Sehr dankbar bin ich für die überwältigend vielen + herzlichen Zeichen der Anteilnahme, persönlichen Erinnerungen an Angela + praktische Hilfsangebote. Das alles hilft im Schmerz des endgültigen Verlustes und bekräftigt meine Dankbarkeit für 55 Jahre gemeinsame Langstrecke. Ich spüre Angelas Auftrag an mich: Bleib dran! HIER zur Erinnerung an Angela Stationen ihres Lebensweges. Dass sie als gerade Operierte auf einer Klinik-Station Corona infiziert werden konnte, ist mir völlig rätselhaft.
Erinnerungen an Angela Maria Nachtwei-Hanak –
Stationen ihres und unseres gemeinsamen Lebensweges
22. März 1947–21. Mai 2021
(Fotos auf www.facebook.com/winfried.nachtwei , Anzeige in den Westfälischen Nachrichten + der taz am 5. Juni: https://www.trauer.ms/traueranzeige/angela-maria-nachtwei-hanak-2021-05-21-muenster-121476 )
1947, 22. März geboren in Düsseldorf als dritte Tochter von Anni und Karl Hanak
1953-1957 Katholische Grundschule an der Golzheimer Heide, Düsseldorf
1957-1958 Kath. Grundschule am Freiligrath-Platz, Düsseldorf
1958-1963 Goethe-Schule II, Frauenoberschule, Düsseldorf
Mitglied in der katholischen Jugendbewegung „Quickborn“, Mädchengruppe
1963-1966 Marienschule Opladen, Internat (Nonnenschule), Abschluss Mittlere Reife
1966/5-1968/8 Staatliches Pädagogisches Fachinstitut Essen, Lehramt Kunst + Sport),
Abbruch wegen Wasserangst
1966/12 Beginn der Freundschaft mit Winfried (Winni) Nachtwei aus derselben
katholischen Pfarrgemeinde „Hl. Familie“ in Düsseldorf Stockum (und dem
Quickborn)
1968-1970 Büroarbeit in zwei Firmen in Düsseldorf; frohe Abende und Nächste in der
Düsseldorfer Altstadt und bei Rheinfeten
1969 1. Heinkel-Roller-Tour nach Jugoslawien (Split, Dubrovnik, Mostar, Hvar)
1970 2. Heinkel-Roller-Tour nach Korsika (Porto Vecchio)
1970/5-11 Praktikum Kinderklinik Diakonie, Düsseldorf-Kaiserswerth
1971 3. Heinkel-Roller-Tour über Rom nach Sardinien
1971-1974 Ausbildung zur Kinderkrankenschwester in der Diakonie, D-Kaiserswerth
1973 Türkeireise (Izmir, Inseln)
1974, 19. Juli Eheschließung mit Winfried Nachtwei
1974-1980 Intensivstation der Kinderklinik an der Uni-Klinik Münster, Umzug nach
Greven (erste Wohngemeinschaft hier), dann Münster
1977 1. Irland-Reise (Raum Galway) mit Pferdekutsche
1978 1. Mexico-Reise (D.F., Uxmal, Palenque, Chichen Itza, Zihuatanecho), Blick-
und Herzöffner für die reale „Dritte Welt, globalen Süden
1978/79 Teilnahme an Anti-AKW-Demos in Brokdorf, Gorleben / Wendland
1979, Juli 1. China-Reise: Peking, Datong, Taiyjuan, Xian (mit der Transsib zurück)
1980 2. Irland-Reise (Radtour durch Südwest, u.a. Skellig Islands)
1980-1981 Auslandseinsätze (medizinische Flüchtlingshilfe)
1980/3-4 Flüchtlingslager thailändisch-kambodschanische Grenze (Notärzte-Komitee
„Cap Anamur“), gelegentlicher Granatenbeschuss
1981/5-12 Flüchtlingslager und Krankenhaus in/bei Hargeisa, Nord-Somalia (viele
Kriegsopfer – Minen- und Schussverletzungen - aus dem Ogaden-Konflikt)
1982/3-6 Krankenhaus in Uganda und Zaire
1982-1985 Dauernachtwache (20 St./Woche) in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der
Uni-Klinik Münster
1982 Griechenlandreise (Athen, Lesvos)
1982 ff. Friedensbewegung, Friedens-AG von GAL-Grünen Münster (Transparente-
Malerin, I.-Korps-Blockade Okt. 1983)
1982, August 2. Mexico-Reise (D.F., Queretaro, Guanajuato, Tequesquetengo, Chihuahua,
Creel, „Kupferschlucht“, Los Mochis, Puerto Marquez)
1985 Schwerer Bandscheibenprolaps HWK 6/7
1986 ff. Kunsthandwerkliche Arbeitern (Schneidern, Stricken, Töpfern) zum Zweck
des privaten Verschenkens
1987 1. Israelreise
1988/8 Gedenk- und Begegnungsreise nach Minsk/Weißrussland (mit Grüner
Friedens-AG und IBB)
1989/7 „Entdeckungsreise“ über die Ostsee nach Riga/Lettland mit Winni
Unabhängigkeitsbewegung gegen die sowjetische Okkupation, Spuren der
Judenvernichtung in Riga 1941-44 und der Deportationen ins „Reichsjuden
ghetto“ aus dem Münsterland und vielen anderen deutschen Regionen; Beginn
der Bekanntschaft bald Freundschaft mit Margers und Eva Vestermanis (er
Überlebender des Rigaer Ghettos, Partisan, Historiker, Gründer des Museums
„Juden in Lettland“)
1990-1994 Prozessbeobachterin beim NS-Kriegsverbrecherprozess gegen. Boleslavs
Maikovskis am Landgericht Münster (Vernichtung des ostlettischen Dorfes
Audrini im Januar 1942), Protokollführung (Großteil der 1499 Seiten in 7
Kladden zu 205 Sitzungen bis 18.2.1994)
1990, Juni 2. Riga-Besuch und Spurensuche in Rezekne und Audrini in Ostlettland
1991 4. Riga-Besuch zu Filmdreharbeiten mit Irmgard Ohl und Ewald Aul,
Überlebende der Riga-Deportation vom 13.12.1941 aus Osnabrück, zum
ersten Film zu den Riga-Deportationen (Filmemacher Jürgen Hobrecht und
Mierek Bork)
1993, März Erste Gruppen-Erinnerungsreise aus Deutschland (Münster- und Emsland)
nach Riga
1993, August Spurensuche in Polen: Gdansk/Danzig, nördliches Kaschubien, ehemaliges
KZ Stutthof und Endstationen von Todesmärschen
1994 Politikberatung und –unterstützung: Volle Befürwortung der (dritten, jetzt
erfolgreichen) Bundestagskandidatur von Winni; seitdem kritisch-
konstruktive Unterstützung des Abgeordneten (verlässliche „Bodenstation“)
und bestes Verhältnis zum Team, “; aktiver Rückhalt für alle Reisen in Risiko-
und Konfliktgebiete, v.a. Afghanistan; Angela trägt die Hauptlast im Hinblick
auf Entbehrungen in der Beziehung mit einem Berufspolitiker
1995 ff. Digitale Bildgestaltung: phantasievolle Glückwunschkarten und Bilder zu
Feiertagen, Geburtstagen, Abschieden, CD-Hüllen und Fotobücher für
Verwandte, Freunde, Kollegen (u.a. Margers Vestermanis, Peter Struck,
Joschka Fischer, Antje Vollmer, Wolfgang Schneiderhan)
1997 ff. Mehrere Protestwanderungen in der Kyritz-Ruppiner Heide in Brandenburg
(gegen den geplanten Luft-Boden-Schießplatz bei Wittstock)
2001. Nov. Einweihung der Gedenkstätte Riga-Bikernieki 60 Jahre nach dem „Rigaer
Blutsonntag“ mit der lettischen Staatspräsidentin, etlichen Ghetto- und KZ-
Überlebenden, Städtedelegationen des Deutschen Riga-Komitees
2002-2006 Freundschaftliche Ersatzmutter für die Nichte Steffi während ihrer
Ausbildung in Münster; in den Vorjahren zeitweilige Aufnahme von Sandra
aus Riga, Unterstützung hilfsbedürftiger alter Nachbarinnen
2004, August Namibia-Reise und 100 Jahre „Schlacht am Waterberg“/ Herero-Krieg
2010 1. Gedenkreise des Riga-Komitees mit Städtedelegationen nach Riga
2010 ff. Politikberatung II: Kritische Kommentierung und Korrektur vieler friedens-
und sicherheitspolitischer Beiträge Winni`s
2012, Juli Beginn des Kieser-Krafttraining (mindestens zweimal/Woche diszipliniert
gegen den Alterungstrend)
2013, Mai- Krankengymnastik am Gerät mit den vorzüglichen PhysiotherapeutInnen in
2021, April der „Akademie für manuelle Medizin – Physiotherapie & Rehabilitation“,
Von-Esmarch-Straße Münster
2014 April 2. China-Reise (Peking, Xian, Ping`an/Reisterrassenfelder von Longji,
Yangshou/Karstkegellandschaft am Li-Fluß, Shanghai)
2017, Juli 2. Gedenkreise des Deutschen Riga-Komitees nach Riga
2020, Dez. Aufnahme des täglichen häuslichen Teppichturnens mit Winni angesichts des
Lockdowns für Kieser-Training
2021, 21. April Erster Krankenhausaufenthalt in Angelas Leben: Lungen-Operation in der
Uni-Klinik Münster, Besuchsverbot wegen Corona, auf der Station
mangelhafte Kommunikation, Telefonkommunikation wechselhaft
11. Mai Nach Corona-Fall auf der Station 18 A Ost erneuter Covid-19-Test: Angela
und Zimmernachbarin „positiv“ (unbekannt, wie das überhaupt passieren
konnte!), Verlegung auf die Quarantäne-Station: Das Atmen fällt schwerer,
weniger Kraft zum Sprechen und Lesen
20. Mai Nach massiver Verschlechterung in der Nacht zum
21. Mai Verlegung auf die Intensivstation, zwei Schlaganfälle. Ab 18.30 verabschiedet
sich Winni im Schutzanzug von Angela nach 55 gemeinsamen Jahren und
begleitet sie über die Schwelle. Links von ihr geht der Blick aus dem 10.
Stock über die Dächer und Türme von Münster gen Osten, wo immer wieder
die Sonne aufgeht.
Am Freitag, 21. Mai, hatte Münster eine Inzidenz von 17,1 und zehn belegte Intensivbetten.
Es war der Vorabend eines Samstag, an dem die Innenstadt von Münster mit der Lockerung der Corona-Einschränkungen ein Wochenendtreiben wie lange nicht mehr erlebte. Ohne uns. Nie mehr.
Münster, 27. Mai 2021, Winni Nachtwei
Ende 1941/Anfang 1942 rollten Deportationszüge aus Deutschland und Österreich nach Riga.
1989 stieß ich auf die Spuren der verschleppten jüdischen Frauen, Männer und Kinder.
Mit meinem bebilderten Vortrag "Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga" stehe ich gern für Erinnerungsveranstaltungen und Schulen zur Verfügung. (Anlage)
Von der zivilen Krisenprävention bis zum Peacebuilding: Die 53-seitige Broschüre stellt kompakt und klar auf jeweils einer Themenseite Prinzipien, Akteure und Instrumente des Krisenmanagements vor. Bei einem Kolloquium im Bundestag in Berlin wurde die Schrift einem Fachpublikum vorgestellt. Erstellt von AutorInnen des Zentrums Internationale Friedenseinsätze ZIF und der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP ist die "Toolbox" ein wichtiger Beitrag zur friedens- und sicherheitspolitischen Grundbildung auf einem Politikfeld, wo die Analphabetenrate in der Gesellschaft, aber auch in Medien und Politik sehr hoch ist. ... www.zif-berlin.de
Auf dem Foto überreicht W. Nachtwei den AutorInnen seine 2008 erschienene Broschüre zur Zivilen Krisenprävention und Friedensförderung.
Mehr zur Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure bei der zivilen Konfliktbearbeitung u.a.: