Eine Vortragsveranstaltung in Goch am Niederrhein bot die Gelegenheit, Einrichtungen einer anderen Art von Krisenprävention und Gefahrenabwehr zu besuchen - darunter das noch junge Weltraumlagezentrum. Hier der Bericht.
Krisenprävention in der 3. Dimension: Besuch im Weltraumlagezentrum und in Luftlagezentren in Kalkar-Uedem
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Anlässlich meines Afghanistan-Vortrages in Goch (www.nachtwei.de/index.php/articles/1198 ) besuchte ich auf Einladung von Generalleutnant Wundrak in Kalkar-Uedem mehrere Lage- und Führungszentren: das Combined Air Operations Centre der NATO (CAOC), das Nationale Lage- und Führungszentrum Sicherheit im Luftraum (NLFZSiLuRa) und das Weltraumlagezentrum.
Das CAOC ist zzt. zuständig für die Luftraumüberwachung gegenüber fremden militärischen und unbekannten Luftfahrzeugen in der Air Policing Area 2 mit Benelux, Deutschland und Baltikum und ca. 5.500-6.000 Flugbewegungen/Tag. Dem CAOC sind neun QRA Basen (Quick Reaction Alert) mit Abfangjägern zugeordnet. In 2012 gab es in der Area 2 insgesamt 96 „Drängeleien" in der Luft, davon 43 überm Baltikum. 22 über Deutschland. Ab Juli ist das CAOC Uedem zuständig für ganz Nordeuropa.
Das NLFZ Sicherheit im Luftraum ist zuständig für den zivilen Luftverkehr über Deutschland und wird gemeinsam betrieben von Bundeswehr, BMI und Bundesverkehrsministerium. Die Flugsicherung steht über Lotsen in ständigem Kontakt zu Luftfahrzeugen. Nach fünf Minuten ohne Funkkontakt kann die Dt. Flugsicherung nur warnen und umleiten. Nur die Luftwaffe könne überprüfen, ob der Funkkontakt aus Schusseligkeit verloren wurde oder ob eine Gefahr drohe. In 2004 ging 444 Mal der Funkkontakt verloren, heute ist es - bei gestiegenem Flugaufkommen - die Hälfte. Abfangjäger steigen ca. 25 Mal/Jahr auf. Taktische Air Policing Maßnahmen sind Alarmierung, Abfangen, Abdrängen, Warnfeuerstoß, Bekämpfung. Jeder arbeite in seiner Ressortsäule. Binnen weniger Minuten habe man ein gemeinsames Lagebild. Abfangjäger seien innerhalb von zehn bis zwölf Minuten in der Luft. Bei einem AKW müsste binnen kürzester Frist über eine Abschaltung entschieden werden. Ein Dilemma dabei: Abschalten und späteres Hochfahren koste insgesamt einen zweistelligen Millionenbetrag. Das NLFZ arbeitet nach den „Gemeinsamen Grundsätzen von Bund und Ländern über die Zusammenarbeit bei der Abwehr von Gefahren für die Sicherheit im deutschen Luftraum durch RENAGADE-Luftahrzeuge" (RENAGADE-Zusammenarbeitsgrundsätze) vom 1. September 2012.
Das deutsche Weltraumlagezentrum wird von Bundeswehr und Dt. Luft- und Raumfahrtagentur (Bundeswirtschaftsministerium) seit 2009 betrieben. Hier arbeiten elf Soldaten und zwei Zivilisten. Bis 2020 soll das Zentrum auf 43 militärische und zehn zivile Dienstposten aufwachsen. Der Leiter, Oberst Holzhauer, ist mir zuletzt im Beirat zivile Krisenprävention beim AA begegnet. Für die Bundeswehr sei es ein sehr neues Thema. Hier geht es um die Weltrauminfrastruktur und die ihr drohenden Gefahren, um Weltraumverkehr, Weltraummüll (Space Debris) und Weltraumwetter. Über den Weltraummüll hinaus gelten als potenzielle Gefahren Überlastung und „ Scherzaktionen", Anti-Satelliten/Abschuss vom Boden, Manipulation der Datenübetragung, Angriffe auf die Bodeninfrastruktur.
Ein Großbildschirm zeigte den Globus umgeben von einem dichten Schwarm unterschiedlich großer und farbiger Punkte, ein auf den ersten Blick faszinierend-prächtiges Bild. Aber die Punkte visualisieren mehrere zehntausend Objekte - von ca. 900 Satelliten über Raketenstufen (gelb) bis „Weltraumschrott" (grün). In dem Raum bis 36.000 km Höhe sind ca. 17.000 Teile mit mehr als zehn Zentimeter erfasst. Aber schon Objekte von einem Zentimeter Durchmesser können bei einer Kollision wie eine Handgranate wirken, wenn sich die eigene Geschwindigkeit von 8-9 km /Sek. bei Frontalkollision verdoppelt. Teile unter einem Zentimeter Durchmesser (z.B. Schlacke, Farbpartikel) gibt es ca. 1 Million. Massen an Weltraummüll entstanden 2007, als China einen eigenen Satelliten abschoss (mehrere 1.000 Teile), 2009 durch die Kollision eines US-amerikanischen und russischen Satelliten, im Oktober 2012 durch die Explosion einer russischen Raketenstufe.
Aufgabe des Weltraumlagezentrums ist, Flugbahnen von Objekten zu beobachten, zu berechnen und vor Kollisionen zu warnen, damit ggfs. Ausweichmanöver eingeleitet werden können. Für das deutsche SAR-Lupe Satelliten-Aufklärungssystem (Synthetic Aperture Radar) reichen 12 Stunden Vorwarnzeit nicht aus für Ausweichmanöver.
Zum Weltraumlagezentrum gehört auch das Weltraumwetter, wo Sonnenwinde und kosmische Strahlen z.B. die Genauigkeit von Navigationssystemen beeinflussen.
Die EU investiert inzwischen viel Geld für die Identifizierung und Herausnahme von Weltraummüll - solche Methoden könnten auch offensiv genutzt werden.
Internationale Kooperation findet statt mit den USA, Frankreich, EU, European Space Agency ESA und NATO. Interesse besteht auch u.a. bei der UNO.
Ende 1941/Anfang 1942 rollten Deportationszüge aus Deutschland und Österreich nach Riga.
1989 stieß ich auf die Spuren der verschleppten jüdischen Frauen, Männer und Kinder.
Mit meinem bebilderten Vortrag "Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga" stehe ich gern für Erinnerungsveranstaltungen und Schulen zur Verfügung. (Anlage)
Von der zivilen Krisenprävention bis zum Peacebuilding: Die 53-seitige Broschüre stellt kompakt und klar auf jeweils einer Themenseite Prinzipien, Akteure und Instrumente des Krisenmanagements vor. Bei einem Kolloquium im Bundestag in Berlin wurde die Schrift einem Fachpublikum vorgestellt. Erstellt von AutorInnen des Zentrums Internationale Friedenseinsätze ZIF und der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP ist die "Toolbox" ein wichtiger Beitrag zur friedens- und sicherheitspolitischen Grundbildung auf einem Politikfeld, wo die Analphabetenrate in der Gesellschaft, aber auch in Medien und Politik sehr hoch ist. ... www.zif-berlin.de
Auf dem Foto überreicht W. Nachtwei den AutorInnen seine 2008 erschienene Broschüre zur Zivilen Krisenprävention und Friedensförderung.
Mehr zur Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure bei der zivilen Konfliktbearbeitung u.a.: