Winfried Nachtwei (Juli 2017)
Im Juli 2016 startete der Beratungsprozess „PeaceLab2016 – Krisenprävention weiter denken“. Der fachöffentliche Konsultationsprozess sollte den Boden bereiten für die Erarbeitung von Leitlinien „Krisenengagement und Friedensförderung“ (anfänglicher Arbeitstitel) der Bundesregierung.
Die Debatte verlief mit einer Vielfalt an Beteiligten, mit einer Intensität und Offenheit, wie es das bisher in Deutschland bei diesem Politikfeld noch nicht gegeben hat. Die Vertreter der Ressorts habe ich dabei als bemerkenswert beratungsoffen erlebt. Der Beratungsprozess verpuffte nicht, er hatte erkennbar inhaltliche Wirkung und soll in anderer Form fortgesetzt werden. Ein hervorragender Schritt in diese Richtung ist die Zusammenfassung der PeaceLab-Debatte in einer Broschüre durch das GPPi-Redaktionsteam.
Sarah Brockmeier, Aurélie Domisse, Philipp Rotmann und Mario Schulz haben das Wort:
„Nach über einem Jahr intensiver Diskussionen, 27 Veranstaltungen und 132 Blogeinträgen finden Sie nun auf unserem Blog eine Zusammenfassung der PeaceLab2016-Debatte: "Krisenprävention weiter denken: Impulse für die Leitlinien der Bundesregierung "Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern"." Darin haben wir beim GPPi-Redaktionsteam versucht, einen Überblick über die prominentesten und umstrittensten Themen, Positionen und Empfehlungen aus dem PeaceLab2016-Prozess zu bieten. Nicht als Schlussstrich, sondern als Startschuss für weitere Diskussionen über ungelöste Kontroversen und Herausforderungen. Denn genau diese Debatten werden auch die Umsetzung der Leitlinien durch die Bundesregierung begleiten. Teilen Sie diese Publikation gerne mit Kollegen und in den sozialen Medien.// After almost a year of discussions you can now read a summary of the PeaceLab2016 debate in English: A Fresh Look at Crisis Prevention: Ideas for the Guidelines of the Federal Government ‘Preventing Crises, Resolving Conflicts, Building Peace.’This publication aims to provide an impression of the diverse opinions and recommendations that emerged from the small expert roundtables and larger public events, from blog posts and tweets. It highlights areas of consensus and pinpoints disagreements. It is meant to provide a starting point for further discussion of the implementation of the new guidelines. We would be grateful if you shared the summary on social media and with any colleagues and friends that might be interested in the PeaceLab2016 debate.”
Bei der PeaceLab-Debatte mit ihren vielen Veranstaltungen und noch mehr Blog-Beiträgen konnte man wahrlich den inhaltlichen Überblick verlieren – mir ist es so gegangen. Die Zusammenfassung bietet die Chance, über den Tellerrand der eigenen Schwerpunkte hinaus das gesamte Politikfeld im Blick zu halten, inhaltliche Selbstbezogenheit zu überwinden. Herausgearbeitet sind Schwerpunkte, Konsens- und Dissenspunkte der Debatte. Benannt werden Fragen, die unbeantwortet blieben (z.B. die Revolution der öffentlichen wie privaten Kommunikation). Weitere kaum oder gar nicht thematisierte Fragen können einem da einfallen (z.B. die Rolle von Religionsgemeinschaften bei Versöhnungsprozessen - oder Verfeindungen). Aufschlussreich sind Illustrationen wie z.B. zu Themenvielfalt und Interesse (S. 9).
Diskussionsveranstaltungen und Konsultationsprozesse hinterlassen oft den Eindruck von Eintagsfliegen und Folgenlosigkeit. Die vorliegende Debattenzusammenfassung ist nicht nur eine anregende Ergänzung zu den Leitlinien. Sie ist zugleich eine Art reflektiertes kollektives Gedächtnis und bietet viele Ansatzpunkte, den Debattenprozess zum Politikfeld (zivile) Krisenprävention und Friedensförderung gezielt fortzusetzen, Dissense zu klären, Leerstellen zu füllen, Verständigungen zu ermöglichen: Chancen zu einem systematischen Lernprozess
mit dem handfesten politisch-praktischen Zweck, in Sachen Gewaltverhütung/ Friedensförderung schneller besser zu werden.
Wie groß da der Nachholbedarf ist, zeigt die zunehmend auseinander klaffende Schere zwischen der Langsamkeit der meisten konstruktiven, gewaltverhütenden Anstrengungen und Prozesse und der Beschleunigung, ja z.T. Blitzartigkeit destruktiver Aktivitäten und Prozesse.
Mit dieser komplexen Herausforderungen haben wir uns – so mein Eindruck – bisher noch gar nicht auseinander gesetzt.
Meine Stellungnahme zu den Leitlinien „Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern“ der Bundesregierung: http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1482
VORTRAGSANGEBOT: Stand und Perspektiven Ziviler Krisenprävention,
http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1485
„FRIEDEN MACHEN“ – Premiere einer einmaligen Wanderausstellung für SchülerInnen ab Klasse 9 im Bundestag: http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1480
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