NEU: Krisenfrüherkennung + Vorausschau - Stand, Nachholbedarf + Hindernisse, mein Aufsatz in "STRATEGIC FORESIGHT: MEHR WEITBLICK, WENIGER KRISEN?" (E-Journal)

Von: Nachtwei amFr, 15 Juni 2018 15:35:35 +02:00

Wer kommt noch mit bei dem ganzen Krisengetümmel? Überraschungen und Unübersichtlichkeit noch + nöcher. Der systematische Blick in die Zukunft hat sich damit nicht erledigt - im Gegenteil. Hier zu meinen jüngsten Rechercheergebnissen zu Stand und Hemmnissen von Krisenfrüherkennung und Strategischer Vorausschau in Deutschland und zum Schwerpunkt-Heft "STRATEGIC FORESIGHT" des E-Journal "Ethik + Militär".



Neu:

Krisenfrüherkennung und Vorausschau in der Friedens- und

 Sicherheitspolitik: Früher, entschiedener, substanzieller agieren! von Winfried Nachtwei (06/2018)

„STRATEGIC FORESIGHT: MEHR WEITBLICK, WENIGER KRISEN?“ lautet das Schwerpunktthema des gerade erschienen E-Journal „Ethik und Militär – Kontroversen der Militärethik und Sicherheitskultur“, Ausgabe 1/2018, in dem auch mein Beitrag erschienen ist. http://www.ethikundmilitaer.de/de/themenueberblick/20181-strategic-foresight/

Aus der Einleitung:

Die Kernfrage von Foresight-Prozessen lautet: Was kommt auf uns zu? Worauf müssen wir uns einstellen? Die vorliegende Ausgabe von „Ethik und Militär“ geht einen Schritt weiter. Inwiefern kann Foresight friedensethischen Zielvorstellungen dienstbar gemacht werden – oder mit anderen Worten: Bedeutet mehr Weitblick weniger Krisen? Die Autoren beleuchten diese Frage interdisziplinär – aus der Perspektive der Zukunftsforschung, der Theologie und Ethik, der (Sicherheits-)Politik und des Militärs. Sie erklären zentrale Konzepte, geben einen Überblick über die Vorausschau-Praxis in Deutschland und setzen sich kritisch mit ihren Möglichkeiten und Grenzen auseinander.“

Inhalt:

Editorial Veronika Bock, Seite 03

Foresight und moderne Zukunftsforschung: Möglichkeiten und Praxis, Edgar Göll, Seite 04

Krisenprävention in einer Zeit des radikalen Wandels, Markus Vogt, Seite 11

Transformative Szenario-Planung: Gemeinsam die Zukunft verändern, Adam Kahane, Seite 19

Verfügbare Zukunft? Friedensethische Reflexionen unter der Perspektive des gerechten Friedens und der vorausschauenden Klugheit, Franz-Josef Overbeck, Seite 27

Zunehmende Komplexität und Unsicherheit als zukünftige Herausforderungen für die NATO

und den Westen, Admiral Manfred Nielson Seite 32

Krisenfrüherkennung und Vorausschau in der Frieden­ und Sicherheitspolitik: Früher, entschiedener, substanzieller agieren! Winfried Nachtwei  Seite 39

Die neue Unberechenbarkeit: Warum Deutschland eine Sicherheitsstrategie braucht, James D. Bindenagel, Seite 47

Jenseits von Kaffeesatzleserei – Foresight als Instrument zeitgemäßer Krisenprävention. Foresight ergänzt klassische Planungsinstrumente und ist zur Krisenvorsorge heute unerlässlich, Interview mit Norbert Reez, Seite 52

Zusammenfassung meines Beitrags (Lesen Sie den Originalartikel! )

Krisenfrüherkennung und Vorausschau in der Frieden­und Sicherheitspolitik: Früher, entschiedener, substanzieller agieren!

„Es ist nicht lange her, da forderte der damalige Bundespräsident Gauck, die Bundesrepublik solle sich außen- und sicherheitspolitisch „früher, entschiedener und substanzieller einbringen“. Seit der Münchener Sicherheitskonferenz 2014 ist dieser Ausspruch zum geflügelten Wort für die neue deutsche Sicherheitspolitik geworden. Winfried Nachtwei geht in seinem Beitrag als intimer Kenner des Berliner Politikbetriebes der Frage nach, was diese Forderung für die (zivile) Krisenprävention und die Krisenfrüherkennung bedeutet. Ausgehend von einer kurzen Aufzählung weltgeschichtlicher Überraschungen der letzten 30 Jahre, die nicht selten gleichzeitig sicherheitspolitische Krisen ausgelöst haben, skizziert der Autor den Bedarf an Krisenfrüherkennung zur Eindämmung des Überraschungspotenzials in einer von wachsender Ungewissheit geprägten Welt. Hierfür habe die Bundesregierung auch das Mittel der strategischen Vorausschau bereits erkannt und sich zum Ziel gesetzt, in diesem Bereich Kompetenzen auszubauen und miteinander zu verknüpfen. Auf der Grundlage einer ausgiebigen Recherche in den einzelnen Institutionen liefert Nachtwei eine Bestandsaufnahme zum Thema Vorausschau und Krisenfrüherkennung in den einzelnen Ressorts (Entwicklung, Verteidigung und Auswärtiges Amt) sowie deren Vernetzung (hier ist insbesondere die Bundesakademie für Sicherheitspolitik zu nennen) untereinander. Sowohl in puncto Kompetenzen als auch beim Grad der Vernetzung stellt er einen nicht unerheblichen Nachholbedarf fest.

In einem zweiten Teil verdeutlicht Nachtwei die Stolpersteine für die Krisenprävention, die oftmals zwischen einer frühen und präzisen Analyse und den sicherheitspolitischen Entscheidungsträgern in Exekutive und Legislative liegen. Hier gibt der langjährige Bundestagsabgeordnete Erkenntnisse aus seiner umfangreichen Zeit als Sicherheitspolitiker wieder, die bisweilen sehr nachdenklich machen. Die persönliche Note dieses Abschnittes und der Blick hinter die Kulissen der Berliner Republik sind für den interessierten Leser ein großer Gewinn.

Der Beitrag endet mit einem Plädoyer für die strategische Vorausschau und mit sehr bedenkenswerten Empfehlungen für eine festere Implementierung ihrer Methoden, um internationale Krisenverhütung und Friedensförderung insgesamt wirksamer und die Welt womöglich ein wenig friedlicher zu machen.

Erstmalig recherchierte ich 2013/14 zum Stand der Krisenfrüherkennung in den Ressorts der Bundesregierung, damals noch ohne Berücksichtigung von Strategischer Vorausschau:

„Krisenfrüherkennung international in den Mühlen deutscher Tagespolitik: Feuermelder ohne Leitstelle?“ März/Oktober 2014,

http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&catid=77&aid=1320