Der diesjährige International Day of UN Peacekeepers steht unter dem Motto "Investing in Peace Around the World". Das ist dringend und macht Sinn - im Gegensatz zum strategisch-dummen Aufrüstungsmantra des Waffen-Dealers Donald Trump. Nach vier Feierstunden seit 2013 in Berlin wächst mit dem Tag des Peacekeepers ein Eckpfeiler einer zeitgemäßen friedens- und sicherheitspolitischen Traditionsbildung. Umso bedauerlicher ist, dass die diesjährige Feierstunde "aus Termingründen" auf den Herbst veschoben wurde.
International Day of United Nations Peacekeepers 2017, 29. Mai:
“Investing in Peace Around the World”
Offizielle Feierstunde zum „Tag des Peacekeepers“ in Deutschland
leider auf den Herbst verschoben
Winfried Nachtwei (5/2017)
(Fotos auf www.facebook.com/winfried.nachtwei )
Am 29. Mai wird weltweit der International Day of United Nations Peacekeepers begangen. Er wurde 2003 von der UN-Generalversammlung beschlossen.
In Gao/Mali trafen am 24. Mai Soldaten, Polizisten und Zivilexperten von MINUSMA zu einer Feierstunde zusammen, darunter auch Angehörige des deutschen MINUSMA-Anteils.
Die Direktorin des Zentrums Internationale Friedenseinsätze (ZIF), Dr. Almut Wieland-Karimi, und der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN), Detlef Dzembritzki, richteten eine Grußadresse an die deutschen Peacekeeper. Ich übersandte ihnen ebenfalls ein Grußwort.
2013 wurde der UN-Peacekeeper-Tag in Deutschland erstmalig begangen. Außen-, Verteidigungs- und Innenministerium wechselten sich als Hauptveranstalter ab. Schon die bisherigen vier eindrucksvollen Feierstunden in Berlin machten den Tag des Peacekeepers zu einem Eckpfeiler einer zeitgemäßen friedens- und sicherheitspolitischen Traditionsbildung.
Umso bedauerlicher ist, dass das Verteidigungsministerium als diesjähriger Hauptveranstalter die Feierstunde zum Tag des Peacekeepers in Deutschland „aus Termingründen“ auf den Herbst verschob. Es darf nicht sein, dass die noch junge, von überregionalen Medien bisher praktisch ignorierte Tradition des Peacekeeper-Tages dadurch einen Knacks bekommt.
Für Montag, 29. Mai, 18.00 Uhr, laden DGVN und ZIF zu der Veranstaltung „Friedenssicherung durch die Vereinten Nationen in Mali: Deutschlands Beitrag zu MINUSMA“ mit erfahrungsstarken ReferentInnen in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ein. http://www.dgvn.de/veranstaltungen/einzelansicht/?tx_mjseventpro_pi1%5BshowUid%5D=679&cHash=74e9b440e955b91b8e3d4b459a271f10
Hier
- die UN-Seite zum diesjährigen Tag der UN Peacekeeper
- mein Interview zum Tag des Peacekeepers 2016
- Bericht von der Feierstunde 2016
- Link zum Bericht 2013
- Frühere Peacekeeper-Tage
2017 Theme: Investing in Peace Around the World
(Von der UN-Seite http://www.un.org/en/events/peacekeepersday/ )
“The theme for the 2017 International Day of UN Peacekeepers is “Investing in Peace Around the World.” The Day offers a chance to pay tribute to the uniformed and civilians personnel’s invaluable contribution to the work of the Organization and to honour more than 3,500 peacekeepers who have lost their lives serving under the UN flag since 1948, including 117 last year.
Peacekeeping is an investment in global peace, security, and prosperity. It is a flagship enterprise of the United Nations. Today, it deploys more than 113,000 military, police and civilian personnel in 16 peacekeeping operations on four continents. It is a flexible, evolving instrument that brings together political, security and technical tools to assist countries make the difficult transition from conflict to peace.
Over time, peacekeeping has grown from simply monitoring ceasefires to protecting civilians, disarming ex-combatants, protecting human rights, promoting the rule of law, supporting free and fair elections, minimizing the risk of land-mines and so much more. They have also worked to ensure that women are represented in peace processes, political life, and in branches of government including in uniformed services. All of these efforts are fundamental investments in building lasting peace.
Despite the breadth of its operations, peacekeeping’s budget is less than one half of one percent of global military spending.
Every mission aims to save lives, prevent mass atrocities, set the stage for peace and then close. In Côte d’Ivoire, the United Nations will complete the peacekeeping phase of its engagement with the country at the end of June after successfully assisting the country in restoring peace and stability following the post-2010 election crisis. In Haiti, MINUSTAH’s mandate will end in October, when a smaller successor peacekeeping mission focusing on the rule of law will begin. The UNMIL peacekeeping mission in Liberia, which has made progress in restoring peace, security and stability in the country, will end next March.
Other mission deployments: In South Sudan, more than 200,000 civilians continue to seek shelter at UN bases. In Mali, the peacekeepers are supporting the implementation of the peace agreement and gradual extension of State authority often under very dangerous conditions. In many countries, peacekeepers have addressed the problems of landmines and explosive remnants of war.
Currently, UN peacekeeping operations receive contributions of military and police personnel from 124 Member States. This impressive number reflects strong global confidence in the value of UN peacekeeping.
While the official International Day of United Nations Peacekeeper’s Day is on 29 May, UN Headquarters in New York will celebrate on 24 May. The Secretary-General will preside over a wreath-laying ceremony in honour of all peacekeepers who have lost their lives while serving under the UN flag. In addition, the Dag Hammarskjöld Medal will be awarded posthumously to the peacekeepers who fell while serving in the cause of peace, in 2016.”
Poster zum International Day of UN Peacekeepers 2017
http://www.un.org/en/events/peacekeepersday/posters.shtml
https://www.facebook.com/unpeacekeeping/
Images-sonore pour la paix : Journée internationale des Casques bleus 2017.
https://www.youtube.com/watch?v=X1cXOnl9YMI
UN-Peacekeepers auf Facebook https://www.facebook.com/unpeacekeeping/
Winfried Nachtwei zum Tag des Peacekeepers: „Keiner schafft es allein“
Interview mit der Redaktion der Bundeswehr/Berlin, 01.06.2016, zum
4. Tages des Peacekeepers 2016
Am 1. Juni ist der „Tag des Peacekeepers“. Bei einer Veranstaltung im Auswärtigen Amt werden deutsche Soldaten, Polizisten und Zivilpersonen geehrt, die sich in Friedenseinsätzen engagiert hatten. Im Vorfeld der Veranstaltung hat die Redaktion der Bundeswehr mit Winfried Nachtwei gesprochen, der sich seit vielen Jahren für die Sache der Peacekeeper engagiert.
Worauf will der Tag des Peacekeepers hinweisen?
Die UNO-Generalversammlung initiierte den Tag des Peacekeepers 2003. Er will aufmerksam machen auf den Einsatz von Soldaten, Polizisten und Zivilexperten für Gewalteindämmung und Friedensförderung in Krisengebieten weltweit im Auftrag der Vereinten Nationen. Deshalb sind Hunderte Peacekeeper von den Bundesministern des Auswärtigen, der Verteidigung und des Innern nach Berlin eingeladen.
Ist die Arbeit der Peacekeeper im öffentlichen Bewusstsein genügend ausgeprägt?
Ganz und gar nicht! Es sind „Lichter unterm Scheffel“. Mir ist die verbreitete Ignoranz ihnen und ihren Leistungen gegenüber ein Dorn im Auge.
Als ehemaligem Bundestagsabgeordneten ist Ihnen dieser Tag ein besonderes Anliegen – warum?
Als Parlamentarier war ich mitverantwortlich für die Entsendung von Soldaten in Krisengebiete. Bei 40 Besuchen dort lernte ich viele Soldaten, Polizisten und Zivilexperten kennen. Sie praktizieren internationale Verantwortung persönlich und mit Leidenschaft. Das verdient wahrhaftig Aufmerksamkeit, Dank und Unterstützung.
Welche Rolle spielt der Peacekeeper für einen vernetzten Ansatz?
Die Peacekeeper in verschiedenen Uniformen und Zivil stehen für die Grunderfahrung: Keiner schafft es allein – nicht die Diplomaten, die Soldaten, die Polizisten oder Zivilexperten. Gemeinsame Ziele sind nur in vernetztem Handeln erreichbar.
Welche persönlichen Erfahrungen verbinden Sie mit der Arbeit der Peacekeeper?
Vor allem Begegnungen mit Menschen, die unter widrigen, strapaziösen, oft riskanten Bedingungen überlegt zupacken, trotz aller ernüchternden Erfahrungen dranbleiben, ihren Humor nicht verlieren. Eben Mutmacher.
Muss die Arbeit der Peacekeeper weiterentwickelt werden?
Und ob. Die von der Politik erteilten Aufträge müssen klar, glaubwürdig und erfüllbar sein. Daran hapert es zu oft. Um im Einsatz bestmöglich zusammenwirken zu können, braucht es viel mehr an ressortübergreifenden Übungen. Wo die Welt immer mehr aus den Fugen gerät, ist die stärkere Unterstützung von UN-Friedenseinsätzen wichtiger denn je.
Gibt es am Tag des Peacekeepers was zu verbessern?
Die Teilnehmer empfanden die Feierstunde bisher immer als würdig und ermutigend. Vor 2013 hat es das in Deutschland nicht gegeben. Es ist an der Zeit, in der Flut alltäglicher „Bad News“ endlich auch über die „Good News“ der Peacekeeper zu berichten.
Die Fragen stellte Jörg Fleischer.
Winfried Nachtwei war für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen von 1994 bis 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages und wird für seine verteidigungspolitische Expertise über Parteigrenzen hinaus geschätzt. Heute ist er unter anderem Mitglied im Beirat für Fragen der Inneren Führung des BMVg und im Beirat Zivile Krisenprävention des Auswärtigen Amtes.
Gelungener Tag des Peacekeepers 2016:
Hartnäckig für den Frieden in unfriedlicheren Zeiten
Veröffentlicht von: Nachtwei am 4. Juni 2016
Zum vierten Mal wurden in Berlin Peacekeeper in Uniformen und Zivil für ihre professionelle, mutige und hartnäckige Arbeit in internationalen Friedenseinsätzen geehrt. Der prominenteste deutsche Peacekeeper, der UN-Sonderbeauftragte und Leiter der UN-Mission für Libyen Martin Kobler, hielt eine Spitzenrede. Hier wie jedes Jahr mein Bericht plus Links zu anderen Artikeln, zu Reden und Interviews. http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&catid=81&aid=1406
Um 400 Gäste füllten am 1. Juni um 17.30 den Europasaal des Auswärtigen Amtes bei der Feierstunde zum Tag des Peacekeepers 2016. Die Minister des Auswärtigen, des Innern und der Verteidigung hatten geladen, viele (ehemalige) Peacekeeper, VertreterInnen zahlreicher mit Friedenssicherung befassten Institutionen und Organisationen waren gekommen. Im Unterschied zu den Vorjahren nahmen dieses Mal auffällig viele Bundestagsabgeordnete an der Veranstaltung teil. Motto in diesem Jahr war „Frieden aktiv gestalten: die Rolle von Friedensmissionen bei der Umsetzung von Friedensabkommen“.
(Fotos auf www.facebook.com/winfried.nachtwei )
Die Direktorin des Zentrums Internationale Friedenseinsätze, Dr. Almut Wieland-Karimi, moderierte die Feierstunde (das ZIF unterstützte das AA auch maßgeblich bei der Organisation der Veranstaltung): Seit 2008 hätten sich die Gewaltkonflikte weltweit verdreifacht. Umso wichtiger sei es, den Tag des Peacekeepers zu feiern – die Menschen, die dazu beitragen, die Welt ein wenig friedlicher zu machen. Stolz sei sie, dass der Tag in Deutschland inzwischen Tradition sei.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier: „Viele Köche verderben nicht immer das Mahl!“ Der umfassende Ansatz, das Zusammenspiel zwischen militärischer, sicherheitspolitischer und ziviler Expertise sei die Voraussetzung für erfolgreiches Peacekeeping. Die Peacekeeper leisten ihre Arbeit tagtäglich unter schwierigsten Bedingungen, in Einsätzen, die Gefahren und Entbehrungen mit sich bringen und die viel Geduld, Beharrlichkeit und manchmal auch Hartnäckigkeit abverlangen. Der Minister beschreibt beispielhaft die Tätigkeit von Soldaten (hierbei von „Entwaffnungs- und Demobilisierungsprozessen in Afghanistan“ zu sprechen, ist reichlich schöngeredet), von Polizisten und Zivilexperten. Er betont den Willen, „dass noch mehr Deutsche in Friedensmissionen vertreten sind.“
Martin Kobler hält die Hauptrede. Die Moderatorin begrüßt ihn als den „prominentesten deutschen Peacekeeper“. In der Tat: Seit Oktober ist er UN-Sonderbeauftragter und Leiter der UN Support Mission in Libya (UNSIL). Vorher war er UN-Sonderbeauftragter und Chef der größten UN-Mission MONUSCO in der DR Congo, davor in selber Leitungsfunktion im Irak, davor stv. Leiter von UNAMA in Afghanistan.
Er beginnt mit zwei Geschichten: Vor wenigen Wochen habe er in Libyen eine alten Mann von 70 Jahren getroffen. Auf dem Markt verkaufte er sein Zahngold. Der ehemals wohlhabende Mann wollte seiner Familie ein würdiges Ramadan-Fest ermöglichen. Im vorigen Jahr habe er in einem Lager für ehemalige Kindersoldaten einen 15-Jährigen kennengelernt. Rebellen hatte seine Eltern vor seinen Augen erschlagen. Sie führten dem damals Zehnjährigen vor Augen, dass es für ihn keinen Weg zurück gab. Sie versklavten ihn, setzten ihn unter Drogen, richteten ihn zum Morden ab. „Solche Geschichten begleiten uns Tag und Nacht.“
Prägend seien die Begegnungen mit den Menschen in den Einsatzländern – und mit den Tausenden in den Missionen, aber auch NGO`s.
Seit 12 Jahren kommen jedes Jahr mehr als 100 Peacekeeper um`s Leben.
Kobler betont die Notwendigkeit, die Politik der Konfliktprävention und des Dialogs fortzuführen, jede kleine Chance zu nutzen.
Zugleich stellen sich schwierige Fragen: Hätten vor wenigen Jahren in Syrien nicht Schutzzonen und „sichere Häfen“ das Massentöten eindämmen können?
Die Friedenseinsätze der UN schützen 125 Mio. Menschen und kosten 9 Mrd. US-$ pro Jahr, 70% davon finanziert von sechs Staaten. In der Größenordnung sei das ein Drittel des Haushaltes des Landes Berlin.
Dringend nötig habe die UN eine Verwaltungsreform. Rückkehrer aus den Friedensmissionen sollten in ihren Heimatländern Karrierevorteile haben (statt Karrierenachteile wie vielfach bisher, WN).
Zum Abschluss seiner Rede kommt die Grunderfahrung eines UN-Krisendiplomaten zum Ausdruck, der in extremen Konflikt- und Notlagen und oft am Rande des Abgrunds gemeinsames HANDELN voranbringen muss, wo andere Verantwortungsträger zu oft beredt im Nichthandeln verharren: Statt immer nur zu fragen und nicht zu handeln: „act don`t ask!“
Peacekeeper seien Geschichtenerzähler: „Hinschauen, auch wenn`s weh tut! Was tun, auch wenn`s schwer fällt!“
(…)
Gelungene Premiere: Drei Bundesminister ehren erstmalig
deutsche Peacekeeper in Uniformen und Zivil GEMEINSAM –
„Tag des Peacekeepers 2013“
(Bericht vom 1. Tag des Peacekeepers in Deutschland am 12. Juni 2013: http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1220 )
Previous Peacekeepers Days
The UN General Assembly designated Peacekeepers Day in 2002 [A/RES/57/129]. In recent years, we have encouraged the celebration of the Day under a common theme:
2016: Honouring our Heroes – the more than one million women and men who have served under the ‘blue flag’ with pride, distinction and courage ever since the first UN peacekeeping mission was deployed in 1948.
2015: Together for peace – reflecting on the past, present and future of UN Peacekeeping, reaffirming our commitment to working 'Together for Peace'
2014: A force for the future – focusing on how UN Peacekeeping is evolving to meet new challenges
2013: Adapting to new challenges – exploring the changing needs of international peace and security
2012: Peacekeeping is a Global Partnership – highlighting the variety of partnerships we have at every stage of our work.
2011: Law. Order. Peace – focusing on our efforts to strengthen rule of law.
2010: Ayiti Kanpe (Haiti Standing) – remembering the earthquake in Haiti that resulted in the death of 102 UN personnel, including 97 peacekeepers;
2009: Women in peacekeeping – the important role of women peacekeepers;
Ende 1941/Anfang 1942 rollten Deportationszüge aus Deutschland und Österreich nach Riga.
1989 stieß ich auf die Spuren der verschleppten jüdischen Frauen, Männer und Kinder.
Mit meinem bebilderten Vortrag "Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga" stehe ich gern für Erinnerungsveranstaltungen und Schulen zur Verfügung. (Anlage)
Von der zivilen Krisenprävention bis zum Peacebuilding: Die 53-seitige Broschüre stellt kompakt und klar auf jeweils einer Themenseite Prinzipien, Akteure und Instrumente des Krisenmanagements vor. Bei einem Kolloquium im Bundestag in Berlin wurde die Schrift einem Fachpublikum vorgestellt. Erstellt von AutorInnen des Zentrums Internationale Friedenseinsätze ZIF und der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP ist die "Toolbox" ein wichtiger Beitrag zur friedens- und sicherheitspolitischen Grundbildung auf einem Politikfeld, wo die Analphabetenrate in der Gesellschaft, aber auch in Medien und Politik sehr hoch ist. ... www.zif-berlin.de
Auf dem Foto überreicht W. Nachtwei den AutorInnen seine 2008 erschienene Broschüre zur Zivilen Krisenprävention und Friedensförderung.
Mehr zur Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure bei der zivilen Konfliktbearbeitung u.a.: