Auflösung des Rigaer Ghettos vor 70 Jahren - Film zum Rigaer Ghetto in 35 Städten - Neuerscheinung
Von: Nachtwei amSa, 26 Oktober 2013 22:11:57 +02:00Köln, Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Osnabrück, Paderborn, Minden, Bielefeld, Wiesbaden, Recklinghausen, Hannover, Witzenhausen, Marburg, Göttingen, Dresden, Stuttgart, Ulm, Steinfurt, Lübeck, Kiel, Kassel, Bremen und Berlin sind die nächsten Orte, in denen der Film über das Rigaer Ghetto und die Deportationen dorthin von Jürgen Hobrecht gezeigt wird. Hier die genaueren Angaben. Außerdem: Tagungsband des 1. Symposiums des Dt. Riga-Komitees erschienen.
Vor 70 Jahren Auflösung des Rigaer Ghettos: Zerrissene Familien
Am 2. November 1943 endete die Auflösung des Rigaer Ghettos, die im Juli mit Verlegungen in das neu errichtete Konzentrationslager Kaiserwald im Norden der Stadt begonnen hatte. Gertrude Schneider, berichtet:
Am Morgen des 2. November waren die verschiedenen Kommandos zur Arbeit gegangen. „Zurück blieben einige Funktionäre, Polizisten, Innendienstmitarbeiter, zumeist ältere Frauen, Kinder und Kranke, die man das letzte Jahr stillschweigend geduldet hatte. Kurz nachdem die Kommandos das Ghetto verlassen hatten, wurde es von lettischen Wachen umzingelt (...) Bald darauf kamen Lange (Einsatzkommando 2), Krause (Ghetto-Kommandant), Roschmann sowie noch andere SS- und SD-Männer ins Ghetto, und sämtliche Insassen wurden aus ihren Häusern getrieben, um sich am Blechplatz zu versammeln. Krause selektierte, assistiert von Roschmann und Gymnich. Alle älteren Menschen, Kinder und Kranke mussten durch das Prager Tor zu den bereitstehenden Lkws gehen und wurden mit diesen zum Bahnhof nach Skirotava gefahren. Das gleiche geschah mit den Patienten, die im Spital waren. Wenn Eltern mit ihren Kindern mitgehen wollten, ließ Krause es geschehen. Da manche der Ghettofunktionäre auswärts bei den Kommandos weilten, die ihnen gut erschienen, kam es vor, dass ihre Kinder bei der Aktion mitgenommen wurden und dass sie, als sie am Abend nach Hause kamen, ihr Kind nicht mehr vorfanden. So erging es z.B. Hermann Voosen, dem Gruppenältesten von Dortmund." Schätzungsweise 2.500 Menschen wurden nach Skirotava gebracht - und in zwei Zügen mit Viehwaggons nach Auschwitz. Bei einem Fliegerangriff kam die Hälfte der Insassen des ersten Zuges um`s Leben. Der Zug traf am 4. November in Auschwitz ein. 120 erhielten Nummern. 476 wurden sofort vergast. Der zweite Zug traf am 5. November in Auschwitz ein. „120 Männer und 30 Frauen erhielten Nummern. Die anderen 850 wurden noch am selben Tag vergast. Albert Kimmelstiel, Nürnberg, war der einzige Deportierte des ersten Zuges, der Auschwitz und nachfolgende Lager überlebte. (...) Herrmann Heymann, Düsseldorf, war der einzige Überlebende des zweiten Transports." (G. Schneider: Reise in den Tod - Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Dülmen 2008, S. 168) Heinz Samuel, Krefeld: „Als ich an dem Abend von der Arbeit zurückkam, fand ich das Ghetto in einer Totenstille, wo sonst fröhliche Kinder ihren Eltern und Geschwistern von der Arbeit entgegenkamen. Hier und da sah man noch Licht brennen und hörte furchtbares Weinen und Schreien. Als ich unsere Wohnung betrat, fand ich sie im selben Zustand, wie wir sie im Dezember 1941 vorfanden, aber Mutter und Schwester waren nicht mehr da. Ich lief im ganzen Haus herum, suchte aber vergebens." (zit. Bei Andrej Angrick, Peter Klein: Die „Endlösung" in Riga - Ausbeutung und Vernichtung 1941-1944, Darmstadt 2006. S. 401)
Termine des Riga-Films „´Wir haben es doch erlebt` Das Ghetto von Riga" von Jürgen Hobrecht
(Genaue Orts- und Zeitangaben unter www.phoenix-medienakademie.com/termine/ )
29.10.2013 Köln
30.10.        Essen
31.10.        Gelsenkirchen
November
04.11.       Bochum
06.11.       Osnabrück
10.11.       Paderborn + Minden
12.11.       Bielefeld
13.11.       Wiesbaden
14.11.       Recklinghausen
19.11.       Hannover
21.11.       Witzenhausen
24.11.       Marburg
25.11.       Göttingen
26.11.       Dresden
27.11.       Stuttgart
28.11.       Ulm + Steinfurt
Dezember
04.12.      Lübeck
05.12.      Kiel
08.12.      Kassel
09.12.      Bremen
10.12.      Berlin
18.12.      Essen (Schule)
2014Â Â Â Â Â Â Â Â in weiteren Orten
(Die DVD für 12 Euro über Phoenix-Medienakademie e.V., Wörtherstr. 13, 10405 Berlin, info@phoenix-medienakademie.com; auf der DVD auch der Zusatzfilm "Der Zukunft ein Gedächtnis" (18 Min.), der deutsche, lettische und österreichische Jugendliche bei der Pflege der Gedenkstätte Bikernieki im Rahmen eines Workcamps des Volksbundes Dt. Kriegsgräberfürsorge begleitet.)
Neuerscheinungen
Deutsches Riga-Komitee, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge: Erinnern und Gedenken sind keine Momentaufgabe, Tagungsband des 1. Symposiums des Riga-Komitees am 2.-4. November 2012 in Magdeburg, Reihe Volksbund Forum Kassel 2013 (www.volksbund.de/partner/deutsches-riga-komitee/hinweise-ansprechpartner.html )
Inhalt:
-        Bundespräsident Joachim Gauck: Geleitwort zur Ausstellung. Den Opfern zum Gedenken - uns und den kommenden Generationen zur Erinnerung
-        Prof. Volker Hannemann, Vizepräsident des Volksbundes: Unbekannt? (Vorwort)
-        Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper: Erinnern und Gedenken sind keine Momentaufgabe
-        Prof. Volker Hannemann: Zur Entwicklung des Deutschen Riga-Komitees, (Begrüßung)
-Â Â Â Â Â Â Â Â Winfried Nachtwei: Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga (der ca. 150 mal gehaltene Vortrag hier erstmals als Aufsatz)
-        Pascal Begrich M.A.: Von Riga nach Magdeburg - Das Schicksal des Max Michelson und die KZ-Außenlager in Magdeburg
-        Waltraud Zachhuber: Magdeburger Gedenken an ermordete jüdische Bürgerinnen und Bürger
-        Ute Mühler, Sandra Wilk: Spurensuche - Vorstellung von Projekten am Hegelgymnasium Magdeburg
-        Philipp Schrage: Der Mensch im Kriegsgrab - Multiperspektivität in der historisch-politischen Jugendbildung
-        Konstanze Jobs, Ellen Kursawa: „Hier verschwand ein Mensch" - ein Projekt der Sekundarschule Lerchenfeld in Schönebeck
-        Anhang: Plan des Ghettos Riga, Geheimes Protokoll der GeStaPo Kassel, Übersicht Gedenksteine der Mitgliedsstädte
Winfried Nachtwei: Das Deutsche Riga-Komitee und die Bedeutung Rigas im kollektiven Gedächtnis der Deutschen, erscheint Anfang 2014 in einer Publikation des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden
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