In vier Monaten sollte die seit Anfang Juni arbeitende G36-Kommission ihre Untersuchungen durchführen. Drei Viertel der Zeit ist um. Hier ein Interview zum Zwischenstand (aus verständlichen Gründen ohne Zwischenergebnisse) mit "Bundeswehr aktuell".
Spurensuche: Bericht zum Zwischenstand der G36-Kommission
von Vivien-Marie Bettex
(Bundeswehr aktuell Nr. 33 vom 24. August 2015)
Alle relevanten Berichte sind geprüft, Gespräche mit zahlreichen Soldaten wurden geführt – die Arbeit der G 36-Kommission unter dem Vorsitz von Winfried Nachtwei geht in die letzte Phase. Am 1. Oktober soll die von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen eingesetzte „Kommission zur Untersuchung des Einsatzes des G 36-Sturmgewehres in Gefechtssituationen“ ihren Bericht vorlegen. Auftrag: Die Kommission soll klären, ob Soldaten durch Präzisionsmängel am G 36 im Einsatz gefährdet oder gar geschädigt wurden.
„Uneingeschränkt offene Gespräche“
<q>„Die konkreten Einsatz- und Gefechtserfahrungen der Soldaten stehen bei unserer Arbeit im Mittelpunkt“</q>, sagt Nachtwei. In den vergangenen Wochen haben Mitglieder der Kommission zahlreiche Standorte in Deutschland besucht, dort jeweils mit Gruppen von Soldaten aller Dienstgrade gesprochen. <q>„Einige Soldaten haben sich auch schriftlich an uns gewandt, um über ihre Erfahrungen mit dem G 36 zu berichten.“</q>
Alle Gefechtssituationen in allen bisherigen Einsätzen werden geprüft. <q>„Den Schwerpunkt bildet dabei der Kampfeinsatz in Afghanistan“</q>, sagt Nachtwei. Die Gespräche mit den Soldaten seien<q> „uneingeschränkt offen“</q> verlaufen. Die Soldaten erinnerten sich ausgesprochen genau an bestimmte Gefechtssituationen. <q>„Alle Soldaten, die mit uns sprechen, sind in den Gesprächen differenziert, überlegt und fundiert“</q>, sagt der Kommissionsvorsitzende Nachtwei.
„Seriöses und klares Ergebnis“
Er selbst habe die Gespräche auch als durchaus aufwühlend erlebt. <q>„Die sehr persönlichen Schilderungen, die wir zu hören bekommen, zeigen die schärfste Seite der Auslandseinsätze.“</q> Besonders hilfreich für die Arbeit der Kommission war laut Nachtwei ein Besuch am Ausbildungszentrum Infanterie in Hammelburg. <q>„Die Einblicke in die Schieß- und Gefechtsausbildung haben verdeutlicht, welche Faktoren auf die Treffgenauigkeit einer Waffe wirken. Die Waffentechnik ist dabei ein Einflussfaktor neben anderen“</q>, erklärt Nachtwei.
Im April diesen Jahres, direkt nach Bekanntwerden der Präzisionseinschränkungen, beauftragte der Generalinspekteur der Bundeswehr die nochmalige Auswertung der Berichte zu Gefechtshandlungen. Die kurzfristige Auswertung ergab, dass sich in den Berichten keine Hinweise finden, eine mangelnde Treffgenauigkeit des G 36 könnte Einfluss auf den Gefechtsverlauf gehabt haben. Die in jüngsten Medienberichten nachzulesende Schlussfolgerung, der Bericht vom April belege, das G 36 habe keine Mängel, lässt sich daraus nicht ableiten.
Die G 36-Kommission kann sich laut Nachtwei bei ihrer Arbeit auf eine deutlich breitere Quellenbasis stützen. Anfang Oktober will die unabhängige Kommission nun eine umfassende und fundierte Antwort auf die Frage nach einer etwaigen Gefährdung geben. <q>„Wir werden ein seriöses und klares Ergebnis vorlegen“</q>, sagt Nachtwei.
Das ist die G 36-Kommission
Winfried Nachtwei war für die Fraktion Bündnis90/Die Grünen von 1994 bis 2009 Mitglied des Deutschen Bundestags und wird für seine verteidigungspolitische Expertise über Parteigrenzen hinweg geschätzt. Gemeinsam mit dem ehemaligen Wehrbeauftragten
des Bundestags, Hellmut Königshaus (FDP), bildet Nachtwei den Kern der G 36-Kommission. Die militärischen Berater sind Generalmajor Johann Langenegger, Kommandeur der 1. Panzerdivision, und Oberstleutnant Lutz Kuhn. Das Sekretariat hat sieben Mitarbeiter, geführt von Oberst Oliver Kohl.
Zu Bw aktuell Nr. 33: http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/!ut/p/c4/FcZBDkBADADAt_hAi8TFzS9wkdotGquE7kq8HpnLYI8fpSQzmexKAVvsnNTjDePtGbYYTDb2QvCwWNSZNar_f7nllMlYgVaLHALQ6RZJQ5kXFR5rk72_1-N_/
Zum Start der G36-Kommission
Interview in Bw aktuell am 04.06.2015 „Alle irgendwie zugänglichen Quellen überprüfen“http://www.bmvg.de/portal/a/bmvg/!ut/p/c4/NYvBCsIwEET_aDcBKerNkItXQWx7S9sQVpqkrJt66cebHJyBd5jH4Ii1ye0UnFBObsUeh5mu0xemuAd458J1hUiJPuKZSsRXywe5py8NIpPQpWBnWSGLbOszRTmaoAWHJS2Rmn1jz4ufWeetjuf7N08cIvx9gO4XPBq/
„Mein neuer Arbeitsplatz im Bendlerblock“ http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1357 , zur Berufung der G36-Kommission http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1350
Ende 1941/Anfang 1942 rollten Deportationszüge aus Deutschland und Österreich nach Riga.
1989 stieß ich auf die Spuren der verschleppten jüdischen Frauen, Männer und Kinder.
Mit meinem bebilderten Vortrag "Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga" stehe ich gern für Erinnerungsveranstaltungen und Schulen zur Verfügung. (Anlage)
Von der zivilen Krisenprävention bis zum Peacebuilding: Die 53-seitige Broschüre stellt kompakt und klar auf jeweils einer Themenseite Prinzipien, Akteure und Instrumente des Krisenmanagements vor. Bei einem Kolloquium im Bundestag in Berlin wurde die Schrift einem Fachpublikum vorgestellt. Erstellt von AutorInnen des Zentrums Internationale Friedenseinsätze ZIF und der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP ist die "Toolbox" ein wichtiger Beitrag zur friedens- und sicherheitspolitischen Grundbildung auf einem Politikfeld, wo die Analphabetenrate in der Gesellschaft, aber auch in Medien und Politik sehr hoch ist. ... www.zif-berlin.de
Auf dem Foto überreicht W. Nachtwei den AutorInnen seine 2008 erschienene Broschüre zur Zivilen Krisenprävention und Friedensförderung.
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