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25 Jahre Menschenkette: Friedenspolitik braucht zivilgesellschaftliche Impulse

Veröffentlicht von: Webmaster am 22. Oktober 2008 20:29:03 +02:00 (88313 Aufrufe)

Anlässlich des 25-jährigen Jahrestages der größten Friedensdemonstration in Deutschland, erklärt Winfried Nachtwei, sicherheits- und abrüstungspolitischer Sprecher:

Im Herbst 1983 demonstrierten bundesweit 1,3 Millionen Bundesbürgerinnen und Bundesbürger für nukleare Abrüstung und gegen die Stationierung von Atomraketen in Deutschland und Europa. Der Protest gegen die sogenannte Nachrüstung und den Wahn des nuklearen Aufrüstens war und bleibt richtig. Wir unterstützen weiterhin mit Nachdruck den Abzug der Atomwaffen aus Deutschland und die weltweite nukleare Abrüstung und Nichtverbreitung. Hierfür brauchen wir weiterhin eine unabhängige Friedensbewegung, die sich aktiv für eine Entmilitarisierung der internationalen Politik und die Sicherheit von Menschen einsetzt. Sicherheitspolitik, die Friedenspolitik sein will, ist auf zivilgesellschaftliche Impulse und Unterstützung angewiesen.

Die Friedensbewegung mag gegenwärtig auf der Straße an Sichtbarkeit verloren haben. Aber das Fundament an Gruppen, die aktiv und zum Teil hochprofessionell für Frieden und zivile Krisenbewältigung arbeiten, hat sich, wie man etwa an der Plattform für zivile Konfliktbearbeitung oder der Deutschen Stiftung Friedensforschung sehen kann, verbreitert. Die Friedensbewegung war immer dann am stärksten, wenn sich Einzelne und Friedensgruppen nicht vor den parteipolitischen Karren der SED, DKP, PDS oder jetzt der Linken spannen ließen. Dies gilt auch in der gegenwärtigen Afghanistan-Debatte. Viele Friedensbewegte wissen, dass nicht nur ein "Weiter so!", sondern auch ein sofortiger Truppenabzug die Friedenschancen in Afghanistan zunichte machen würden. Deshalb brauchen wir einen Strategie- und Kurswechsel.

Am 22.10.1983 demonstrierten mehr als eine Million Menschen in der damaligen Bundesrepublik gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Europa. Besondere Aufmerksamkeit erlangte dabei die etwa 100 km lange "Menschenkette" zwischen Stuttgart und Ulm, an der etwa 400.000 Menschen beteiligt waren. Genau einen Monat später, am 22.11.1983 stimmte der Bundestag gegen die Stimmen der Grünen der Stationierung von 96 Cruise Missiles und 108 Pershing II-Raketen in Deutschland zu. Erst mit dem Amtsantritt Gorbatschows wurde die Spirale des Wettrüstens beendet.

Die damalige "neue Friedensbewegung" war eine breite und politisch sehr heterogene Massenbewegung und ein wichtiger Teil der neuen sozialen Bewegungen. Millionen von Bürgerinnen und Bürgern haben in diesen Jahren hochkompetent über Fragen von Krieg und Frieden gestritten und damit zu einer Demokratisierung und Zivilisierung der Sicherheitspolitik beigetragen. Den kommunistischen Friedensbewegten ist es trotz erheblicher Unterstützung aus der DDR nicht gelungen, den Protest nur gegen die NATO und das kapitalistische System zu lenken. Die unabhängige Friedensbewegung suchte blockübergreifende Kontakte und wirkte letztendlich daran mit, dass es sechs Jahre später zur friedlichen Revolution und zum Zusammenbruch des hochgerüsteten real existierenden Sozialismus gekommen ist.


Publikationsliste
Vortragsangebot zu Riga-Deportationen, Ghetto Riga + Dt. Riga-Komitee

Ende 1941/Anfang 1942 rollten Deportationszüge aus Deutschland und Österreich nach Riga.

1989 stieß ich auf die Spuren der verschleppten jüdischen Frauen, Männer und Kinder.

Mit meinem bebilderten Vortrag "Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga" stehe ich gern für Erinnerungsveranstaltungen und Schulen zur Verfügung. (Anlage)

Vorstellung der "Toolbox Krisenmanagement"

Von der zivilen Krisenprävention bis zum Peacebuilding: Die 53-seitige Broschüre stellt kompakt und klar auf jeweils einer Themenseite Prinzipien, Akteure und Instrumente des Krisenmanagements vor. Bei einem Kolloquium im Bundestag in Berlin wurde die Schrift einem Fachpublikum vorgestellt. Erstellt von AutorInnen des Zentrums Internationale Friedenseinsätze ZIF und der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP ist die "Toolbox" ein wichtiger Beitrag zur friedens- und sicherheitspolitischen Grundbildung auf einem Politikfeld, wo die Analphabetenrate in der Gesellschaft, aber auch in Medien und Politik sehr hoch ist. ... www.zif-berlin.de

zif
Auf dem Foto überreicht W. Nachtwei den AutorInnen seine 2008 erschienene Broschüre zur Zivilen Krisenprävention und Friedensförderung.

Mehr zur Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure bei der zivilen Konfliktbearbeitung u.a.:

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