Anlässlich der Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki vor 60 Jahren erklären Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende sowie Winfried Nachtwei, sicherheitspolitischer Sprecher und stellvertretender Fraktionsvorsitzender:
Die Atombombe auf Hiroshima löschte innerhalb von Sekunden über 70.000 Menschenleben aus – verdampfte, verbrannte, zerfetzte sie. Viele zehntausend weitere Menschen verdammte sie in den Stunden, Wochen, Jahren und Jahrzehnten danach bis heute zu fürchterlichen Leiden und quälendem Tod. Von der US-Regierung als Durchbruch zum Kriegsende gerechtfertigt und gefeiert, waren die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und drei Tage später auf Nagasaki doch eines der großen Kriegsverbrechen der Menschheitsgeschichte: Sie waren bewusst auf größtmögliche Vernichtung, unterschiedslose Wirkung, größten psychologischen Schock angelegt.
Hiroshima und Nagasaki sind die Extreme einer Eskalations- und Brutalisierungsdynamik wie sie in jedem Krieg wüten. Mit der Atombombe wurde erstmals die "Fähigkeit" zur Selbstvernichtung der Menschheit entwickelt. Die atomare Massenvernichtung von 1945 ist Mahnzeichen für eine Politik der effektiven Kriegsverhütung, für atomare Abrüstung hier und jetzt, für eine Politik und Wissenschaft in globaler Verantwortung.
Die Atombomben hatten mehrere Väter. Am Anfang stand der kontinentale Eroberungskrieg Nazi-Deutschlands und die begründete Angst vor einer deutschen Atombombe. Diese provozierte die US-Entwicklung der Atombombe. Der zweite Vater war der japanische Eroberungskrieg, der auch nach Kapitulation Nazi-Deutschlands mit äußerster Verbissenheit andauerte. Schöpfer der Atombombe waren Politiker und Militärs in den USA, denen es um das Herbeibomben der bedingungslosen Kapitulation mit einem Schlag und das "Einsparen" eigener Soldatenleben, um gigantische Machtdemonstration gegenüber der konkurrierenden Sowjetunion ging. Väter waren junge Wissenschaftler, die geblendet waren von der technisch-wissenschaftlichen Herausforderung des größten Rüstungsprojekts aller Zeiten. Die Entwicklung der Atombombe wurde möglich mit einer Haltung begeisterter Skrupellosigkeit, wo sogar das Risiko eines Weltenbrandes eingeräumt wurde, wo die Menschen im Zielgebiet systematisch ausgeblendet, ja entmenschlicht wurden, wo die Bombe als "Little Boy" und der B-29-Bomber mit "Enola Gay" (Mutter des Kommandeurs) vermenschlicht oder sogar zu Stars wurden.
Gegen diese Dynamik kamen Gegenstimmen und –vorschläge nicht durch – etwa auf kapitulationsbereite Kräfte in der japanischen Führung einzugehen, zum Beispiel. einer demonstrativen Atombombenexplosion.
60 Jahre danach bleibt die Bilanz der atomaren Rüstung äußerst beunruhigend. Auch wenn die atomare Abschreckung bisher nicht versagte und die Konfliktbereitschaft der Atommächte begrenzte, auch wenn seit den 90er Jahren wichtige Abrüstungsschritte gelangen, so war der Protest gegen den Wahnwitz des atomaren Wettrüstens zu Recht ein Gründungsmotiv der Grünen und ist bis heute ein Leitmotiv. Heute ist das Risiko eines Atomwaffeneinsatzes nicht gesunken, eher im Gegenteil: Die Weiterverbreitung von Atomwaffen schreitet trotz Atomwaffensperrvertrages weiter voran. Weitere Staaten und nichtstaatliche Akteure streben nach Atomwaffen. Die Atommächte verweigern sich ihrer Abrüstungsverpflichtung. Die USA senken ausdrücklich die Einsatzschwelle von Atomwaffen. Eine Gewöhnung an "das Leben mit der Bombe" wäre kurzsichtig und verantwortungslos.
60 Jahre nach Hiroshima ist atomare Abrüstung notwendiger denn je! Jeder sollte damit bei sich anfangen. Für die Stationierung von US-Atomwaffen in Deutschland gibt es keinerlei Begründung und Rechtfertigung mehr. Ihr Abzug ist überfällig, genauso wie die Einstellung aller Nukleareinsatzübungen durch Tornados der Bundeswehr. Die internationalen Bemühungen zur vollständigen atomaren Abrüstung müssen intensiviert, die Weiterverbreitung von Atomwaffen beendet und der Vertrag über ein umfassendes Verbot für alle Atomversuche endlich ratifiziert werden.
Ende 1941/Anfang 1942 rollten Deportationszüge aus Deutschland und Österreich nach Riga.
1989 stieß ich auf die Spuren der verschleppten jüdischen Frauen, Männer und Kinder.
Mit meinem bebilderten Vortrag "Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga" stehe ich gern für Erinnerungsveranstaltungen und Schulen zur Verfügung. (Anlage)
Von der zivilen Krisenprävention bis zum Peacebuilding: Die 53-seitige Broschüre stellt kompakt und klar auf jeweils einer Themenseite Prinzipien, Akteure und Instrumente des Krisenmanagements vor. Bei einem Kolloquium im Bundestag in Berlin wurde die Schrift einem Fachpublikum vorgestellt. Erstellt von AutorInnen des Zentrums Internationale Friedenseinsätze ZIF und der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP ist die "Toolbox" ein wichtiger Beitrag zur friedens- und sicherheitspolitischen Grundbildung auf einem Politikfeld, wo die Analphabetenrate in der Gesellschaft, aber auch in Medien und Politik sehr hoch ist. ... www.zif-berlin.de
Auf dem Foto überreicht W. Nachtwei den AutorInnen seine 2008 erschienene Broschüre zur Zivilen Krisenprävention und Friedensförderung.
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