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Sicherheitspolitik und Bundeswehr + Internationale Politik und Regionen + Afghanistan + Bericht von Winfried Nachtwei
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13. AFG-Reisebericht: Aufbau im Schatten von Guerillakrieg und Aufstandsbekämpfung, Mazar-e Sharif

Veröffentlicht von: Webmaster am 23. Januar 2011 12:06:55 +01:00 (143305 Aufrufe)

Inhalt:

Einleitung, Zusammenfassung

Kabul

Mazar-e Sharif

Kunduz

Kompletten "13. AFG-Reisebericht: Aufbau im Schatten von Guerillakrieg und Aufstandsbekämpfung" als PDF-Datei herunterladen (605 KB).

MAZAR

Zur Erinnerung und Klarstellung - Die Dimensionen des afghanischen Norden

In der bundesdeutschen Wahrnehmung ist kaum präsent, wie riesig, schwierig und komplex auch diese Region ist. 1.200 km Ost-West, 400 km Nord-Süd; eine Fläche von der Hälfte Deutschland, die Provinz Kunduz allein wie Rheinland-Pfalz und das Saarland. Zur schwierigen Geographie und Unzugänglichkeit großer Landesteile kommt die Fragmentierung von Ethnien und Machtsstrukturen mit ihren erheblichen Konfliktpotenzialen hinzu. Hier leben 7-8 Millionen Menschen, ein Drittel der afghanischen Bevölkerung. Die größten Städte sind Mazar mit 330.000 Einwohnern, Kunduz 172.000, Maymaneh 83.000, Pol-e Khomri 60.000, Feyzabad 44.000.

15 Grenzübergänge erbringen 35% der afghanischen Staatseinnahmen. Über Heiraton bei Termez geht über 60% der US-Container. Durch den Norden führen zugleich wichtige Schmuggelrouten.

Im ersten Halbjahr 2010 galten von den 123 Distrikten des Nordens acht als hochkritisch, d.h. als Guerillakriegsgebiete und massivem Einfluss bzw. Kontrolle der Aufständischen.

Die besondere Herausforderung: In AFG insgesamt sind 49% der Bevölkerung unter 15 Jahren. Heute gibt es 2,7 Mio. 15-19-Jährige. In fünf Jahren wirde es eine Mio. mehr sein!

Heute haben 72% der Männer und 94% der Frauen keine weiterführende Ausbildung.

HQ RC North

Die Rede ist nicht einfach von ISAF, sondern vom „Combined Team North" aus ANSF, ISAF und relevanten Organisationen. Im bevölkerungszentrierten Comprehensive Approach gehe es darum, in Schlüsseldistrikten die Aufständische zu neutralisieren und die Bevölkerung zu schützen.

ISAF führt monatliche sehr detaillierte Assessments der Provinzen bezüglich Sicherheit, Governance, Aufbau durch.

Zum RC North gehören zzt. 10.254 Soldaten aus 16 Nationen. Davon 4.379 aus USA, 4.073 aus Deutschland (23. Kontingent), 377 aus Norwegen, 337 Schweden, 331 Ungarn, (..) 31 Montenegro, 8 Bosnien & Herzegowina, 2 Albanien. Die Gesamtstärke der ANSF im Norden ist von 22.555 im Juni 2009 auf 33.052 im Juni 2010 aufgewachsen.

Die Sicherheitsvorfälle haben insgesamt zugenommen: in Kunduz von 71 in 2007 über 156 2008, 278 2009 auf 165 bisher in 2010; in Baghlan 88/83/106/122; Balkh 104/91/128/97; Feyza 67/62/43/21; Meymaneh 50/106/142/129.

Als Ursache für die Verschärfung wird genannt, dass sich bei mehr ISAF-Präsenz in der Fläche und erhöhtem Operationstempo auch mehr „Feindkontakte" ergäben.

(Ich kenne diese Begründung seit Jahren schon aus dem ISAF-HQ. Sie ist plausibel für die Anfangsphase einer Einsatzausweitung. Wenn es aber bei der Zunahme von Sicherheitsvorfällen bleibt, begründet das Zweifel an der Wirksamkeit des militärischen Vorgehens. Denn ISAF soll zu einem sicheren Umfeld beitragen - und nicht in immer mehr Anschlägen, Hinterhalten und Gefechten münden. Wenn Anfang 2011 General Mullen, Chef des US-Generalstabs, wie auch Minister zu Guttenberg für 2011 eine weitere Zunahme der Gewalt ankündigen, dann macht das misstrauisch. Denn im Frühsommer müsste sich eigentlich zeigen, was die gigantischen Anstrengungen von 2010 gebracht haben.)

Mit dem US-Aufwuchs haben sich die deutschen Generalssterne im RC North verfünffacht. Begründet wird das damit, nur so auf gleicher Augenhöhe mit den Amis zu sein.

Nur von außen bekomme ich die „Fusion Cell" zu sehen. Diese Einrichtung ist mit den Ami`s hergekommen und belegt ein ganzes Gebäude auf dem Gelände des Stabes RC North. Hier sollen allein 80 Personen arbeiten, überwiegend US-Amerikaner, aber auch ein deutscher Oberst.

Ziviler Aufbau und Entwicklung allgemein

Wichtigstes Ziel sei die Übergabe in Verantwortung (Transition). Weitere wichtige Aufgabe der Nationale Versöhnungsprozess.

Im RC North ist die zivile Komponente gestärkt worden mit der Einführung des Senior Civilian Representative bei ISAF: ein SCR (zugleich Vertreter des AA für den Norden), ein Stellvertreter und ein Unterstützungsbeamter des AA (vorher war es ein einziger Diplomat des höheren Dienstes. Wenn dieser seinen Zwischenurlaub hatte, war seine Position vakant.) Bisher gibt es für den Posten keine Jobbeschreibung.

Zzt. arbeiten im Norden ca. 220 internationale Experten und 180 Polizisten.

Dem US Civilian Representative stehen für den Norden insgesamt 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung.

(vgl. Kunduz-Teil)

Rolle der USA im Norden

Die faktische militärische Arbeitsteilung wird aktiv nicht thematisiert. Die aggressiven Antiterroroperationen von US und ANA Special Forces und durch Drohnen werden lieber beschwiegen.

Im Norden ist die 10th Mountain Division im Einsatz.[1] Ihrem Kommandeur stehen 100 Mio. US-$/Jahr für den Norden zur Verfügung. (Einem deutschen Kommandeur demgegenüber 30.000 Euro für die vier Monate eines Kontingents)

Die USA würden ganz anders auftreten: Ausrüstung durch USA, Ausbildung in Masse durch USA. Deutschland stehe da am Rande.

US erweitern das Camp Marmal nach Südwest um 500 x 2.000 Meter! Der gigantische Umfang des neuen Camps schüre Vermutungen, dass es mit der Abzugsabsicht der USA nicht soweit her ist.[2]

In Mazar von BW-Soldaten: Amerikaner würden hier gehasst. Sie haben viel versprochen, gehen mit zig Millionen rein. Unsere Projekte gehen bis 8.000 Euro.

Besuch Bundeswehrkrankenhaus

Es ist nach Oberstabsarzt Dr. Thomas Broer aus dem Standort Ulm benannt. Im gepanzerten „Yak" eines Beweglichen Arzttrupps war er am 15. April 2010 in Baghlan durch eine Panzerfaust tödlich verletzt worden.

Da ein Sandsturm die Delegation am 2. Tag am Weiterflug nach Kunduz hindert, besuchen wir ersatzweise das Bundeswehrkrankenhaus am Standort. Wie allgegenwärtig die Gefahr für die Soldaten hier ist, erfahren wir auf dem Weg zum Krankenhaus. Während wir im ISAF-Camp sind, wird auf dem Weg nach Mazar ein Konvoi ungarischer Soldaten "angesprengt", wie man hier im Camp sagt: Sie fahren auf eine von Taliban gelegte Mine. Eine ungarische Soldatin stirbt, sechs weitere wurden verletzt, einer davon lebensbedrohlich. Sie sollten einen Tag später den Weg in die Heimat antreten. Die Ärzte vom Sanitätsdienst der Bundeswehr, mit denen wir sprechen, sind damit beschäftigt, die schwerverletzten ungarischen Soldaten so schnell wie möglich in die auf dem Niveau eines modernen Kreiskrankenhauses eingerichtete Klinik im Camp zu bringen. Aber die Hubschrauber können nicht starten, der Wind ist zum Sturm geworden, der den trockenen Staub und Sand durch das Lager weht. Am Ende wird es erst am späten Nachmittag gelingen, die Soldaten zu evakuieren.

Im Krankenhaus sehen wir Röntgenbilder eines bei einem Gefecht schwer verwundeten Soldaten der afghanischen Armee, der gerade behandelt wird. Die Sanitäter der Bundeswehr berichten über einen Rollenwechsel, der zunehmend stattfindet: Die Taliban greifen gezielt die Einsatzwagen des Sanitätsdienstes an, weil sie das schwächste Glied in einem Konvoi sind. Sie können ihre Einsatzwagen nicht mehr kennzeichnen, müssen sie verteidigen, haben aber auch zu wenig der gepanzerten Fahrzeuge. Dass jetzt durch die USA 15 UH 60 Hubschrauber für die medizinische Evakuierung zur Verfügung stehen, ist ein Riesenfortschritt. Innerhalb von viereinhalb Minuten sind die Maschinen normalerweise in er Luft. Ziele bei der Rettungskette sind: innerhalb von maximal 60 Minuten erster Arztkontakt, innerhalb von 120 Minuten chirurgische Versorgung. Beim Partnering mit der ANA gehe es darum, die Ersthelferkompetenz und notfall-, intensivmedizinische Befähigungen zu fördern und beim Aufbau der Rettungskette zu beraten. Bei den Soldaten beobachtet man 15-20% Ausfälle, davon relativ viele, die nicht im Gefecht standen.

Die Ärzte waren bisher einen Monat im Einsatz, vier einsatzfrei. Inzwischen ist die Rotation schneller, gibt es immer weniger Planungssicherheit. Unter solchenUmständen wird es schwieriger, welche für den Einsatz zu gewinnen.

Patrouillenfahrt mit den Objektschutzkräften der Luftwaffe

in der Bluebox: 24 x 24 km um Flughafen Mazar und Camp Marmal (orientiert an der Reichweite potenzieller Waffen). Solche Patrouillen sind täglich unterwegs. Allen wesentlichen Ortschaften in der Box sind „Dorf-Feldwebel" zugeordnet, insgesamt elf, davon sechs deutsche. Die Dörfer werden ein- bis zweimal pro Monat aufgesucht. CIMIC fördert kleinere Projekte. So wird eine gewisse Vertrauensbasis geschaffen. Maliks melden Kraftfahrzeuge mit Bewaffneten.

Ca. 30 Minuten brauchen wir vom Haupttor an der Nordostecke des Camp Marmal über eine breite Schotterpiste an der Südseite des Lagers und der Erweiterung des US-Lagers entlang. Kurz später mündet die Piste in eine vierspurige Autostraße durch ein Neubaugebiet. Nach einer Brotfabrik biegen wir nach Süden ab. Ein Wassermelonenfeld, dann Gerste. Durch ein ausgetrocknetes Flußbett windet sich die Ruckelpiste Richtung „Steintor": der Eingang zu einer imposanten Schlucht im Marmalgebirge, überwölbt von einem Steinbogen. Während die Sicherungssoldaten vor unserem Aussteigen die Umgebung unserer Standplätze nach Sprengstoffen absuchen, überholen uns zwei Pkw`s mit neun jungen Leuten. Hinter dem Steintor halten sie. Jemand vermutet, die Leute kämen zum Freitagsgebet her. Als wir uns ihnen nähern, höre ich deutsche Worte. Wir stellen uns vor, sie in landesüblicher Kleidung, wir in unseren Schutzwesten. Es sind fünf Medizinstudentinnen und -studenten von der Uni Witten-Herdecke zusammen mit ihren gut Deutsch sprechenden afghanischen Kollegen. Sie leisten hier für einige Wochen an der Uni Ausbildungshilfe. Heute haben sie mal einen Ausflug unternommen. Für Soldaten ist sowas undenkbar.

Wegen der Zufallsbegegnung mit den Studierenden schaffen wir es nicht mehr zum ANP-Checkpoint, der am anderen Ende der Schlucht zu sehen ist. Eine Stunde später weiter ostwärts der Observation Point 11. Von hier ist eine gute Rundumsicht über den Raum zwischen Mazar und dem Marmal-Gebirge. Ein Bundeswehrtrupp erwartet die Landung einer Aladin-Drohne. Sie dient der Nächstbereichaufklärung. Eine Stunde kann sie im Radius von 5.000 Metern und bis 1 km Höhe operieren. Das 3,2 kg Fluggerät landet hart („robust"), aber auch glücklich: Zwei Meter neben einem Soldaten auf einem Dingo fegt es heran und macht eine Bruchlandung. Der Grund: zu starker Wind. 9,9 Meter/Sekunde. Der Neustart des Zweitgeräts wäre nur bis 7 Meter/Sek. erlaubt.

Auf der Rückfahrt an der Ringstraße am Ostrand von Mazar halten wir an der Baustelle des Neubaus der Balkh-Uni. Seit einem Jahr ruhen die Bauarbeiten. (??)

Sicherungskräfte sind im Camp Marmal Mangelware. Die deutschen Objektschutzkräfte werden von einer kroatischen Kompanie unterstützt. Die Zahl der zur Verfügung stehenden Sicherheitskräfte ist auch der limitierende Faktor für die FDD-Ausfahrten von einmal/Woche bis zwei-/dreimal wie gegenwärtig.

Polizeiaufbau

Unterwegs mit deutschen Polizisten und Feldjägern

Zzt. stellt Deutschland zehn Police Mentoring Teams, zwei in Feyza, acht in Balkh. Sie bestehen jeweils aus vier Polizeibeamten, vier Feldjägern plus durchschnittlich fünf Soldaten als Schutzkomponente. Die Polizisten gehören zum bilateralen German Police Project Team (GPPT), die Feldjäger zum Feldjägerausbildungskommando mit 45 Soldaten. 20 Mann von der Objektschutzgruppe der Luftwaffe stehen bis Oktober zur Verfügung. So sind pro Distrikt und Team drei Ausfahrten pro Woche sichergestellt.

Auftrag der PMT ist die Unterstützung des Focused District Development (FDD). Erster Distrikt immer noch in FDD, zzt. 13 Distrikte insgesamt. Die Planung reicht bis Juli 2011. Es werden keine neuen Distrikte übernommen, bevor nicht andere abgegeben sind.

Gemeinsame Befehlsausgabe:

Ein Oberfeldwebel der Feldjäger gibt die Sicherheitslage. 6.50 Uhr Ortszeit in Kunduz eine Patrouille angesprengt, ein Dingo beschädigt, keine Personenschäden. In Meymaneh Hubschrauber mit Stinger (?) beschossen.

Heute sollen die Polizeistationen 5 und 6 in Mazar aufgesucht werden. Weitere Punkte der Checkpoint an der Blauen Moschee, Camp Spann;

Schutzwesten an, „Waffen klar zum Gefecht";

Fahrgeschwindigkeit „in der Wüste" 15-30 km/h auf Sicht, in der Stadt 50-70 km/h, dichter auf, nicht aggressiv, „bei IED nach vorne und hinten weg!"

Festlegung der Frequenz; „wenn ich ausfalle, übernimmt ..."

Heute sind zwei Sprachmittler dabei.

Das Verfahren der gemeinsamen Befehlsausgabe von Polizisten und Soldaten scheint problemlos zu klappen.

Der Führer des Polizeiteams stammt aus Niedersachsen, war dort in einer Festnahmeeinheit. Heute trifft er afghanische Polizeitrainer wieder, die er selbst ausgebildet hat.

Die Station 6 (6. Distrikt von Mazar mit 80.-90.000 Einwohnern) liegt am Stadtrand, wurde in 2009 neu errichtet und der ANP übergeben. Wir kommen angeblich unangemeldet. Abgesehen von der Ramadan-Müdigkeit scheint die Station äußerlich gut in Ordnung.

Auf der Station sind 24 Polizisten, je vier auf den vier weiteren Checkpoints.

Das Gespräch mit dem Stationschef wird mit der positiven Nachricht an ihn eröffnet, dass es für ihn einen Untersuchungstermin im Krankenhaus in eine Woche gebe.

Nach unserer Vorstellungsrunde eröffnet er „politisch": Die Taliban hätten nichts mit dem Islam zu tun; normale Menschen würden nie ihre eigene Haut verbrennen; Selbstmordattentate seien Sünde; Analphabeten seien aber leicht verführbar.

Informationsaustausch zu geplantem Schießtraining, Streifen, Schichtdient. Wegen einiger Giftanschläge auf Mädchenschulen werde verstärkt auf die Schulen geachtet. Mit Diebstahl gebe es keine Probleme. Die Bevölkerung arbeite dicht mit der Polizei zusammen. Leute nehmen Verbrecher auch vorsichtshalber selbst fest.

Die Station besteht aus dem Hauptgebäude mit Räumen für den Chef, seinen Stellvertreter, die weibliche Polizistin, Verwaltung, Toilette, zwei Zellen. In dem zweistöckigen Nebengebäude befinden sich die Unterkunftsräume der Polizisten, ein Aufenthaltsraum; in einem kleinen Gebäude die Küche. Das Gelände ist durch eine hohe Mauer mit Stacheldraht und Wachtürmen in den Ecken gesichert.

Beim Rundgang ergibt sich zwischen dem Stationschef und dem begleitenden GPPT-Chef spontan ein Gespräch über Führungserfahrungen, die Bedeutung des Vorbilds von Vorgesetzten. Im Hof stehen einige Dutzend beschlagnahmte gestohlene Fahrräder.

Zehn Minuten Fahrt zur Station 5, vorbei am schwedischen PRT Mazar. Diese Station ist das bauliche Gegenstück zu Nr. 6: zweistöckiger, verbrauchter Altbau. Die Polizeistation teilt sich das nicht gesicherte und verwahrloste Gelände mit einem kleinen Betrieb. In einer Ecke liegen Granaten, darunter ein scharfes RPG-Geschoss. Bauliche Zustände wie im Kongo.

Der energische und beredte Stationschef scheint aber das beste aus den schlechten Rahmenbedingungen zu machen: Teppiche auf der Treppe, besenreine Räume, im großen Chefraum fünf Sofas und mehrere Sessel mit Schonbezügen, laufender Fernseher und große Ventilatoren.

Der Polizeidistrikt umfasst 8 qkm mit 55.000 Einwohnern, davon 27.000 Schülerinnen und Schüler, die acht Schulen besuchen. Zur Station gehören sechs Checkpoints mit je zwei bis drei Polizisten.

In den letzten sechs Monaten gab es keinen schweren Zwischenfall, kein IED.

Das größte Problem seien zzt. die insgesamt 86 Parlamentskandidaten mit ihren jeweils 10 bis 40 Bodyguards. Die Polizei in Mazar verfüge demgegenüber nur über 240 Waffen. Man meldete das Problem ans Headquarter. Von dort hieß es, man habe da „keinen Einfluss". Wie könne man aber solche Bewaffnete von Taliban unterscheiden? ISAF müsse zur Entwaffnung beitragen.

Mit der GTZ ist der Spatenstich für einen Neubau für`s Jahresende geplant. Das sei auch mit den Bürgern besprochen.

Zwischenstation im US-geführten Camp Mike Spann. Ein Polizist aus NRW arbeitet hier für 14 Wochen als ANCOP-Ausbilder (Afghan National Civil Order Police/Bereitschaftspolizei). Er ist die Ausnahme von der Regel, dass Deutschland nicht an der ANCOP-Ausbildung teilnimmt. (Hier aus Europa vorrangig Gendameriekräfte) Die Aufstellung eines neuen ANCOP-Bataillons ist notwendige Voraussetzung, dass der Austausch von Distriktpolizeien im Rahmen des FDD möglich ist.

Ganz wichtig sei, bei jeder Ausbildungsgruppe die Voraussetzungen zu analysieren.

Unterwegs in Mazar

intensives Geschäfts- und Wirtschaftsleben, dichter Verkehr im Zentrum. Insgesamt macht Mazar einen relativ wohlhabenden Eindruck. Auch scheinen die sozialen Unterschiede längst nicht so krass wie in Kabul.

Auffällig oft wird unseren Militärfahrzeugen zu gewunken - nicht nur von Kindern, sogar von Fußball spielenden Halbwüchsigen und auch Älteren.

Police Training Center in Mazar (mit Gesprächsergebnissen aus Kunduz)

Im Juli 2008 erlebte ich die Grundsteinlegung durch Gouverneur Mohamed Atta und Außenminister Steinmeier und einige Wochen später die Fertigstellung erster Rohbauten.

Der erste Abschnitt wurde Ende 2008 eröffnet, der zweite im November 2009. Östlich anschließend an das Camp Marmal erstreckt sich das inzwischen enorm gewachsene PTC. „Hier passiert richtig was", sagt ein Polizist.

Uns begrüßt der Leiter der GPPT-Außenstelle Mazar Jürgen B.. Er ist seit November für ein Jahr hier und kommt vom Polizeipräsidium Düsseldorf. NRW-Polizisten in Leitungsfunktion in Mazar haben offenbar Tradition: In den ersten Jahren Detlef N. aus Essen, 2008 Achim S., PTC-Coordinator. Leiter Training ist ein stämmiger BKA-Beamter mit markantem Polizisten-Schnäuzer. Er stellt sich mir als „alter Bekannter" vor: Abiturient Jahrgang 1984 am Gymnasium Dülmen im Münsterland. Hier unterrichtete ich 17 Jahre.

GPPT erreichte im Juli seinen Zielumfang von 200 Beamten. Jetzt im August sind es 159: 54 in Kabul, 63 in Mazar, 18 in Kunduz und 24 in Feyzabad. Die Kurzzeittrainer sind drei Monate vor Ort, die anderen KollegInnen ein Jahr. Letztere haben alle zwei Monate zwei Wochen Urlaub. Geführt wird GPPT vom Bundesinnenministerium (AA finanziert) über den GPPT-Leiter an der Botschaft in Kabul.

Die Polizeischüler sind zwischen vier bis sechs Wochen und vier Monate hier. Zzt. liegt die maximale Kapazität bei 500, nach der nächsten Erweiterung im Herbst 2011 bei 800 Trainees. Im Jahr 2010 besuchten bisher 1.813 Trainees das PTC. Von den 240 Trainees aus drei Distrikten waren drei Frauen. Hier kamen 145 Trainer in 26 verschiedenen Kursen zum Einsatz. Die 21 afghanischen Trainer sind sehr erfahren. (In 2009 3.600 Absolventen, ab 2012 5.000 geplant.)

Die wichtigsten Trainingskurse sind die sechswöchige Basisausbildung, das sechswöchige FDD-Training, das sechswöchige ANCOP-Training (Gendamerie ähnlich, ohne Deutschland), viereinhalb Monate NCO-Training (Feldwebeldienstgrade, „Satanmann"), Train of Trainers. Inhalte des Basiskurses sind bei einer Kursstärke von 25-30: Waffenhandhabung, Schießausbildung, Checkpoint, Erste Hilfe, Vorgehen im Gelände/in der Gruppe, Durchsuchungen, Sport, Formalausbildung, Menschenrechte praktisch (Verhältnismäßigkeitsgrundsatz, Umgang mit Verhafteten).

Besondere Probleme bei der Ausbildung sind die hohe Analphabetenquote, mangelnde Koordinationsfähigkeit, fehlendes räumliches Vorstellungsvermögen. In kurzer Zeit muss und kann hier einiges kompensiert werden. Bei den praktischen Inhalten werden Fortschritte deutlich. Grundsätzlich komme es darauf an, die Leute da abzuholen, wo sie stehen, und ihnen mit Respekt zu begegnen.

Das FDD geht in einem Jahr über sechs Phasen: die Sachstandserhebung im jeweiligen Distrikt (4-8 Wochen), Austausch der gesamten Distriktpolizei einschließlich Chef gegen ANCOP (zwei Wochen), Training im PTC (sechs Wochen), Wiedereingliederung/Re-Insertion (zwei Wochen), Mentoring + Bewertung der Fähigkeiten (12-18 Wochen), Nachsorge und Ergänzungsausbildung. Das Mentoring sei die entscheidende Phase. In den deutschen PMT`s ist über die Feldjäger militärische Kompetenz integriert.

„Sozialbegleitende Projekte" in den FDD-Distrikten dienen der Sympathie- und Vertrauensbildung.

Bisher wurden 12 Zyklen gestartet: Khulm gehörte ab August 2009 zum 8., die jetzt besuchten Mazar-Distrikte 5 und 6 zum 12. Zyklus ab Juni 2006.

(Ende 2010 arbeiten deutsche PMT in 18 Distrikten. In 2010 wurden insgesamt von deutschen Polizisten und Feldjägern 4.457 Polizeischüler ausgebildet.)

Die Kfz werden vom 8. ANCOP-Bataillon gestellt. Die komplette Ausrüstung und Ausstattung der Distrikte kommt von den USA. Ohne sie wäre FDD nicht durchführbar.

Zusätzlich wird hier eine Außenstelle der Kabuler Polizeiakademie für 600 Polizeischüler errichtet. Die 17 Mio Euro dafür kommen komplett aus Deutschland.

Bei einer landesweiten Evaluierung der PTC`s schnitt das PTC Mazar bestens ab. Eins A sei auch die von Afghanen betriebene Küche. Hier dürfen sogar deutsche Beamte essen.

Polizisten wünschen sich bessere Anerkennung für ihre Arbeit, sie werden schlechter bezahlt als die Kollegen bei EUPOL.

Polizeiausbildung in Kunduz sei ohne Bundeswehr unvorstellbar, das sei ein absolutes no-go-Kriterium! ANSF und private Sicherheitsfirmen bringen keinen verlässlichen Schutz. Im Polizeibereich für Kunduz/Takhar gebe keine rechte Planung, es fehle das Übergeordnete. Wofür bilden wir aus? Nötig ist ein top-down-Ansatz.

Seit Anfang 2010 können hier 120 Polizeirekruten ausgebildet werden. Im Oktober beginnt der Ausbau auf eine Kapazität von 530 Rekruten.

Zzt. vierter Kurs je 100 Mann, überwiegend Basisausbildung, begrenzt Fortbildung.

In 2010 wurden drei Polizeidienststellen gebaut, auch für eine Polizeispezialeinheit. Außerdem Verstärkung von Checkpoints (insgesamt 20 Checkpoints und Observationpoints).

Die 14 GPPT-Kollegen in Kunduz, die Trainer sind zwischen sechs Wochen und vier Monate hier. Insgesamt fehlt es an Trainern. Seit einem halben Jahr stagnieren die eigenen Kräfte. Zum Vergleich: Ein US-Infanterie-Bataillon der 10th Mountain Division betreibt FDD in allen ANA-Camps. Hier gebe es keine deutsche Beteiligung.

Die ANP umfasse in der Provinz Kunduz „gefühlt" 1.100, außerdem ca. 500 ANCOP.

(Am 7. Januar 2011 beschloss das niederländische Kabinett die Entsendung einer Polizeitrainingsmission von insgesamt 545 Personen, davon 225 Polizeiausbildern, nach Kunduz und Bamyan.)

Die GTZ entwickelte ein Alphabetisierungsprogramm für Polizeirekruten. Das entwickelte sich zu einem regelrechten Renner. Die Kurse laufen abends nach dem täglichen Training. Alle kommen. Der Bildungshunger ist auffällig.

In den Distrikten werden Container aufgestellt, in denen nach dem PTC die Alphabetisierungskurse über viereinhalb Monate fortgesetzt werden. Hier sollen Polizisten im Ausweis einzelne Worte lesen können. In Aufbaukursen geht es um die Befähigung, Berichte schreiben zu können. Hierbei auch viel Zusammenarbeit mit alten Polizisten, die fortgebildet werden. Bisher nahmen an den Alphabetisierungskursen der GTZ 1.776 Polizisten teil, davon 21 Frauen.

Die GTZ ist auch zuständig für die Infrastrukturmaßnahmen im Polizeibereich: Nach der Polizeiakademie im Jahr 2002 wurde vor zwei Monaten die Fakultät der Grenzpolizei eröffnet. Die Direktion der Verkehrspolizei steht kurz vor der Fertigstellung. Mit den Gebäuden der Flughafenpolizei wurde vor einem Monat begonnen. Sie sollen in sieben Monaten fertig sein. Die Durchführung liegt ausschließlich bei afghanischen Firmen.

Zwischenmeldung am 25.8.: In Badghis im Nordwesten erschießt in einem spanischen Ausbildungszentrum ein Polizeirekrut während des Unterrichts zwei spanische Polizeiausbilder und einen Übersetzer.

Trauerfeier für die gefallene ungarische Soldatin

Judith Abraham am Abend des 27. August am Ehrenhain von Camp Marmal. Vier Tage vorher war sie um 3.30 Uhr bei einem Angriff mit IED, Handwaffen und RPG auf einen ungarischen Konvoi nördlich Pol-e Khomri lebensgefährlich verwundet worden.

Vor den versammelten ca. 300 Soldaten, Polizisten und einzelnen Zivilisten vieler Nationalitäten halten ein Militärpfarrer, der ungarische Kommandeur und Generalmajor Fritz die Gedenkreden. Zur Erinnerung an die Tote wird ein gefühlvoller ungarischer Popsong gespielt. Im Hintergrund das majestätische Marmalgebirge in der Abendsonne.

In der Woche vom 23.-29. August kommt es landesweit zu 934 Sicherheitsvorfällen; davon 2 in Kabul, 20 im Norden, 39 im Westen, 427 im Südwesten, 174 im Süden und 272 im Osten.

Ein Tag im August bei der deutschen Entwicklungszusammenarbeit

in Khulm und Mazar-e Sharif

Am 31. August 2010 Besuch mehrerer Entwicklungsprojekte in der Provinz Balkh. Im Unterschied zu den Tagen mit Bundeswehr und Polizei/Feldjägern bewegen wir uns heute frei in weniger auffälligen Pkw`s.

Vom Camp Marmal auf der gut ausgebauten Ringstraße nach Osten Richtung Khulm. Nach ca. 20 Minuten liegt südlich der Straße ein neu errichteter Industriepark. Das Gelände ist voll erschlossen, die Grundstücke sind weitgehend verkauft/verpachtet.

Kurz später treffen wir auf eine Kreuzung der ganz besonderen Art: Hier überquert das Gleis der neuen und bisher einzigen Eisenbahnstrecke von Heiraton (westlich von Termez) an der usbekischen Grenze nach Mazar die Ringstraße. Anfang des Jahres wurde mit dem Bau der 75 km langen Strecke begonnen. Die Baukosten von 170 Millionen US-$ wurden zum großen Teil von der Asian Development Bank finanziert. Im kommenden Frühjahr soll sie nach dem Bau von fünf Bahnhöfen in Betrieb gehen. Es ist die erste Eisenbahnlinie in einem Land, wo die mangelhafte Verkehrsinfrastruktur ein Hauptentwicklungshindernis ist. Es gibt Pläne, die Bahnstrecke nach Herat im Westen sowie nach Osten fortzuführen. Die Umsetzung dieser Pläne würde für Afghanistan einen enormen Entwicklungssprung bedeuten. Damit könnte ein transafghanischer Korridor für den Transithandel entstehen. Zusammen mit dem jungen Entwicklungsexperten (Berater beim Programm für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung) lasse ich mich auf dem Gleis fotografieren. Die lokale „Münstersche Zeitung" veröffentlicht es mit dem richtigen Gespür groß unter der Überschrift „Auf der Trasse der Hoffnung". (MZ 13.9.2010)

Als ich dem afghanischen Fahrer über die Schulter schaue, staune ich: Wir fahren tatsächlich 140 km/h. Der gute Zustand der Straße lässt das zu. Zwischen Ringstraße und Marmalgebirge führen Hochspannungsleitungen nach Süden.

60 km östlich von Mazar liegt die Distriktstadt Khulm (Tashkurgan). Vor der Kriegszeit befand sich hier der letzte traditionell überdachte Bazar des Landes. Von der Hauptstraße gehen wir zu Fuß einige hundert Meter durch ein Viertel zu einer traditionellen Ledergerberei. In einem über hundert Jahre alten Gerbverfahren werden hier die Häute zu Leder verarbeitet: Sie durchlaufen verschiedene Gruben, wo ein Jahr altes „Wasser" („horrible water") voller Bakterien ist, werden mit Füßen gestampft, getrocknet und salzgehärtet. Der Gestank dieser Produktionsweise ist noch das geringste Problem. In der in Bau befindlichen Gerberei am Ortsrand sollen die Produktion quantitativ und qualitativ gesteigert und die giftigen Begleitfolgen für Mensch und Umwelt reduziert werden. Von zzt. 400 Häuten pro Monat will man auf 500 pro Tag kommen. In der neuen Gerberei sollen ca. hundert Menschen beschäftigt sein. Auf den Märkten stammen 80% der Lederwaren aus Pakistan.

In der angegliederten Ausbildungswerkstatt erstellen Jungens Sandalen, Taschen und Gürtel.

Das Straßenbauprojekt Khulm - Kunduz, finanziert von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW): Uns führt der verantwortliche deutsche Ingenieur Mathias S., Consultant von Gauff Ingenieure GmbH & Co. KG aus Frankfurt/Main. Er ist sehr landeserfahren, wohnt in Khulm und ist dort unter den Menschen sehr anerkannt. Ich fahre in seinem Wagen mit. Die Hauptstraße ist unbefestigt und tief zerfurcht. Am Khulm-Fluß geht die Piste die Böschung herunter durch eine Furt. Beim Queren muss man schon aufpassen, nicht plötzlich stecken zu bleiben. Einige Meter weiter Wagenwäsche im Fluß.

Die einzige ausgebaute Straßenverbindung von Mazar nach Kunduz (und danach weiter nach Kabul) geht über 290 km über Pol-e Khomri im Südosten. Der Wiederaufbau der zerstörten West-Ost-Straße verkürzt die Strecke um ein Drittel auf 160 km. Umgangen wird damit zugleich die enge, 300 Meter tiefe Schlucht des Khulm-Flusses (Tangi Tashkurgan), die bei einem Erdrutsch oder Erdbeben völlig unpassierbar werden könnte. Es ist ein Projekt von hoher Priorität.

Gerade wird an dem ersten Bauabschnitt von 8 km gearbeitet. Ende des Jahres soll der fertig gestellt sein. Flankiert wird das Straßenbauprojekt durch Begleitmaßnahmen: komplette Schulbuchsätze für zwei Schulen und Instandsetzungsmaßnahmen, Solarenergie für den OP-Bereich und die Apotheke des Krankenhauses.

Direkt neben einer Moschee wurde ein 138 Meter tiefer Brunnen errichtet. Die Solarpumpe fördert täglich 5-10.000 Liter sauberes Trinkwasser für 1.000 Menschen. Das reduziert die Magen- und Darmerkrankungen. Bisher hatten die Menschen ihr „Trinkwasser" aus Gräben schöpfen und etliche Kilometer tragen müssen. Auch wenn die Zeit drängt, will uns M.S. noch unbedingt einen anderen Aufbauerfolg zeigen. Über die Ringstraße fahren wir durch die spektakuläre Schlucht des Khulm-Flusses im sich weitenden Tal zu einer eingefassten Quelle, durch die der Fluss jetzt ganzjährig Wasser bekommt. „Wasser ist hier immer der erste Wunsch!" sagt der Ingenieur.

Auf dem Weg dorthin passieren wir den Bagh-e Jahannameh Palast, errichtet unter Abdur Rahman Khan im späten 19. Jahrhundert im indischen Kolonialstil.

Khulm hat ca. 30.000 Einwohner, mit Randgebieten sind es 60.000. Die Bevölkerung ist konservativ und zugleich aufgeschlossen, die Gegend gilt als sehr sicher.

Eine Grundaversion bestehe gegenüber den USA. Die könnten machen, was sie wollen. Zugleich wachse eine Grundstimmung, wonach die Taliban zunehmend als Ordnungsfaktor gelten.

In Mazar-e Sharif Besuch einer Rule-of-Law-Versammlung im früheren Deutschen Haus: Aus sechs Distrikten sind hier die Chefs von Staatsanwaltschaft und Polizei versammelt. Moderatoren sind zwei Jura-Professoren, die früher Staatsanwälte waren. Ich frage nach den größten Problemen. Das sind zu allererst die viel zu niedrigen Personalstärken. In einem Distrikt mit 64 Dörfern und über 100.000 Einwohnern sieht der Stellenplan 90 Polizisten vor. In Wirklichkeit sind nur 64 vor Ort. 25 Polizisten sind außerhalb im Einsatz. In einem anderen Distrikt sind 45 Polizisten für 185.000 Einwohner vorgesehen. Das zweit drängendste Problem sei die mangelhafte Ausstattung. Die Gesprächsatmosphäre ist sehr lebendig.

Solche Veranstaltungen mit 30-40 Teilnehmern finden alle drei bis vier Wochen statt. Bisher organisierten die RoL-Experten 75 solcher Workshops.

Zum dritten Mal seit 2008 und 2009 besuche ich das Teacher Training College in Mazar, heute erstmalig in dem mit BMZ-Geldern von der KfW neu errichteten Gebäude. Bei den früheren Gesprächen mit Studierenden und Lehrpersonen war mir die starke Motivation dieser Menschen aufgefallen. Es waren die hoffnungsvollsten Begegnungen bei all meinen Afghanistanreisen. Die angeschlossenen Wohnheime bieten Platz für jeweils 300 Frauen und Männer. Wegen der Schulferien treffe ich dieses Mal nur einige pädagogische Mitarbeiterinnen und den Schulleiter. Zum TTC Mazar gehören fünf Sub-TTC`s und zehn Experimentalschulen. Provinzweit sind ca. 1.500 Studierende in der Ausbildung und 2.250 in der Lehrerfortbildung. GTZ und DED finanzieren afghanische Didaktikexpertinnen.

(In der Kriegszeit waren zwei Drittel der 473 Schulen der Provinz Balkh zerstört oder beschädigt worden. In Mazar hat nur die Hälfte der Lehrerinnen und Lehrer einen Ausbildungsabschluss, auf dem Land sind es nur 8%. 2007 nahm in Mazar eine Lehrerausbildungsstätte mit Unterstützung der GTZ wieder ihre Arbeit auf.)

Deutsche Entwicklungszusammenarbeit förderte in fünf Provinzen des Nordens die Errichtung von Teacher Training Colleges. Bis 2013 sollen jährlich 9.000 Studierende die Colleges absolvieren.

Im Camp Marmal Gespräch mit deutschen Experten der GTZ für Fluglotsenausbildung (Flight Controller Training). In der Region um Mazar leben fast eine Million Menschen. Den Internationalen Flughafen Mazar nutzen zzt. mehr als 100.000 Passagiere pro Jahr. Nach dem von Deutschland (Auswärtiges Amt, implementiert von KfW) und Vereinigten Arabischen Emiraten finanzierten Ausbau im Januar 2012 sollen es mehr als 400.000 sein. Der Flughafen ist sieben Tage die Woche rund um die Uhr in Betrieb und benötigt 18 Fluglotsen. Bisher gibt es keine afghanischen Fluglotsen. Sie werden von ISAF gestellt, in Mazar sind es zehn der Bundeswehr. In Kabul existiert wohl ein Institut für Flugsicherung. Es soll aber bisher wenig produktiv sein.

Die Fluglotsenausbildung in Mazar startete Anfang 2010 und soll bis 2013 gehen. Von den anfangs über 200 Auszubildenden sind noch 47 in zwei Kursen übrig. Die sechs deutschen Trainer kommen jeweils für einen Monat her. Elementares Grundwissen (Unterscheidung von Himmelsrichtungen, von rot und grün) muss vermittelt, anfängliche Scheu, Fragen zu stellen (man will den Lehrer nicht bloßstellen), überwunden werden. Ende des Jahres soll die Ausbildung am Simulator beginnen.

Die Einnahmen aus der Flugsicherung sind erheblich und bilden zzt. den zweithöchsten Einnahmeposten im Staatshaushalt. Die Gebühren (z.B. 500 US-$ für die Überquerung des afghanischen Luftraums) müssen aber für die Flugsicherung eingesetzt werden. Die Deutsche Flugsicherung (DFS), die als eine der besten der Welt gelte, ist hier zunehmend beratend tätig. Man drängt auf den Aufbau einer Flugsicherungsorganisation, für die auch wieder qualifiziertes Personal gebraucht wird.

Hier gebe es jede Menge Chancen. Es wäre ein Jammer, wenn die künftigen Fluglotsen mit ihren 90 US-$ Lohn zzt. abgeworben werden könnten.

Die deutschen Trainer sind unbürokratisch beim German Police Project Team untergebracht. Man arbeite sehr gut mit Bundeswehr und Bundesinnenministerium zusammen. Es ergeht der Appell, die folgenden Ausbildungsvorhaben nicht fremdzuvergeben, sondern selber zu übernehmen.

Abendrunde mit elf Entwicklungsexperten im neuen Deutschen Haus. Der neue Komplex liegt unweit des Bazar, besteht aus mehreren Gebäuden und ist zwei- bis dreimal so groß wie das frühere Deutsche Haus. Ich treffe wieder Stefan O., dem ich zuletzt im September 2009 in Kabul begegnete und vor Jahren in Tiflis/Georgien. Einzelne sind seit 2007/8 in Afghanistan, mehrere seit wenigen Monaten. Der Anteil junger Frauen und Männer unter den Experten ist auffällig groß.

- Angesichts der politischen Großwetterlage besteht ein großer Wirkungs- und Erfolgsdruck.

- Deutsche NGO`s gibt es im Norden nur noch wenige: Die Dt. Welthungerhilfe arbeitet seit 1980 in Afghanistan, hat sich aber seit einigen Jahren aus Kunduz zurückgezogen. (Zzt. v.a.Förderung des Anbaus von Ölrosen in drei Distrikten der Ostprovinz Nangarhar, aus denen Rosenöl und -wasser gewonnen wird. Die Nachfrage ist hoch, das Einkommen solide.) Im Norden ist die Welthungerhilfe in Jawzjan in den Sektoren Wasserversorgung und Sanitär sowie Landwirtschaft tätig. (Ein Nachfolgeprojekt zum National Solidarity Program ist in Planung.) Am breitesten ist im Nordosten KinderBerg International e.V. aktiv. Seit Februar 2002 in Afghanistan führt KBI seit Ende 2006 das vom AA vollfinanzierte Projekt „Community-Building in Nord-Afghanistan" in den Provinzen Kunduz, Takhar und Badakhshan durch. Im Mittelpunkt steht der Aufbau einer basismedizinischen Grundversorgung. KBI arbeitet mit dem afghanischen Gesundheitsministerium, mit den informellen, traditionellen Strukturen und der Bundeswehr zusammen. (www.kinderberg.org) Der Afghanische Frauenverein e.V. (Vorsitzende Nadia Nashir-Karim) fördert Projekte in Nord- und Südostafghanistan: Brunnenbau in der Provinz Kunduz, Distrikt Daste Archi und Qalai Zal, die Khazani Jungen- und Mädchenschule bei Kunduz mit 1.000 Mädchen und Jungen, die kleine Schule im Dorf Nurzai, Distrikt Chahar Darreh/Kunduz mit 50 Mädchen und Jungen. (www.afghanischer-frauenverein.de) „Afghanistan-Schulen", 1983 von Ursula Nölle gegründet, unterstützt vor allem Schulprojekte im Nordwesten um Andkhoi. Der Dachverband des afghanischen medizinischen Fachpersonals (DAMF e.V.) führte medizinische Ausbildungskurse u.a. in Mazar und Kunduz durch. Katachel e.V. (Vorsitzende Sybille Schnehage) arbeitet seit 1994 in der Provinz Kunduz, ausgehend von dem Dorf Katachel. Insgesamt wurden bisher mit erheblicher Unterstützung von AA und BMZ 24 Schulen errichtet und ausgestattet (u.a. in Ali Abad, Omar Khel, Chahar Darreh), außerdem Brunnenbau, Brücken- und Straßenbau, Ausbildungsvorhaben. (www.katachel.de)

- Die US-Aufbauoffensive stehe noch am Anfang. Von den angekündigten 90 Millionen US-$ für Badakhshan und den 600-700 Millionen für den Norden sei noch nichts zu sehen. Aber die Amerikaner repräsentieren einen Geldstrom, die deutsche Entwicklungszusammenarbeit ein „Bächlein".

- Im Rahmen des National Solidarity Program (NSP) bieten die gewählten Gemeindeentwicklungsräte eine flächendeckende, gute Struktur für die Entwicklungszusammenarbeit auf Dorf- und Distriktebene. In der Provinz Kunduz gibt es 719 dieser Councils (landesweit in zwei Drittel aller Dörfer). Die GTZ bietet seit Mai 2008 in Kunduz, Takhar und Badakhshan Trainings für Finanzmanagement, Beschaffungswesen, technische Grundbildung an.

- Zur zivil-militärischen Zusammenarbeit: Eine zivile Leitung von PRT`s sei inzwischen denkbar. (Einige Tage vorher im PRT Kunduz drängte darauf vor allem ein Bundeswehroffizier.) Ein anderes Problem sei, dass Bundeswehr in viele Teile der Region gar nicht dürfe. Zum Beispiel habe man Bundeswehrunterstützung beim Transport von Dynamit für den Straßenbau benötigt, diese aber nicht bekommen. Es war außerhalb des Aktionskreises der Bundeswehr.

- Bei der Nothilfe sei das größte Problem die schnelle Personalfluktuation: Da gebe es ein erstes Gespräch - und nichts weiter folge. Eine nur deutsche Runde reiche nicht, Afghanen müssten dabei sein.

- Der Diskurs in Deutschland und anderswo um angeblich unrealistische Aufbauziele, die jetzt reduziert werden müssten, sei hier nicht spürbar, auch nicht beim Genderprojekt.

Das anschließende leckere Iftar-Essen (Fastenbrechen im Ramadan) im Garten des Deutschen Hauses schließt einen Afghanistan-Tag ab, wie es ihn nach deutscher Wahrnehmung gar nicht geben kann: friedlich, hoffnungsvoll - und bei alledem nüchtern. Um die entspannte und lockere Runde nicht abzubrechen, gehe ich nicht auf das Angebot ein, mal eben noch einen Spaziergang zur Blauen Moschee zu machen.

Dankbar bin ich für die heutigen Erfahrungen und vor allem Begegnungen. Es sind schon tolle Frauen und Männer, die sich hier im Auftrag der Bundesregierung für Aufbau und Entwicklung in Afghanistan engagieren.

Hochschulhilfe

Gespräch mit einer kleinen Delegation der Balkh-Universität in Mazar: dem Rektor, dem Kanzler, Studierendenvertretern und Prof. Dr. Wilhelm Finke als Gastprofessor. An der Uni sind 7.000 Studierende in neun Fakultäten eingeschrieben, ca. 35% von ihnen Frauen.

In AFG gibt es nach der High School nur Unis. Viele sind auf das Studium nicht zureichend vorbereitet. Das senkt das Niveau der Lehre.

Die meisten Studierenden seien äußerst bildungshungrig. Aber überall fehle es an Voraussetzungen: Die Uni habe keine Bibliothek, keine Lesesäle. In den Schlafräumen oder in den Familien ist kein Platz zum Lernen. Bestimmte Curricula sind 30 Jahre alt. Für die Lehrenden steht ein einziges Büro zur Verfügung. Nur ein Fakultätsprofessor verfügt über einen Masterabschluss (der Ruhr-Universität Bochum). Dringend gebraucht werden qualifizierte Dozenten. Das andere große Problem sind die schwierigen beruflichen Aussichten.

Die Kooperation der Balkh-Uni mit Deutschland hat eine lange und gute Tradition. Inzwischen bestehen auch Partnerschaften mit Unis in Thailand, Tadschikistan und Baku. Bedeutsam sei die Unterstützung aus Deutschland. (Ohne die Güte dieser Beiträge mindern zu wollen: Uns stellt sich doch die Frage, warum die Infrastruktur der größten Uni des Nordens auch fünf Jahre nach Übernahme der deutschen Hauptverantwortung im Norden noch so mangelhaft sind. Mit den Teacher Training Colleges und Police Training Centers hat man in den letzten zwei Jahren gezeigt, wie schnell eine Infrastruktur vorangebracht werden kann.)

Der deutsche Professor fühlt sich in Mazar sehr sicher und extrem freundlich aufgenommen.

In Mazar sei die Uni gerade wiederaufgebaut. Hier bestünden große Chancen gerade für Deutschland. Viel mehr müsse in die höhere Bildung investiert werden.

(vgl. Antrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen: Für einen nachhaltigen Ausbau des Bildungs- und Hochschulsystems in AFG, BT-Drs. 17/3866 vom 23.11.2010)

Gespräche mit Einsatzsoldaten

Christoph Reuter und Antonio Giustozzi haben bestimmte Distrikte im Norden, auf die Frage hin untersucht, warum es „20 Taliban gelingen konnte, einen Distrikt mit 50.000 Einwohnern und 60 Polizisten zum Kippen zu bringen". Hier zog sich jeweils ein minimaler Staat zurück.[3]

Angesichts der strategischen Bedeutung der gekippten Distrikte gerade in Kunduz und Baghlan kam ein Laufenlassen, gar Zurückziehen (wie in manchen anderen entlegenen Konfliktdistrikten) nicht in Frage. Deshalb stellte sich in 2010 die drängende Frage, wie die von Aufständischen kontrollierten Gebiete wieder zurückgewonnen werden können, wie minimale Sicherheit wiederhergestellt werden kann. Und wie kann das gelingen, ohne dass die Aufstandsbewegung weiter angeheizt wird?

Diese Schlüsselfrage wurde in der Berliner Debatte wegen der Fixierung auf den Luftschlag von Kunduz und den Untersuchungsausschuss lange vernachlässigt.

Umso wichtiger ist zu erfahren, was vor Ort geschieht, um die im Laufe der Jahre 2007/2008 verlorene Initiative zurückzugewinnen. Wie kann Bundeswehr wieder ihren Auftrag, zu einem sicheren Umfeld und dem Schutz der Bevölkerung beizutragen, wieder erfüllen?

In Mazar zwei Gesprächsrunden mit Soldaten der Quick Reaction Force (QRF), Gespräche beim Stab QRF und CIMIC

Die jungen Soldaten vom Gebirgsjäger-Bataillon 231 aus Bad Reichenhall machen einen sehr ernsten und überlegten, zugleich recht selbstbewussten Eindruck. Ihre Chefs sind wenig älter. Beim Delegationsgespräch ist Hauptmann M. A., Chef der 2. Kompanie, dabei: ein bodenständiger, besonnen-zupackender, herzlicher Mann mit auffällig positiver Einstellung.

In der Kürze der Begegnung kommt die persönliche Dimension des Einsatzes (Was machen die Kampferfahrungen mit ihnen? Wie gehen sie mit ihnen um? Wie erfahren sie die militärische und politische Führung und den Sinn des Einsatzes?) kaum zur Sprache. Umso wichtiger werden die Ergebnisse der sozialwissenschaftlichen Begleitung des 22. Kontingents durch das Sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr (SOWI) sein, die im Laufe des Jahres 2010 durchgeführt wurde und in ihrem Umfang und ihrer Tiefe einmalig in Europa ist. Nach Jahren der vagen Vermutungen müssen die Parlamentarier endlich empirisch-gesichert erfahren, welche menschlichen Folgen ihre Aufträge haben!

Diese QRF mit ihren drei Kompanien je ca. 140 Mann ist seit der zweiten Aprilhälfte im Land. Im Rahmen der Operation TAOHID I-III ist Einsatzgebiet das Tal „Highway-Triangel" im Dreieck der Hauptstraßen „Pluto" (von Kunduz) und „Uranus" (A 76 von Mazar) im nördlichen Baghlan, Distrikt Baghlan-e Jadid. 15 km Nord-Süd, 7-8 km Ost-West, feucht-heißes Gebiet, das grüne Band des Baghlan-River mit Reisfeldern, westlich davon Wüste. Ca. zehn namentlich bekannte Ortschaften. ISAF war in dieser Gegend lange nicht zu sehen. Hier war der Rückzugsraum Nr. 1 der Aufständischen.

Aufgabe der QRF als der einzigen frei verfügbaren Einheit der Bundeswehr im Norden war, zusammen mit ANSF und US-Kräften den Raum frei zu kämpfen und an die Sicherheitskräfte zu übergeben, Nachhaltigkeit zu schaffen. (Solche Operationen zur Rückgewinnung von Gebieten unter Aufständischenkontrolle sollte im Norden eigentlich erst ab November, mit dem vollen Aufwuchs der „Ausbildungs- und Schutzbataillone" stattfinden.) Das sei die einzige Möglichkeit, verantwortlich aus dem Land rauszukommen.

Ganz am Anfang, am 15. April, fielen hier vier deutsche Soldaten.

Die erste Phase war Bau und Absicherung von Feldposten. Es entstand der Observation Post North, der entlegendste und gefährlichste Außenposten der Bundeswehr. Dann kam Gesprächsaufklärung: Ein Zug fährt vor eine Ortschaft als Selbstschutz (force protection) für das CIMIC-Team. Das führt Gesprächsaufklärung über ein bis drei Stunden. Erste Kontakte entstehen über Kinder. Diese wirken als Brücke. Wo keine Kinder auftauchen, ist ISAF nicht gern gesehen. Das Gastrecht gelte grundsätzlich auch für ISAF. Die Leute geben aber zu verstehen, wenn es nicht geht. Die Leute wollen nicht von den Taliban benutzt werden. Aber auch denen gegenüber gilt das Gastrecht.

„Wir erklären als erstes, dass wir Deutsche sind, und dass wir wollen, dass nach 30 Jahren der Krieg zu Ende geht." Man wolle beim Aufbau helfen. Der setze aber Sicherheit voraus.

Die Afghanen wüssten sehr viel von Deutschland. Bei Kontakten mit der örtlichen Bevölkerung erinnert der Kompaniechef an den Zweiten Weltkrieg, als Deutschland und USA gegeneinander gekämpft hätten; an die Hilfe für Deutschland nach dem Krieg. Und jetzt arbeite man hier zusammen. „Als wir reingingen, führten wir viele Gespräche. Es waren auch vier Taliban dabei, man sah`s, sie wollten keine Hand geben. Andere sprachen nach Handschlag lange mit uns. 42 Dorfälteste kamen, um mit dem Kompaniechef das weitere Vorgehen abzuklären. Wir blieben elf Tage dort. Ein schwerverbranntes Kind wurde ausgeflogen. Als die ANA nach elf Tagen abzog, wollten einige Bundeswehrsoldaten am liebsten da bleiben."

Clear-Operationen laufen alle mit ANA gemeinsam: manche Ortschaften wurden durchsucht, Hausdurchsuchungen macht die ANP.

Es gab Gefechte. „Wenn wir zum Stehen gezwungen wurden, gab es einige heftige Tage. Dann war das vorbei." Hier ging man nicht mit angezogener Handbremse vor. Die 3. Kompanie hätte die heftigsten Sachen erlebt.

Die Aufständischen verließen den Raum. Einige tauchten ab. „Wir haben Triangle freigekämpft. Seit dreieinhalb Wochen ist Ruhe." ANA besetzte drei wichtige Brücken, errichtete Hesko-Boxen von 100 x 100 Meter. Jetzt befände man sich in der Hold-Phase. Dankbar sei man für die bereitgestellten US-Fähigkeiten: Der IED-Räumer schaffe zwei km/Stunde, wo Bundeswehr nur 500 Meter am Tag schaffe. Bei Operationen standen Kampfflugzeuge über dem Einsatzraum. Meist reichte zur Abschreckung schon der Ausstoß von Flares im Tiefflug. Das signalisierte den Kämpfern, dass ihre Positionen erkannt waren.

Dort praktiziert Bundeswehr seitdem Partnering mit ANSF, auch mit NDS und umgedrehten ehemaligen HIG-Kämpfern. Dabei ist ein US-Zug zum Minenräumen.

Mit dem 3. Kandak des 209. ANA Corps gemeinsame Patrouillen und Operationen. Das Partnering geht bis zur Zugführerebene. Hier kennen sich die Chefs.

Partnering sei keine Frage von offensiv oder defensiv. Bundeswehr unterstütze die ANSF.

Seit vier Monaten ist die QRF draußen in der Foward Operation Base (FOB) auf einer Hügelkette. Die einzelnen Züge liegen auf verschiedenen Hügeln. Die FOB hat keinen Zaun, muss ständig rundum gesichert werden. Man habe dort mit nichts angefangen. Inzwischen habe man Zelte mit Klimaanlagen. Ernährt wird sich fast nur von EPa (Einmannpackungen), vereinzelt gebe es Zusatzverpflegung. Für vier bis fünf Wochen ist ein Zug draußen, dann 10-14 Tage im Camp Marmal. Das Camp sei eine andere Welt. „Bad Mez". Nach drei, vier Tagen klinge die Spannung ab. Die drinnen wissen gar nicht, was draußen läuft. Man erlebe im Camp viel Bürokratiescheiß. Der Stab RC North habe 500 Dienstposten! Ein anständiger Hauptgefreiter habe die Feindlage besser drauf als der Stab.

Die ANA habe recht guten Ausbildungsstand und gutes Ansehen. Für die ANP gelte das Gegenteil. Sie sei schlecht, liege nur herum. Polizisten plündern auch.

Im internationalen Vergleich könne sich die QRF sehen lassen. Sie sei vergleichsweise gut ausgestattet. 70-75° C im Marder seien aber kaum auszuhalten. Bei Fahrzeugen fehle zum Teil der Minenschutz. Ein Problem seien Schutzwesten, die keinen seitlichen Schutz haben. Oder die nicht feuerfeste Funktionsunterwäsche. Oder Schuhwerk, das Stinkefüsse fördere. Truppe draußen brauche bestmögliches Material - und das schnell. Schon beim „Sofortbedarf" dauere es oft sechs bis zwölf Monate. Dank guter Ausbildung sei man den Aufständischen überlegen. Allerdings gebe es bei den Mannschaften wegen der kurzen Dienstzeiten einen enormen Erfahrungsverlust. In der Kompanie gebe es nur acht Mannschaftsdienstgrade Z-8.

Die US-Soldaten seien weniger gut ausgebildet. Ihre ziemlich hoch gebauten Fahrzeuge würden dauernd umkippen und müssten dann von Bundeswehr freigeschleppt werden. US-Soldaten können weder fahren (Ausbildung oft erst hier) noch bergen. Unglaublich sei, wie lange bei der US-Army noch die „Humvees" (High Mobility Multipurose Wheeled Vehicle HMMWV) zum Einsatz kämen. Die seien verwundbar wie nichts. Schon deshalb seien relativ viele US-Soldaten gefallen.

Was motiviert? Wenn die Menschen winken, wenn wir aus dem Gefecht kommen, wenn Schulmädchen winken und tanzen, wenn sie uns sehen. (Chef der 2. Kompanie) Anfangs hätten sich die Leute in Triangle distanziert verhalten, wurden die Frauen reingeholt.

Zeitgleich mit der zweiten QRF-Gesprächsrunde hält Minister zu Guttenberg vor Soldaten es Kontingents eine Rede zur Bundeswehrstrukturreform. Ich biete ihnen an, dorthin zu gehen. Sie bleiben. Später bemerkt ein Soldat, dass sie in letzter Zeit öfter Gespräche mit Generalen und Politikern hätten. Er wisse nicht, was dabei herauskäme.

Ich kann nur versprechen, dass ich die Gesprächsinhalte und Besuchserfahrungen in meinen Reisebericht aufnehmen und diesen verbreiten werde.

Der Abteilungsleiter J9 (CIMIC) gibt vertiefte Einblicke in das menschliche Umfeld der Region. Er ist seit März hier. Im Norden gibt es ca. 9.000 Dörfer, in denen zwei Drittel der 10 Mio. Menschen des Nordens leben. Die Gesellschaft hier hat eine erheblich andere Entwicklungsstufe. Frauen werden als Sache behandelt. Bekommen sie keinen Sohn, können sie bestraft werden. Eine zentrale Rolle haben die Mullahs , die mit ihrer Familie von der Bevölkerung ernährt werden. Man dürfe nicht vorschnell von Taliban reden. Vermeintliche Aufständische könnten auch Familienkonflikte sein. Typisch seien die schnell wechselnden Koalitionen.

Grundidee von Bevölkerungsorientierung (population centric) sei, sich in die Sicht der Bevölkerung zu versetzen. In Dorf A wird z.B. Sicherheit durch Taliban gewährleistet, in Dorf B durch lokale Machthaber, in Dorf C durch HIG. Die Dörfer selbst seien stabil, ein Zehnter werde erhoben. Aber unsicher wird es zwischen A und B. An Checkpoints werden zusätzliche Abgaben erhoben.

Wenn wir zusammen mit den ANSF in ein Dorf kommen, bringen wir mit Regierungsautorität zunächst Unsicherheit. Da muss dann Vertrauen zurückgewonnen werden. Das braucht Zeit, sichtbare Präsenz und schnell sichtbare Verbesserung er Lebensumstände. Hier kommt CIMIC ins Spiel. Die Leute hätten zunächst Angst, mit uns zu reden. Beim Key-Leader-Engagement werde wohl miteinander geredet, aber Belangloses. „Door Opener" sind Gebetsteppiche, Generatoren.

Die große Gastfreundschaft mit großem Neid einher. Dorf A will eine eigene Schule, obwohl in drei km Entfernung in Dorf B schon eine Schule existiert. Aber beide Dörfer stehen im Konflikt miteinander.

Die Töpfe für CIMIC-Maßnahme sind bescheiden. Der Kommandeur RC North verfügt über 60.000 Euro pro Kontingent, der Kommandeur ASB über 45.000 Euro. Demgegenüber haben die US-Fonds irrsinnig viel Geld. Für Projekte bis 5.000 US-$ brauche es nur einen Beleg. Projektsummen darüber hinaus seien normal und etwas langsamer.

Bisher sind im Operationsgebiet von Taohid von Afghanen 41 Projekte priorisiert, 324 für die ganze Provinz Baghlan. Bei allen ist die Finanzierung noch offen. Offen ist auch, wann zivile Organisationen reinkommen. Der GTZ-Risk-Officer bewertet die Sicherheitslage. Wenn er zum Ergebnis „rot" komme, gehen staatliche Durchführungsorganisationen wie GTZ, KfW nicht rein. Außerdem funktioniere zivile Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit anders: Wenn sie schon länger vor Ort sind, liegt dem in der Regel ein Arrangement mit lokalen Machthabern zu Grunde. Da stört herein kommendes Militär nur. In unsicheren Regionen gilt es, Abstand zu militärischen Operationen zu halten. Hier kann die Arbeit erst aufgenommen werden, wenn einigermaßen Stabilität besteht.

NGO`s haben eine Jahresplanung. Bundeswehr/CIMIC hätten einen Planungsvorlauf von drei bis vier Monaten.

Zur Abteilung J9 gehören 14 Soldaten. Sie sollte aufwachsen auf 28. Die Verstärkung kam aber nicht. Die beiden Tactical CIMIC-Teams des RC North sind im Wechsel in Baghlan. Allerdings stehen die ab Mitte September wohl nicht mehr zur Verfügung. Die Teams seien wegen der Obergrenze nicht mehr besetzbar. Das Einsatzführungskommando prüfe aber noch.

Ein Interkultureller Einsatzberater gibt zu bedenken, dass die Baghlan-Operation wie bei einem Luftballon wirke. Druck an der einen Stelle führe zur Ausbeulung an anderer Stelle. Die Aufständischen seien nach Aliabad (angrenzender Distrikt der Provinz Kunduz) ausgewichen.

Ergänzend zu CIMIC und Zivil-militärischer Zusammenarbeit: Kaum bekannt ist, dass der Anteil der CIMIC-Projektgelder sehr gering ist. In 2010 etwas über 1 Mio. Euro gegenüber 430 Mio. BMZ und AA. Das sind max. 0,2%. Seit 2008 gingen Zahl und Umfang von CIMIC-Projekten von 135/1,39 Mio. Euro auf 47/229.000 Euro zurück. Von 2002-2010 waren es 945 Projekte für 6,613 Mio. Euro - zu 53% Bildung, 36% Lebensbedingungen, je 3% Öffentliche Ordnung, Verkehr/Kommunikation, Wirtschaft, 2% Bevölkerung. Erfahrung ist: Projekte tragen nicht zur Verbesserung der Lage bei und führen nicht zu größerer Akzeptanz von ISAF. CIMIC-Schwerpunkt deshalb die Analyse der Zivilen Lage. Allerdings gibt es in Nord-AFG nur 40 „Sensoren" für die Erfassung der Zivilen Lage, davon 18 Teams der Fusion Cell)!

Die schwachen zivilen Kräfte werden durch eine Zersplitterung der Kräfte weiter geschwächt. Sie unterstehen in erster Linie den jeweiligen nationalen Botschaften.

Erfahrene deutsche J9-Offiziere kommen zu dem Ergebnis: Die Absicht der Bundesregierung zur Vernetzten Sicherheit sei eindeutig, die Umsetzung aber mühsam.

Im zivilen und militärischen Bereich würden Lippenbekenntnisse vorherrschen. Es dominieren Absicherungsdenken und Ressortbefindlichkeiten. In N-AFG gebe es im 9. Einsatzjahr keine vernetzte Sicherheit!

Positives Beispiel sei demgegenüber Großbritannien.

(Informationen vom NGO-Symposium am CIMIC-Zentrum der Bundeswehr am 4./5. November in Nienburg.

Die weitere Entwicklung in Baghlan schildert Ulrike Demmer im Oktober im SPIEGEL (41/2010). (Im Unterschied zu früher darf sich jetzt auch ein verantwortlicher Offizier, der uns bekannte Hauptmann A., gegenüber der Presse frei äußern.)

Ende September griffen ca. 60 Kämpfer mit Handfeuerwaffen und Panzerfäusten das Dorf Shahabuddin an. Hier hatte eine Dorfschura übergelaufenen ehemaligen HIG-Kämpfern erlaubt, im Rahmen des Reintegrationsprogramms eine Stellung zu halten. Über vier Tage dauern die Feuergefechte. Es soll das größte Gefecht gewesen sein, das Bundeswehrsoldaten bisher erlebten. Fünf der Anti-Talibankämpfer starben. Zwei Wochen erfolgte ein weiterer Angriff auf Shahabuddin. Am 7. Oktober näherte sich ein angeblich Hilfsbedürftiger einem Sanitätssoldaten und sprengt sich in die Luft. 14 Soldaten werden verletzt. Getötet wurde der 26-jährige San-Oberfeldwebel Florian Pauli. (Nach dem Freiwilligen Sozialen Jahr und dreijährige Ausbildung zum Rettungssanitäter hatte er sich freiwillig zum Bund gemeldet.) Einen Tag später fielen einem Anschlag in der Moschee von Taloqan der Gouverneur von Kunduz und 14 Personen zum Opfer.

Am 16. Januar 2011 wurden in Baghlan neun Zivilpersonen, darunter sechs Frauen und ein Kind, durch ein IED in einem Fahrzeug auf dem Weg nach Shahabuddin ermordet.

Gespräch mit Militärseelsorgern in Mazar

Ein friedensethisches Problem - wären wir ohne die USA hier?

Die Vermischung von ISAF und OEF

Private Sicherheitsfirmen und Privatisierung des Krieges. Es gebe hier viele „beige Typen". Die bewegen sich jenseits von Friedensethik.

Zum Sonntagsgottesdienst kommen 50-60 Soldaten aller Alters- und Dienstgradgruppen. Täglich um 20.00 Uhr zwanzigminütige (meditativere) Taizé-Andacht; Montagskino im Atrium; kleiner Chor und Posaunenchor; aufsuchende Arbeit

Andere Gesprächspartner

-   Bei Vorgesetzten fehlt es noch was an Verständnis für die Gefechtsbelastungen der Einsatzsoldaten. Weiter dieses Dogma des Schönredens: „Ja, ja, ja" und dann zum nächsten Auftrag. Das Phänomen sei bei jeder Arme zu beobachten, dass Informationen aus der Schlammebene über die Stäbe verflacht werden.

-   Einsatzdauer: Das Heer habe den Antrag auf sechs Monate gestellt, das Ministerium habe in Absprache mit den Kirchenämtern abgelehnt. Das Heer hintertreibe das, indem immer mehr Posten mit längerer Stehzeit verlangt werden, z.B. Fahrer der Stabskompanie. Die Luftwaffe gehe bei der Einsatzdauer sowieso eigene Wege. Die USA würden mit der einjährigen Einsatzdauer nicht fertig! Die Selbstmordrate sei astronomisch, fast so hoch wie die der Gefallenen!

-   Auf einen Einsatzsoldaten kommen ja nach Standort zwischen vier bis zehn Soldaten, die nur im Feldlager arbeiten. Das sei ein Missverhältnis.

-   Wenn man mehr erreichen wolle, brauche es entweder eine höhere Obergrenze oder eine Nichteinberechnung der Wehrverwaltung. Es könnte mehr Patrouillen in der Blue Box geben.

Zufällige Vieraugengespräche

-   Ex-Feldnachrichtenmann: Die Leute wollen, Ruhe, Schulen ... Aber es reichen vier, fünf Mann mit gehöriger Brutalität (Nasen und Ohren abschneiden, zwei Leute fesseln, IED dran ...), um die Bevölkerung einzuschüchtern. Schon 2005/6 habe man Warnungen nach Potsdam/Berlin durchgegeben vor gefährlichen Entwicklungen. Die Antwort war: „Wollt Ihr einen höheren Auslandsverwendungszuschlag?" Das Berichtswesen strotze von Beschönigungen. nach oben, sei orientiert an Vorgesetzten und Karriere. Berichte von HUMINT (human intelligence) würden eher abgetan. 2006 hatte man Kontakte zu höheren Taliban. Der damalige SPD-Vorsitzende Kurt Beck konnte mit solchen bei seinem AFG-Besuch sprechen. Seine Aufforderung zu Gesprächen wurde in Deutschland dann weggewischt. Den Feldnachrichtenkräften wurden diese Kontakte dann untersagt. Ein großer Fehler sei es gewesen, für 2011 den Abzug anzukündigen. Für den Aufbau von Sicherheitskräften brauche man fünf bis zehn Jahre. Auf Seite der Afghanen habe die Abzugsankündigung fatale Folgen: wo die Alliierten zu unsicheren Kantonisten werden, orientiere man sich um. Zugleich kursiere unter Afghanen die Frage, ob es in Camp Marmal Gebäude mit Hubschrauberlandefläche gäbe - analog zur US-Botschaft in Saigon.

-   Ein Hauptfeldwebel, früherer Objektschützer aus Kunduz: Er habe viel erlebt. Er kritisiert die „zu reaktive Einsatztaktik". Man habe volle Kenntnis von den Verflechtungen und Akteuren. Aber man gehe nicht gegen sie vor, nutze nicht die eigenen Möglichkeiten. Ein Beispiel: An der Mischa-Meier-Brücke kamen Männer einer Sicherheitsfirma unter Beschuss. Auf ihren Hilferuf an das PRT kam von dort die Antwort, man sei nicht zuständig. So wurden sie zusammengeschossen. In der Politik werde so was gar nicht wahrgenommen.

-   PRT Kommandeur Feyza: Mit den dortigen nur noch 290 Soldaten könne man kaum noch was machen. Vor vier Jahren war Badakhshan das Problemgebiet im Norden und Kunduz positiv. Vor einem Jahr war es umgekehrt. Inzwischen habe sich die Lage in Badakhshan wieder etwas verschlechtert.

Fragen im Raumschiff Camp Marmal

Seit der Aufbauphase 2006 war ich immer wieder im Camp Marmal. Ich habe sein enormes Wachstum erlebt, das mit dem US-Aufwuchs noch mal einen Sprung macht. Bei den langen Fußwegen durch das riesige Camp mit seinen zzt. 6.000 Soldaten und endlosen Massen an Fahrzeugen und Containern frage ich mich des öfteren, wie viel hier Selbstbeschäftigung ist.

Natürlich braucht eine so hochtechnisierte, autarke Militärstadt in einem partiell feindlichen Umfeld enorme Ressourcen, um sich überhaupt am Funktionieren zu halten. Und als logistische Drehscheibe für den ganzen Norden braucht sie noch mehr. Da ist der Anteil der „Selbstbeschäftigung" zwangsläufig hoch. Aber hoch ist auch das Risiko, sich in der Selbstbeschäftigung zu verlieren.

Wie hoch ist - im Hinblick auf den Auftrag - der Wirksamkeitsgrad?


[1] Diese war bis Sommer 2007 im Osten in Kunar eingesetzt, darunter im berüchtigten Korengal-Tal. Sebastian Junger beschreibt in seiner Reportage „WAR - Ein Jahr im Krieg", München 2010, den extremen Kampfeinsatz der nachfolgenden Battle Company (Bataillon „The Rocks" der 173rd Airborne Brigade), die zeitweilig fast ein Fünftel der gesamten Kämpfe von ISAF trug.

[2] Das traditionelle geostrategische Interesse der USA an Einfluss durch Stützpunkte wird in der Berliner Debatte viel zu wenig beachtet. Vgl. Thomas Ruttig (AAN): Building for Eternity? The Issue of the Afghan Bases, www.aan-afghanistan.org.

[3] The Northern Front - The Afghan insurgency spreading beyond the Pashtuns, AAN,


Publikationsliste
Vortragsangebot zu Riga-Deportationen, Ghetto Riga + Dt. Riga-Komitee

Ende 1941/Anfang 1942 rollten Deportationszüge aus Deutschland und Österreich nach Riga.

1989 stieß ich auf die Spuren der verschleppten jüdischen Frauen, Männer und Kinder.

Mit meinem bebilderten Vortrag "Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga" stehe ich gern für Erinnerungsveranstaltungen und Schulen zur Verfügung. (Anlage)

Vorstellung der "Toolbox Krisenmanagement"

Von der zivilen Krisenprävention bis zum Peacebuilding: Die 53-seitige Broschüre stellt kompakt und klar auf jeweils einer Themenseite Prinzipien, Akteure und Instrumente des Krisenmanagements vor. Bei einem Kolloquium im Bundestag in Berlin wurde die Schrift einem Fachpublikum vorgestellt. Erstellt von AutorInnen des Zentrums Internationale Friedenseinsätze ZIF und der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP ist die "Toolbox" ein wichtiger Beitrag zur friedens- und sicherheitspolitischen Grundbildung auf einem Politikfeld, wo die Analphabetenrate in der Gesellschaft, aber auch in Medien und Politik sehr hoch ist. ... www.zif-berlin.de

zif
Auf dem Foto überreicht W. Nachtwei den AutorInnen seine 2008 erschienene Broschüre zur Zivilen Krisenprävention und Friedensförderung.

Mehr zur Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure bei der zivilen Konfliktbearbeitung u.a.:

Tagebuch