP`s registriert, in Ost 140.205, in West 69.999. ( OCHA Weekly Field Report 25.-31.12.2017, https://www.humanitarianresponse.info/system/files/documents/files/20171231_afghanistan_weekly_field_report_25_-_31_december_2017_en_0.pdf )

2016 war die Zahl der IDP`s landesweit um 66% auf 635.000 gestiegen. Die meisten IDP`s gab es im Nordosten mit 203.320. Amnesty International nennt in seinem Welt-Jahresbericht 2017/2018 2 Mio. IDP`s insgesamt in Afghanistan 2017, rund 2,6 Mio. Flüchtlinge im Ausland.

(2) Verantwortliche

Für 65% aller Zivilopfer (2.303 Tote, 5.665 Verletzte) macht UNAMA regierungsfeindliche Kräfte verantwortlich (42% Taliban, 10% Daesh, 13% unbestimmt und andere regierungsfeindliche Kräfte), ggb. 2016 ein Rückgang um 3%. Während die Daesh zugeschriebenen Zivilopfer um 11% zunahmen, gingen die den Taliban zurückgeschriebenen um 12% zurück. Das lag hauptsächlich an einem Rückgang der Taliban-Zivilopfer durch ferngesteuerte IED`s um 40% und durch Suizid- und komplexe Attacken um 22%.

83% der Zivilopfer von Daesh entfiele auf Suizid- und komplexe Angriffe.

Acht Angriffe von Daesh auf schiitische Stätten forderten 418 Zivilopfer (161 Tote, 257 Verletzte). Beim Angriff  auf ein schiitisches Kulturzentrum in Kabul am 28. Dezember beanspruchte die Daesh-Nachrichtenagentur „Amaq“ die Tötung von über 220 schiitischen Personen.

Selbsternannte Daesh-Kämpfer (ohne formelle Beziehung zu Daesh) agierten in den Provinzen Ghor, Jawzjan und Sar-i Pul. Bei gezielten Tötungen starben neun Menschen.

 Pro-Regierungskräfte sind laut UNAMA verantwortlich für 20% aller Zivilopfer (745 Tote, 1.363 Verletzte), davon 16% durch ANDSF, 2% durch Internationales (=US-)Militär, 1% durch bewaffnete Gruppen, insgesamt ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 23%. Zu 53% aller Zivilopfer der Pro-Regierungskräfte kam es bei Bodenkämpfen, wo die Zivilopfer aber um 37% zurückgingen. 30% der Zivilopfer der Pro-Regierungskräfte entfiel auf Luftwaffeneinsätze, mit einem Anstieg um 7%.

Bei 68 Einsätzen der Afghanischen Luftwaffe (sie verfügt inzwischen über 56 Luftfahrzeuge mit Eignung für Offensivoperationen) kam es zu 309, Zivilopfern (99 Tote, 210 Verletzte), ein Anstieg um 24%.

Bei 50 Einsätzen der US-Luftwaffe kam es zu 246 Zivilopfern (154 Tote, 92 Verletzte). 2016 waren es 235 Zivilopfer bei 39 Operationen.

Allein auf die Distrikte Chahar Darreh/Kunduz, Deh Bola/Nangarhar und Sangin/Helmand entfielen mehr als 50% der Zivilopfer durch Luftoperationen.

(3) Kontexte und Taktiken

Zu 22% aller Zivilopfer kam es bei Suizid- und komplexen Angriffen, 18% durch ferngesteuerte IED`s. Nach Kabul geschahen Suizid- und komplexe Angriffe, zu denen sich die Taliban bekannten,  vor allem in Paktya und Helmand: einmal in Gardez und dreimal in Lashkar Gah/Helmand gegen Filialen der New Kabul Bank zum Zeitpunkt der Soldauszahlung für Angehörige der Sicherheitskräfte.

UNAMA konstatiert, dass Angriffe gegen die Zivilbevölkerung und der unterschiedslose Einsatz von Suizid-IED-Taktiken gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen und als Kriegsverbrechen gewertet werden können.

Auf Bodenkämpfe entfielen 33% der Zivilopfer, gegenüber dem Höchststand von 2016 ein Rückgang um 19%., obwohl das Niveau der Kämpfe fast gleich blieb.  Als Gründe für den Rückgang nennt UNAMA signifikante Maßnahmen der ANDSF zum Schutz der Bevölkerung (Vorschriften, Training, eingeschränkter Mörsereinsatz), aber auch Flucht von Bevölkerung aus andauernden Kampfgebieten, keine großen Angriffe auf Provinzzentren und weniger Angriffe auf Distriktzentren wie 2016, veränderte Taktiken und Warnungen vor bevorstehenden Operationen von beiden Seiten.

Gezielte Tötungen führten zu 11% der Zivilopfer.

Bei Luftoperationen kam es zu 6% aller Zivilopfer: 99 Tote und 210 Verletzte bei Einsätzen der jungen afghanischen Luftwaffe, 154 Tote und 92 Verletzte bei Einsätzen der US-Luftwaffe. Eine Zunahme um 7%.

Im Kontext gezielter Tötungen durch regierungsfeindliche Kräfte kam es zu 1.032 Zivilopfern, davon 650 Tote (+13%) und 382 Verletzte (-30%). Für die große Mehrheit der gezielten Tötungen macht UNAMA die Taliban verantwortlich.

255 Entführungsfälle im Kontext des bewaffneten Konflikts betrafen 1.005 Zivilpersonen.

(4) Provinzen

 In 22 der 34 Provinzen ging in 2017 die Zahl der Zivilopfer zurück, in 12 Provinzen nahm sie zu vor allem durch Suizid- und komplexe Angriffe in bewohnten Gebieten. In Kabul gingen 88% aller Zivilopfer auf das Konto von Suizid- und komplexen Angriffen.

Nach Kabul gab es die meisten Zivilopfer in Helmand, Nangarhar, Kandahar, Faryab, Uruzgan, Herat, Paktya, Kunduz, Laghman.

Erstmalig veröffentlicht UNAMA eine Tabelle zu den Zivilopfern, Trend, wichtigste verursachende Taktiken für jede Provinz:

1. Kabul: 1.831 Zivilopfer (479 Tote, 1.352 Verletzte) bei a) Suizid/Komplex, b) IED, c) gezielten Tötungen, Trend ggb. 2016 +4%

2. Helmand: 991 (386, 605) bei Bodenkämpfen, IED, Suizid/Komplex, +10%

3. Nangarhar: 862 (344, 518) bei Bodenkämpfen, IED, gezielten Tötungen, +1%

4. Kandahar: 716 (271, 445), bei IED, Bodenkämpfen, Landminen/Blindgängern, -18%

5. Faryab: 639 (182, 457) bei Bodenkämpfen, IED, gezielten Tötungen, +7%

6. Uruzgan: 575 (87, 488) bei Bodenkämpfen, IED, Luftangriffen, -26%

7. Herat: 495 (238, 257) bei IED, Suizid/Komplex, gezielten Tötungen, +37%

8. Paktya: 491 (116, 375) bei Suizid/Komplex, gezielten Tötungen, Bodenkämpfen, +154%

9. Kunduz: 377 (93, 284) bei Bodenkämpfen, Luftangriffen, IED, -41%

15. Baghlan: 222 (66, 156) bei Bodenkämpfen, Blindgängern/Landminen, gezielten Tötungen, -38%

20. Balkh: 129 (52, 77) bei IED, Bodenkämpfen, Blindgängern/Landminen, -68%

21. Jawzjan: 118 (46, 72) bei Bodenkämpfen, gezielten Tötungen, IED, -47%

22. Sar-e Pul: 108 (67, 41) bei gezielten Tötungen, Bodenkämpfen, IED, +11%

25. Takhar: 98 (36, 62) bei Bodenkämpfen, Blindgängern/Landminen, Luftangriffe, -8%

28. Badakhshan: 61 (21, 40) bei Bodenkämpfen, IED, gezielten Tötungen, -64%

33. Bamyan: 4 (0, 4) bei Drohungen, Blindgängern/Landminen, Bodenkämpfen, -60%

34. Panjshir: 0, 0%

(C) Ergänzungen zur Sicherheitslage

(1) Thomas Ruttig/AAN, More-violent-more-widespread-trends-in-afghan-security-in-2017,28.01.2018, https://www.afghanistan-analysts.org/more-violent-more-widespread-trends-in-afghan-security-in-2017/

(2) „US officials estimate Taliban strength at a minimum of 60.000 fighters“, so am 31.01.2018 der Titel eines Artikels von Bill Roggio im Long War Journal. 2014 lagen die Schätzungen offizieller Quellen bei 20.000. ( https://www.longwarjournal.org/archives/2018/01/us-officials-estimate-taliban-strength-at-a-minimum-of-60000-fighters.php )  Zwei Tage später berichtete LWJ über ein Video, das am 30.01.2018 auf der Talibanseite veröffentlicht worden war: 19:55 Minuten „Werbung“ für das Abi Bahr Siddique Training Camp: https://www.longwarjournal.org/archives/2018/02/taliban-promotes-abu-bakr-siddique-training-camp.php 

(3) „Plastikrosen in Zellophan: Sie nennen es „strategisches Patt“. Im 17. Jahr am Hindukusch will der Westen nur noch eines: die Macht der Taliban eindämmen. Bundeswehr und US-Streitkräfte operieren dabei in zwei Welten.“ SPIEGEL-Reportage vonMatthias Gebauer und Konstantin von Hammerstein, 10.02.2018, https://www.pocketstory.com/der-spiegel/plastikrosen-zellophan .

(4) Taliban als Ordnungsfaktor und Sicherheitsalternative? Unter dem Titel„Schöner wohnen mit den Taliban“ berichtete die WELT am SONNTAG am 21.01.2018  von einer neuen Taliban-Strategie im Distrikt Chahar Darrah/Provinz Kundus: „Im vergangen Frühjahr ließen die Taliban neue Straßen und Brücken bauen und pflanzten mit den Bauern Bäume. Sie beendeten die Straßenkriminalität und schlugen marodierende Arbaki-Milizen in die Flucht, die immer wieder die Häuser von Bauern überfielen. (…) In den Distrikten herrschr Freude über die neue Stabilität. „Wir können nachts wieder die Häuser verlassen und brauchen keine Sorge zu haben, dass wir überfallen werden“, sagt der Farmer Dawood aus Isa Khel. (…)“ An der einst von den Deutschen errichteten Zainal Abidin School würden Jungen und Mädchen unterrichtet. Die Taliban hätten nichts dagegen.  ( https://www.welt.de/politik/ausland/article172676772/Afghanistan-Schoener-wohnen-mit-den-Taliban.html )

(Anm.: Die Glaubwürdigkeit des Artikels kann ich nicht beurteilen. Wenn er in den Grundaussagen zutrifft, wäre wichtig zu wissen, ob es sich hier um eine punktuelle Entwicklung handelt oder ob es eine Tendenz in verschiedenen Distrikten, vielleicht sogar landesweit ist.)

(5) Talibanangriff auf Militärstützpunkt in der Provinz Farah (West) in der Nacht auf den 24. Februar: mehr als 20 ANA-Soldaten getötet.(https://www.longwarjournal.org/archives/2018/02/as-security-in-farah-worsens-taliban-stage-deadly-attack.php 

Provinz Helmand: Lokale Vertreter der ANDSF sprechen von mehr als 2.000 Toten und Verwundeten unter den Taliban in 2017, 10.02.2018. (https://www.tolonews.com/afghanistan/2017-was-deadly-year-taliban-helmand 

Provinz Helmand: Bewohner und zivilgesellschaftliche Aktivisten kritisieren, die Regierung habe dabei versagt, die Taliban aus der Provinz zu vertreiben. Die Distrikte Baghran und Disho seien seit 14 Jahren unter Kontrolle der Taliban, die Distrikte Nawzad, Mosa Qala und Khanshin über mehr als drei Jahre. Nur die Zentren von Sangin, Kajaki, Gamsesr, Washir und Marjah seien unter Regierungskontrolle. Auch in der Provinzhauptstadt sei die Präsenz der Taliban evident. ( https://www.tolonews.com/afghanistan/residents-ask-govt-clear-helmand-taliban

https://www.tolonews.com/afghanistan/residents-ask-govt-clear-helmand-taliban

Provinz Helmand: Laut Afghanistan Independent Human Rights Commission (AIHRC) forderte der bewaffnete Konflikt in der Provinz in 2017 mehr als 1.900 Zivilopfer, davon mehr als 200 Tote. (https://www.tolonews.com/afghanistan/1900-civilians-killed-and-wounded-helmand-one-year

(6) Jüngster SIGAR-Quartalsbericht vom 30.01.2018 (Special Inspector General for Afghanistan Reconstruction) to the US-Congress, ( https://www.sigar.mil/pdf/quarterlyreports/2018-01-30qr.pdf#page=60 ) und andere Quellen:

(a) Der SIGAR-Report zitiert US-General Nicholson, Kommandeur von Resolute Support und USFOR-A, der im November mitgeteilt habe, er und Präsident Ghani sähen die ANDSF an einem positiven Wendepunkt im Krieg gegen den Aufstand. ER schrieb die letzten Erfolge auf dem Gefechtsfeld der zunehmend offensiven Haltung der ANDSF und den ausgeweiteten Befugnissen des US-Militärs unter Präsident Trumps neuer Südasien-Strategie zu. Erstmalig hätten die ANA und das neu gebildete ANA Special Operations Command (ANASOC) simultan Offensivoperationen in allen sechs Korps-Regionen durchgeführt. Zusätzlich führten die erweiterten Befugnisse der US-Streitkräfte zu einem signifikanten Anstieg der US-Luftschläge und Spezialoperationen. Im Oktober hätten sich die Bombenabwürfe auf Taliban- und IS-K-Ziele ggb. Oktober 2016 verdreifacht. Von Juni bis November 2017 hätten US-Spezialkräfte 2.175 Bodenoperationen und 261 Luftschläge im Rahmen der US-Antiterrror-Mission Sentinel und der Beratungsmission für ANASOC.

(Lt. AFCENT Airpower Summary wurde in 2007 4.361 „weapons released“, in 2016 1.337, 2015 947, 2012 4.083; im Dezember 2017 455, Dez. 2016 65, 2012 202; im Januar 2018 321, Jan. 2017 54;  http://www.afcent.af.mil/About/Airpower-Summaries/  ) Die Mehrzahl der Luftschläge geschahen in Helmand und Nangarhar.

Am 6. Februar 2018 meldeten Resolute Support und Long War Journal Luftschläge gegen Trainingseinrichtungen der Taliban in der NO-Provinz Badakhshan im Distrikt Warduj. Die Camps sollen auch von der angeblich Al-Qaida-assoziierten East Turkistan Islamiv Movement (ETIM) und anderen Terrorgruppen genutzt worden sein. Ein B-52-Langstreckenbomber warf 24 Präzisionsbomben auf Kampfpositionen der Taliban.)

Um eine zentrale Einkommensquelle der Aufständischen zu reduzieren, starteten die US- und Afghanische Luftwaffe Luftangriffe auf die Opiumindustrie der Taliban mit ihren geschätzt 400-500 Anlagen. Am 10. November seien allein 19 Drogenlabore zerstört worden.

(Vgl. den Kommentar der International Crisis Group „U.S. Bombing of Afghan Drug Labs Won`t Crush the Taliban“ von Brohan Osman, 11.122.2017, https://www.crisisgroup.org/asia/south-asia/afghanistan/afghanistans-poppy-boom-isnt-all-talibans-fault  )

(b) Im Dezember 2017 billigte der Kongress den „Fiscal Year 2018 National Defense Authorization Act“ (NDAA) – und damit 4,9 Mrd. US-$ (674 Mio. US-$ mehr als für 2017) zur Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte. Die Regierung wurde aufgefordert, den zuständigen Ausschüssen von Senat und Repräsentantenhaus bis 1. Juni eine Bewertung der Fortschritte der afghanischen Regierung im Hinblick auf die geteilten Sicherheitsziele vorzulegen.

(c) Die sehr informative und kritische SIGAR-Berichterstattung wird jetzt dadurch beeinträchtigt, dass Resolute Support und USFOR-A die seit zwei Jahren nicht klassifizierten Informationen zur Kontrolle von Distrikten, Bevölkerung und Gebieten eingestuft haben. Dasselbe gilt für die exakten Ist- und Sollstärken sowie „Schwundraten“ (attrition) der ANDSF. Zum zweiten Mal wurden weitere für die Bewertung der ANDSF zentrale Daten eingestuft (z.B. zur Bewertung der Leistungsfähigkeit der ANDSF, zur Nachwuchsgewinnung und den ANDSF-Verlusten). Eingestuft wurden geforderte Informationen zum Anstieg der Luftschläge seit Mitte 2017 und die Zahl von Zivilopfern bei Luftschlägen in 2017.

(d) SIGAR zitiert den Dezember-Bericht des UN-Generalsekretärs, der für die ersten elf Monate 2017 mehr als 21.105 Sicherheitsvorfälle zählte, 1% mehr als der Vorjahreszeitraum. In den Quartalen des Jahres 2017 geschahen zwischen 55,6 und 70,9 Sicherheitsvorfälle pro Tag.

USFOR-A zählt demgegenüber für die ersten elf Monate 23.984, ein 2%-Rückgang ggb. dem Vorjahreszeitraum. Für das letzte Quartal nennt USAFOR-A einen Rückgang um 29%.

Lt. UN starteten die Taliban im letzten Quartal multiple, großangelegte Operationen zur Eroberung von Distriktzentren. Zeitweilig überrannt wurden Maruf in Kandahar, Andar in Ghazni, Shib Koh in Farah und Shahid-i Hasa in Uruzgan. In jedem Fall konnten die Taliban zurückgeschlagen werden. Die ANDSF gewannen auch Ghorak/Kandahar zurück, das die Taliban seit November 2016 kontrollierten.

(Lt. Long War Journal 31.01.2018 habe das Pentagon dem Mediendruck z.T. nachgegeben und zur Kontrolle der Distrikte informiert: Ggb. dem letzte Stand von August 2017 hätte die Taliban Kontrolle über vier weitere Distrikte gewonnen und kontrollierten nun 53 der insgesamt 407 Distrikte. 122 seien weiterhin umkämpft.

Laut einer aktuellen BBC-Studie, basierend auf monatelangen Vor-Ort-Ermittlungen und überprüft vom Afghanistan Analysts Network/AAN bedrohen die Taliban 70% von Afghanistan. Die Taliban würden 14 Distrikte (4%) voll kontrollieren, in 263 Distrikten zeigten sie aktive und offene Präsenz (66%) zwischen „high“ (zwei Attacken/Woche in 15% der Distrikte), „medium“ (drei/Monat in 20%) und „low“ (eine Attacke in drei Monaten in 31%).

Daesh-Präsenz gebe es in 30 Distrikten, darunter auch in Khanabad/Provinz Kunduz.

In 122 Distrikten (>30%) habe die Regierung die volle Kontrolle. Hier lebe rund die Hälfte der Bevölkerung. („Taliban threaten 70% of Afghanistan, BBC finds“, BBC World Service Kabul, 31.01.2018, http://www.bbc.com/news/world-asia-42863116)

(e) Die Erfassung von Zivilopfern erfolgt bei UNAMA und Resolute Support unterschiedlich: UNAMA stützt sich auf Besuche vor Ort und Gespräche mit Opfern, Zeugen und lokalen Führern. Resolute Support bezieht sich auf Berichte der Regionalkommandos und der ANDSF. RS zählt für das halbe Jahr von Anfang Juni bis Ende November 4.474 Zivilopfer, ein Anstieg um 13% ggb. dem Vorjahrszeitraum.

Verluste der Konfliktparteien: Die New York Times meldete am 27.01.2018, in 2017 seien rund 10.000 Angehörige der ANDSF getötet und mehr als 16.000 verwundet worden. Die Verluste der Taliban sollen in ähnlicher Höhe sein.

Die „Abnutzungsquote“ der ANA lag nach verlässlichen Quellen vor wenigen Jahren bei 30% im Jahr: davon 10-15% Gefallene und Verwundete, 70% Entfernung von den Streitkräften, 10% reguläres Ausscheiden.

(f) Afghanische und Internationale Truppen: Erstmalig gibt es nähere Informationen zu dem seit Sommer 2012 aufgestellten Special Mission Wing der afghanischen Armee. Das Geschwader dient der Unterstützung von Counternarcotic, Counterterrorism und Special Operations. Sie umfasst vier in Kabul, Kandahar und Mazar stationierte Staffeln u.a. mit 33 Mi-17-Helicoptern (58 Piloten) und 18 schweizerischen P-12-Flugzeugen (33 Piloten).

Zzt. stehen nach der letzten Verstärkung um 3.000 Soldaten 14.000 US-Soldaten im Land im Rahmen der US-Operation Freedom`s Sentinel (OFS). 7.400 von ihnen sind Resolute Support zugeteilt. Die „Nur“-OFS-Kräfte sind vorgesehen für Luftoperationen, Training der afghanischen Spezialkräfte und Antiterroroperationen. Im Februar kommen zusätzlich 1.000 Soldaten von Security Forces Assistance Brigades nach Afghanistan, Sie sollen primär als combat advisers in den ANDSF wirken.

Die 39 weiteren NATO- und Nicht-NATO-Mitgliedsstaaten von RS stellen 7.100 Soldatinnen und Soldaten.

Bis Ende November 2017 fielen elf US-Soldaten im Einsatz, wurden 99 verwundet. Die Gefallenenzahl hat sich damit ggb. dem Vorjahreszeitraum 2016 und 2015 verdoppelt.

(g) Im August 2017 startete der neue Afghanistan (Kabul) Compact zwischen der afghanischen Regierung, der US-Botschaft in Kabul und USFOR-A. Die afghanisch-geführte Initiative soll die Reformverpflichtung der Regierung demonstrieren und hat den Anspruch eines whole-of-government- und condition-based approach. Im Sicherheitsteil sind 257 messbare benchmarks für 37 Handlungsfelder formuliert.

https://www.pajhwok.com/en/2017/08/25/us-welcomes-launch-afghan-compact

(D) Ergänzungen zu anderen Politikfeldern

Laut SIGAR-Quartalsbericht vom 30.01.2018, ( https://www.sigar.mil/pdf/quarterlyreports/2018-01-30qr.pdf#page=60 )

Kapitel GOVERNANCE CONTENTS, S. 119-153

- Key Issues and Events

- U.S. Reconstruction Funding for Governance

- Afghanistan Compact

- Electoral Reform

- Reconciliation and Reintegration*

- U.S. Assistance to the Afghan Government Budget

- National Governance

- Subnational Governance

- Rule of Law and Anticorruption

- Human Rights

- Refugees and Internal Displacement

- Gender

Kapitel ECONOMIC AND SOCIAL CONTENTS, S. 155-191

- Key Issues and Events

- U.S. Reconstruction Funding for Governance and Economic and Social Development

- Economic Profile

- Banking and Finance

- U.S. Economic and Development Support

- Essential Services and Development

- Economic Growth

- Education

- Health

Kapitel COUNTERNARCOTICS S. 193-211

- Key Issues and Events

- U.S. Reconstruction Funding for Counternarcotics

- Interdiction and Eradication

- Alternative Development

- Drug Demand Reduction

* „RECONCILIATION AND REINTEGRATION

The U.S. and Afghan governments agree that the best way to ensure lasting peace and security in Afghanistan is reconciliation and a sustain-able political settlement with the Taliban.

However, according to the UN Secretary-General, there was no discernible progress on peace talks between the Afghan government and the Taliban this quarter.State also reports that there have been no new developments in the Taliban’s position on reconciliation.

In its annual survey, the Asia Foundation found that only half of the Afghan respondents (52.3%) believed that reconciliation with the Taliban is possible. Additionally, approximately 15.7% of respondents expressed either “a lot” or “a little” sympathy for the Taliban.

According to State, the Afghan government will announce a new a whole-of-government peace strategy at the Kabul Process Conference on February 1, 2018.

However, the UN Secretary-General reported that the High Peace Council (HPC) finalized its strategic plan this quarter. This plan reportedly stipulates that the Afghan government will not negotiate from a position of weakness. The plan also calls for peace talks to be hosted in Kabul, with no international intermediaries.

In December, a senior HPC official said the Taliban could open a representative office either in Kabul or in a country of their choice. The same official said the Afghan government was ready to begin a peace process without any preconditions.

Afghanistan’s strategic plan for peace and reconciliation envisions an Afghanistan free of violence and armed conflict, where social cohesion prevails over fragmentation, and state institutions have the capacity to mediate as and when needed. The primary objectives of the plan are:

  1. armed opposition groups reconcile to a peaceful political and social life through inter-Afghan dialogue and negotiations
  2. national consensus and public mobilization to garner support for Afghan-led solutions
  3. community security and stabilization enhanced through community-based peace and stability initiatives
  4. implement peace agreements with armed opposition groups after negotiated settlements
  5. institutionalize and reinforce Afghan capacities for peace. According to the HPC, objectives 2 and 5 were the priorities for 2017.

According to State, the Afghan government continues to work through the HPC to prepare the Afghan public for negotiations with the Taliban through extensive outreach efforts in all 34 provinces.

The HPC reported that they sent delegations to 12 provinces between September and

November 2017. These delegations held 48 events to meet with religious scholars, political and tribal leaders, university students, and representatives of victims of war. The HPC identified representatives of each group for future collaboration. The HPC claimed these efforts have created a nationwide momentum for peace, which it called a “revolution for peace.”

Additionally, the HPC reported that the Taliban rank and file desire to join the peace process. According to HPC-collected reports, there are a “huge number” of armed opposition fighters who wish to stop fighting.

State said the HPC has significantly reformed and streamlined their staffing structures, held ambitious outreach activities to assess social attitudes toward reconciliation, documented challenges, mobilized support for reconciliation, and developed the capacity to facilitate the reconciliation process.

State believes that the meetings held by the HPC ensures that the perspectives of women, youth, religious leaders, and civil society are heard.

In December 2017, the HPC organized a gathering of 700 religious scholars, clerics, and prominent religious figures to discuss the war in Afghanistan. The participants unanimously called on the Afghan government to be more tolerant and patient towards the Taliban; refrain from using harsh words when describing the Taliban; increase its fight against moral and administrative corruption; ensure the Afghan security forces (labeled the “true protectors of [the Afghan] nation”) remain apolitical; control media outlets to prevent programs that are in conflict with religious, cultural, and national values; and address causes of conflict such as narcotics trafficking, illegal mining, and smuggling alcoholic beverages. The participants also called on the Taliban to put forward their demands for peace, eject all members who have ties with international terrorism, and

renounce violence as this would remove the justification for the continued presence of international forces.

President Ghani reportedly accepted the demands and expressed hope that the Taliban would do so as well.

State has provided $3.9 million to the UNDP to support reconciliation (including the activities of the HPC). While this support was originally planned to last through 2017, State and other donors are currently in discussions with UNDP and the Afghan government on extending a UNDP pilot project through March 2018. According to State, a new UNDP peace and reconciliation-related project should then cover the remainder

of 2018.

In September 2016, the Afghan government finalized a peace agreement with Gulbuddin Hekmatyar’s Hezb-e Islami Gulbuddin (HIG) insurgent group.

When the peace deal with HIG was announced, some expressed hope that reconciling with Hekmatyar could facilitate a broader peace.

President Ghani, for example, said upon signing the agreement, “This day starts the subsiding of war in Afghanistan and the beginning of rebuilding it.

According to State, however, the peace agreement with HIG thus far has had no definitive impact on the reconciliation calculations of other resistance groups, including the Taliban. Nevertheless, State considers the peace agreement with HIG as an important precedent that will influence other armed groups.“


Publikationsliste
Vortragsangebot zu Riga-Deportationen, Ghetto Riga + Dt. Riga-Komitee

Ende 1941/Anfang 1942 rollten Deportationszüge aus Deutschland und Österreich nach Riga.

1989 stieß ich auf die Spuren der verschleppten jüdischen Frauen, Männer und Kinder.

Mit meinem bebilderten Vortrag "Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga" stehe ich gern für Erinnerungsveranstaltungen und Schulen zur Verfügung. (Anlage)

Vorstellung der "Toolbox Krisenmanagement"

Von der zivilen Krisenprävention bis zum Peacebuilding: Die 53-seitige Broschüre stellt kompakt und klar auf jeweils einer Themenseite Prinzipien, Akteure und Instrumente des Krisenmanagements vor. Bei einem Kolloquium im Bundestag in Berlin wurde die Schrift einem Fachpublikum vorgestellt. Erstellt von AutorInnen des Zentrums Internationale Friedenseinsätze ZIF und der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP ist die "Toolbox" ein wichtiger Beitrag zur friedens- und sicherheitspolitischen Grundbildung auf einem Politikfeld, wo die Analphabetenrate in der Gesellschaft, aber auch in Medien und Politik sehr hoch ist. ... www.zif-berlin.de

zif
Auf dem Foto überreicht W. Nachtwei den AutorInnen seine 2008 erschienene Broschüre zur Zivilen Krisenprävention und Friedensförderung.

Mehr zur Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure bei der zivilen Konfliktbearbeitung u.a.:

Tagebuch