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Lichtblick in der Menschheitsgeschichte, erste Friedensnorm seitdem: Unterzeichnung der UN-Charta vor 75 Jahren - Historischer Hintergrund (auch Erinnerung an Bialystok HEUTE vor 79 Jahren) + Video von der DGVN-Veranstaltung

Veröffentlicht von: Nachtwei am 27. Juni 2020 10:05:35 +01:00 (26415 Aufrufe)

Die Online-Veranstaltung der DGVN, u.a. mit Grußworten des Bundespräsidenten, des Außenministers und des Leiters des UN-Etwicklungsprogramms, war der Auftakt zu vier Workshops zu 75 Jahre Vereinte Nationen bis Oktober.  

Lichtblick in der Menschheitsgeschichte + Friedensnorm bis heute:

Unterzeichnung der UN-Charta vor 75 Jahren -

Schlussfolgerung aus zwei Weltkriegen in einer (!) Generation und beispiellosem Völkermord (z.B. Bialystok 27.Juni 1941)

(Fotos auf www.facebook.com/winfried.nachtwei  )

Zum historischen Hintergrund „Für eine bessere Welt“ von Petter Sturm in der FAZ vom 26.06.2020,  https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/75-jahre-un-charta-fuer-eine-bessere-welt-16832041.html

Videos von der Online-Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) am 26. Juni (https://www.youtube.com/user/DGVNeV ) mit Grußworten von

- Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier,

- Außenminister Heiko Maas,

- dem Leiter des UN-Entwicklungsprogramms UNDP, Achim Steiner, und

- Fabrizio Hochschild, Sonderbeauftragter für die UN75-Jahreskampagne,

und Live-Beiträgen der DGVN-Vorstandsmitglieder Manuela Scheuermann, Max Zuber und Winfried Nachtwei, moderiert von der DGVN-Generalsekretärin Lisa Heemann.

Zum Kriegskontext der Fall des

Polizeibataillons 309 (Köln), das am 27. Juni 1941, heute vor79 Jahren im weißrussischen Bialystok eintraf:

(Aus: W. Nachtwei, „Ganz normale Männer“ – Die Verwicklung von Polizeibataillonen aus dem Rheinland und Westfalen in den nationalsozialistischen Vernichtungskrieg, in: Alfons Kenkmann (Hrsg.), Villa ten Hompel – Sitz der Ordnungspolizei im Dritten Reich, Münster 1996)

Vom 7. Oktober 1967 bis zum 12. März 1968 standen in Wuppertal zwölf ehemalige Angehörige des Polizeibataillons 309 (Köln) vor dem Landgericht. Heiner Lichtenstein hat dieses Verfahren dokumentiert.21

   Das Polizeibataillon 309 entstand im September 1940 aus dem Ausbildungsbataillon A, Köln22, wurde am 23. September 1940 nach Radom im Generalgouvernement verlegt und am 25. Mai 1941 der Sicherungsdivision 221 an der deutsch-russischen Demarkationslinie unterstellt.

   Mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion rückte das Bataillon hinter der kämpfenden Truppe (Heeresgruppe Mitte) in Weißrussland ein und erreichte am 27. Juni 1941 Bialystok unmittelbar nach Einnahme der Stadt. Nach Sicherungsaufträgen im Raum Roslaw, Brjansk, Orel im Winter 1941/42 wurde das Bataillon im Mai 1942 zur »Auffrischung« nach Köln zurückverlegt. Danach blieb das Bataillon bis Kriegsende in Norwegen.

   Laut Anklageschrift kam es in Bialystok, das fast zur Hälfte von Juden bewohnt war, zu folgenden Mordaktionen durch Angehörige des Bataillons:

   Am 27. Juni 1941 gelangten die 1. und 2. Kompanie des Bataillons »kampflos und von der

Bevölkerung freundlich begrüßt … in die Stadt … Nach Erreichen des Stadtinneren wurde Teilen der 1. und 3. Kompanie von ihren Kompanieführern, den Angeschuldigten Behrens und Buchs, der Befehl zur Durchsuchung des hauptsächlich von Juden bewohnten Stadtviertels erteilt.« Das Judenviertel sollte nach Widerstandsnestern und Waffen

durchkämmt, alle männlichen Juden sollten auf dem Marktplatz nahe der Hauptsynagoge

zusammengetrieben werden. Schon bei der Durchsuchung der Wohnungen wurden mindestens zehn Juden erschossen. Angehörige der ersten Kompanie trieben mehrere hundert Juden auf dem Marktplatz zusammen. »Dort erteilte der Angeschuldigte Behrens seinen Leuten den Befehl, die herangebrachten Juden zu erschießen.« Dies geschah dann an verschiedenen Stellen des Stadtgebiets von Bialystok, insbesondere in einer alten Kiesgrube

unweit des Stadtkerns.

 

   »Insgesamt ließ der Angeschuldigte Behrens mehrere hundert, mindestens jedoch 250 Juden erschießen. Der Versuch des Kommandeurs des der Sicherungsdivision 221 unterstellten Sicherungsregiments 2, die Erschießung zu beenden, schlug fehl …

   In den Nachmittagsstunden des 27. Juni 1941 bewachten Angehörige der 1. und 3. Kompanie noch eine große Anzahl, mindestens jedoch 800 Juden auf dem Marktplatz an der Hauptsynagoge. Auf Befehl des Angeschuldigten Schneider und … und des Angeschuldigten Behrens wurden diese Juden nun … in die zuvor von Angehörigen des 4. Zuges der 3. Kompanie … verwüstete Synagoge eingesperrt …

   Nachdem die Türen der Synagoge verbarrikadiert und die Absperrungsringe gebildet worden waren, setzten nicht ermittelte Angehörige des Polizeibataillons 309 auf Veranlassung des Angeschuldigten Schneider mit einigen geballten Ladungen das Synagogengebäude in Brand. Da ebenfalls nicht ermittelte Angehörige des Bataillons zuvor Benzinfässer in die Synagoge gebracht hatten und an diesem Tage trockenes und sehr heißes Wetter herrschte, stand die Synagoge bald in hellen Flammen. Die eingeschlossenen Juden brachen in ihrer Todesangst in lautes Geschrei aus und versuchten, sich zu befreien. Der Versuch einiger Juden, aus dem Hauptportal der Synagoge auszubrechen, misslang aber, weil aus dem in Stellung gebrachten schweren MG das Feuer eröffnet wurde. Andere Juden kletterten an den Synagogenwänden hoch, um aus den Fenstern ins Freie zu gelangen. Sobald jedoch an einem Fenster der Kopf eines Juden sichtbar wurde, schossen die der inneren Absperrung zugeteilten Angehörigen des Bataillons mit ihren Pistolen oder Gewehren auch auf diese Juden … Erst als sich nach geraumer Zeit in der brennenden Synagoge kein Leben mehr rührte und der Synagogenbrand sich auf die in der Nähe gelegenen Wohnhäuser und Straßenzüge ausdehnte, wurden Angehörige des Bataillons zur Brandbekämpfung eingesetzt. Es konnte jedoch nicht verhindert werden, dass … auch ein großer Teil des von Juden bewohnten Viertels der Stadt Bialystok vernichtet wurde.«23

Insgesamt fielen den Angehörigen des Polizeibataillons 309 am 27. Juni 2000 bis 2200 jüdische Menschen zum Opfer. Fünf Tage nach Beginn des Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion war dies das erste von Ordnungspolizisten verübte Massaker.

   Während des Verfahrens vor dem Wuppertaler Landgericht hinterließen die als Zeugen aussagenden pensionierten und aktiven Polizisten einen so »deprimierenden Eindruck«, dass der vorsitzende Richter einmal in den Saal rief: »Ich muss hier wieder einmal feststellen: Sobald wir hier Zeugen haben, die einen Zivilberuf haben, kriegen wir die Wahrheit zu hören. Wenn wir Polizeibeamte haben, hören wir die Unwahrheit.«24

   Das Gericht bestätigte den in der Anklage geschilderten Tathergang und verurteilte drei der Angeklagten zu lebenslangem Zuchthaus und sprach drei frei. Sechs weitere Angeklagte wurden zwar der Beihilfe zum Mord an mindestens 700 Menschen schuldig gesprochen. Das

Gericht sah ihnen gegenüber aber von Strafe ab – entsprechend der »Rechtsprechung« des Bundesgerichtshofes, das sogenannten »Gehilfen« von nationalsozialistischen Mordtaten eine Bestrafung ersparte.

21 Lichtenstein, Heiner, Himmlers grüne Helfer. Die Schutz- und Ordnungspolizei im »Dritten Reich«, Köln

     1990 , S. 69 ff.; ders., Im Namen des Volkes?, S. 63 ff.

22 Laut Erlass des Chefs der Ordnungspolizei und folgendem Sonderbefehl des Kommandos der Schutzpolizei in Köln vom 19. September 1940, vgl. Lichtenstein, Himmlers grüne Helfer, S. 73

23 Ebd., S. 74 ff.

24 Ebd., S. 79

(Das Polizeibataillon 309 war eines von 16 im Wehrkreis VI, Rheinland und Westfalen, aufgestellten Polizeibataillonen. Im Wehrkreis VI, Stab in Münster, wurden 14 Divisionen für den Krieg gegen die europäischen Nachbarn aufgestellt. Ihre Geschichte ist bis heute nicht erforscht.)

 

 


Publikationsliste
Vortragsangebot zu Riga-Deportationen, Ghetto Riga + Dt. Riga-Komitee

Ende 1941/Anfang 1942 rollten Deportationszüge aus Deutschland und Österreich nach Riga.

1989 stieß ich auf die Spuren der verschleppten jüdischen Frauen, Männer und Kinder.

Mit meinem bebilderten Vortrag "Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga" stehe ich gern für Erinnerungsveranstaltungen und Schulen zur Verfügung. (Anlage)

Vorstellung der "Toolbox Krisenmanagement"

Von der zivilen Krisenprävention bis zum Peacebuilding: Die 53-seitige Broschüre stellt kompakt und klar auf jeweils einer Themenseite Prinzipien, Akteure und Instrumente des Krisenmanagements vor. Bei einem Kolloquium im Bundestag in Berlin wurde die Schrift einem Fachpublikum vorgestellt. Erstellt von AutorInnen des Zentrums Internationale Friedenseinsätze ZIF und der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP ist die "Toolbox" ein wichtiger Beitrag zur friedens- und sicherheitspolitischen Grundbildung auf einem Politikfeld, wo die Analphabetenrate in der Gesellschaft, aber auch in Medien und Politik sehr hoch ist. ... www.zif-berlin.de

zif
Auf dem Foto überreicht W. Nachtwei den AutorInnen seine 2008 erschienene Broschüre zur Zivilen Krisenprävention und Friedensförderung.

Mehr zur Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure bei der zivilen Konfliktbearbeitung u.a.:

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