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Ausbildung für zivile Konfliktbearbeitung in Deutschland und Europa

Veröffentlicht von: Webmaster am 5. März 2000 23:07:55 +02:00 (32305 Aufrufe)
Folgenden Vortrag hielt Winfried Nachtwei auf der Tagung "Internationale Konfliktlösung und neues Völkerrecht" des Bildungswerks der Humanistischen Union in Haus Villigst/Schwerte am 5.3.2000:

Ausbildung für zivile Konfliktbearbeitung in Deutschland und Europa

von Winni Nachtwei, MdB

1996 besuchte ich das VN-Ausbildungszentrum der Bundeswehr in Hammelburg. Auffällig war der große Anteil ziviler Ausbildungselemente (Deeskalation, Verhandlungstraining, Gewaltvermeidung, Verhältnismäßigkeit) und das sehr kompakte Verhaltenstraining. Ich hatte den Eindruck einer guten und sehr schnell "lernenden" Ausbildung.

Im selben Jahr erlebte ich die Minister Kinkel und Rühe des öfteren nach ihrer Rückkehr aus Bosnien im Verteidigungsausschuss verzweifelt über die Friedensunfähigkeit der dortigen Betonkopf-Politiker angesichts der mit EU-Geldern erbauten Straßenbrücke in Mostar mit der Erkenntnis: "auch Brücken aus Beton schaffen noch keinen Frieden". Da lag die Konsequenz, die Förderung friedensbereiter Kräfte vor allem von unten doch auf der Hand - und auch, dass die hochkomplizierte und langwierige Entfeindungs- und Verständigungsarbeit einer professionellen, nicht bloß gutmeinenden Unterstützung bedurfte. Entsprechende Initiativen, insbesondere zum Zivilen Friedensdienst, prallten jedoch an der Ignoranz des damaligen Ministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit ab.

Ãœbersicht

Bei der Ausbildung für zivile Konfliktbearbeitung geht es vor allem um folgende Aufgabenfelder:

Unterstützung bei friedlicher Konfliktregelung und beim (Wieder-)Aufbau rechts­staatlicher und demokratischer Institutionen und Strukturen durch

  • internationale Friedensmissionen von OSZE und UN (Wahl- und Menschen­rechtsbeobachter, Verwaltungs- und Rechtsexperten) und entsprechende bilaterale Beiträge,
  • internationale nichtmilitärische Polizeimissionen (CIVPOL),
  • Medienhilfe.

Diese wirken vor allem auf der mittleren und oberen staatlichen und gesellschaftlichen Ebene.

Unterstützung von Verständigung, Entfeindung, Zusammenleben, Versöhnung in der Gesellschaft, durch

  • Friedensfachkräfte und -dienste (Ziviler Friedensdienst) in der Entwicklungs­zusammenarbeit, in Friedensprojekten, in Hilfsorganisationen,
  • freiwillige soziale Friedensdienste,
  • entsprechende Zusatzqualifikationen von NGO-MitarbeiterInnen, HelferInnen etc

Ausbildung von Friedensfachkräften

Ausgebildete Fachkräfte sollen in enger Zusammenarbeit mit örtlichen Organisationen (nach Faltblatt des Forum Ziviler Friedensdienst, Bonn 2000)

  • - der Gewalt vorbeugen,
  • - in Konflikten vermitteln, schlichten und versöhnen,
  • - Möglichkeiten gewaltfreien Umgangs mit Konflikten erarbeiten und vermitteln,
  • - und damit die Strukturen der Zivilgesellschaft stärken.

Ihre Arbeitsfelder sind

  • - Beobachtung konfliktträchtiger Situationen und Unterstützung bei frühzeitiger Klärung,
  • - Stärkung friedenswilliger Kräfte in Konfliktregionen,
  • - Herstellen lokaler Präsenz, um Verletzungen von Menschenrechten zu verhindern,
  • - Dialog- und Kooperationsförderung zwischen verfeindeten Gruppen,
  • - Begleitung rückkehrwilliger Flüchtlinge,
  • - Ausbildung in gewaltfreier Konfliktbearbeitung.

Friedensfachkräfte wirken vorrangig auf der unteren (Graswurzel) und mittleren gesellschaftlichen Ebene und ist längerfristig orientiert.

Pioniere auf diesem Gebiet sind Nichtregierungsorganisationen wie die Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion Kurve Wustrow/Wendland (seit 1980), die Werkstatt für gewaltfreie Aktion Baden, die Peace Brigade International, der ökume­nische, internationale Friedens- und Entwicklungsdienst EIRENE, der Internationale Versöhnungsbund, der Bund für Soziale Verteidigung (BSV), kirchliche Entwicklungsdienste.

Kristallisationspunkt dieser Bemühungen wurde das Projekt des Zivilen Friedens­dienstes (ZFD), zu dem die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg und der BSV erste Konzepte vorgelegt hatten, und die Gründung des „Forum Ziviler Friedensdienst" im Jahr 1994. Nachdem auf Bundesebene 1995/96 der erste Anlauf gescheitert war, gelang der Einstieg in eine staatlich geförderte Ausbildung in NRW. Auf Grundlage der Koalitionsvereinbarung begann 1997 das Modellvorhaben "Ausbildung in ziviler Konfliktbearbeitung" mit einem ersten Kurs. Durchführende waren das Forum Ziviler Friedensdienst und die Arbeitsgemeinschaft Dienst für den Frieden, unterstützt durch BSV, Kurve Wustrow, Ökumenischen Dienst im konziliaren Prozess. Das ursprünglich auf 12 Monate angelegte Ausbildungsprogramm wurde auf drei Monate gekürzt. Inzwischen dauert ein Kurs 16 Wochen einschließlich drei Wochen Praxisphase und einer Woche Pause. Hinzu kommt ggfs. ein vierwöchiger Sprachkurs. Seit Sommer wird die Qualifizierung in ziviler Konfliktbearbeitung auch vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert, das im Juni 1999 ein Rahmenkonzept für den ZFD vorlegte.

Thematische Schwerpunkte sind im Basisteil u.a. Konfliktwahrnehmung und -analyse, Einübung gewaltfreien Handelns. Vertiefungseinheiten gibt es zu Projektmanagement, Konfliktvermittlung, Monitoring, Umgang mit Traumata, Aufbau zivilgesellschaftlicher Strukturen. An den Kursen nehmen auch immer Menschen aus Krisenregionen teil, wodurch der Kurs selbst schon zu einem interkulturellen Lernfeld wird. Teilnahmevoraussetzung sind das Alter von 25 Jahren, abgeschlossene Berufsausbildung oder entsprechende Berufs- und Lebenserfahrung, Sprachkenntnisse, Belastbarkeit. Die Einsatzdauer einer Friedensfachkraft bei einem Projekt beträgt in der Regel mindestens zwei Jahre. Vom 6. März bis 30. Juni 2000 findet der nächste Kurs mit 18 TeilnehmerInnen statt.

55 Personen absolvierten die bisher vier Kurse. Sie kamen in Projekten vom Deutschen Entwicklungsdienst, Internationalem Versöhnungsbund, Aktion Sühnezeichen, Kurve Wustrow, Pax Christi usw. zum Einsatz, die 1999 erstmalig durch BMZ-Mittel gefördert wurden. Das forumZFD entsendet im Rahmen seines Südbalkan-Programms acht Teams mit 18 Fachkräften nach Bosnien, Kroatien, Jugoslawien, Kosovo.

Die von der AG "Qualifizierung ..." herausgegebene und vom Land NRW und dem BMZ geförderte Broschüre "Friedensfachdienst ist machbar - Profis der zivilen Konfliktbearbeitung im Einsatz" bedeutet einen Sprung in dem Bemühen, zivile Konfliktbearbeitung sichtbar und anschaulich zu machen.

In verschiedenen Diensten der Entwicklungszusammenarbeit (z.B. Deutscher Entwicklungsdienst, Dienste in Übersee) ist der Zivile Friedensdienst als zusätzliche Qualifikation verankert.

AG Qualifizierung für zivile Konfliktbearbeitung/Zivilen Friedensdienst: Friedensfachdienst ist machbar! Profis der zivilen Konfliktbearbeitung im Einsatz. Reportagen, Berichte und Interviews zu der Arbeit von Friedensfachkräften in Südosteuropa und Afrika, Bonn Dezember 1999

Ders.: Qualifizierung für zivile Konfliktbearbeitung (Faltblatt), 1999

Arbeitsgemeinschaft Kirchlicher Entwicklungsdienste: Frieden muss von innen wachsen. Zivile Konfliktbearbeitung in der Entwicklungszusammenarbeit. Werkstattbericht, 1999

BMZ-Spezial: Ziviler Friedensdienst. Ein neues Element der Entwicklungszusammenarbeit, Nr. 006/99, August 1999

Deutscher Entwicklungsdienst (DED): Ziviler Friedensdienst. Neue Aufgaben und Herausforderungen für den DED, 1999

Dienste in Ãœbersee: Friedensdienst im Entwicklungsdienst (Faltblatt), 1999

ForumZFD: Ziviler Friedensdienst. Professionelle Konfliktbearbeitung nach den Prinzipien der Gewaltfreiheit (Faltblatt), Bonn 2000

Ausbildung für internatonale Polizeimissionen

Im Rahmen eines Mandats von UN bzw. OSZE sollen internationale Polizeimissionen durch Beobachtung, Beratung oder auch exekutive Funktion zu öffentlicher Sicherheit und zum Aufbau rechtsstaatlicher Polizei in Krisenregionen beitragen. Strukturprobleme sind die „Vielfalt" der nationalen Polizeiphilosophien und die Schwierigkeiten der Staatengemeinschaft, auf freiwilliger Basis genügend qualifiziertes Personal zur Verfügung zu stellen.

Deutsche Polizisten (BGS) waren zum ersten Mal 1993 im Rahmen einer Friedens­mission in Namibia im Einsatz. An der WEU-Polizei 1994 bis 1996 in Mostar waren insgesamt 212 Polizisten beteiligt, darunter erstmalig auch Beamte der Länder. Im April 1996 startete die „International Police Task Force" in Bosnien-Herzegowina mit beobachtender und beratender Funktion beim Aufbau einer multiethnischen Polizei. Von den derzeit 1.791 Polizisten aus 44 Nationen kommt das größte Kontingent mit 163 Beamten aus der Bundesrepublik, davon 31 aus NRW. Im Rahmen der UN-Verwaltung im Kosovo (UNMIK) bekam eine Polizeimission erstmalig einen exekutiven Auftrag. Sie umfasst 2.300 Polizisten (Soll 4.718) aus 41 Ländern, davon 261 (demnächst 460) aus Deutschland.

Mit Mostar begann das Polizeifortbildungsinstitut "Carl Severing" in Münster ein Ausbildungskonzept zu entwickeln. In den zwei Wochen einsatzorientierter Ausbil­dung werden die Organisation der Mission, das Mandat und völkerrechtliche Fragen, Konfliktgeschichte, soziokulturelle Hintergründe, Menschenrechtslage, Minenaus­bildung, Stressbewältigung und Ethik behandelt. Nach dem Einsatz folgt eine ein­wöchige Nachbereitung. In NRW zusätzlich drei Wochen Basistraining zu Stress- und Konflikthandhabung und Kommunikationstraining. Eine einsatzbegleitende Betreu­ung und Kriseninterventionsteams sollen die Polizeibeamten in ihrem hoch belastenden Einsatz (Privatunterbringung, sehr auf sich gestellt, weitestgehende Gesetzlosigkeit, sehr hohe Gewaltbereitschaft) unterstützen.

Im Unterschied zu den militärischen finden die polizeilichen Auslandseinsätze bisher in der Politik und in der Öffentlichkeit viel zu wenig Beachtung.

Training für internationale Friedensmissionen

Ausgehend von zwei Machbarkeitsstudien der Stiftung für Wissenschaft und Politik für das Auswärtige Amt fand der erste Ausbildungskurs für Teilnehmer an zivilen internationalen Friedensmissionen der UN bzw. OSZE im Juli 1999 statt. Schwerpunkte des zweiwöchigen Kurses waren Aufgaben, Struktur und Führung internationaler Friedensmissionen, Sicherheitsfragen, Landeskenntnisse, Konfliktgeschichte, Konfliktmanagement. Ausbildungsmodule werden gestellt von der Polizei, vom OSZE-Institut, von Bundeswehr und forumZFD. In diesem Jahr soll eine Dreistufigkeit der Ausbildung (besser: Training) erreicht werden: neben dem Grundkurs fachspezifische und missionsspezifische Kurse. Bisher nahmen 111 Personen an den Kursen teil. Von diesen ist ein Drittel im Einsatz, im Kosovo, in Montenegro, Sierra Leone, bei den United Nation Volunteers und beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz. Für dieses Jahr sind 13 Kurse mit 250 Teilnehmern geplant. Angestrebt wird ein Personalpool von 300 Personen. Das Interesse an den Kursen ist mit ca. 15 Anfragen/Tag sehr hoch. Beabsichtigt ist die weitere internationale Öffnung der Kurse. Die Projektgruppe Ziviles Friedenspersonal unter Leitung des früheren OSZE-Generalsekretärs Botschafter a.D. Dr. Höynck soll zur Verzahnung der verschiedenen Ausbildungsbemühungen dienen. In ihr sind die entsprechenden Bundesressorts (AA, BMVg, BMZ) sowie NGOs vertreten.

Mit zur Zeit einem Ausbildungskoordinator, einem wissenschaftlichen Mitarbeiter und einer Sekretärsstelle ist die Ausbildungsorganisation minimal ausgestattet. Nichtsdestoweniger ist die Aufnahme des Trainings für Friedenspersonal ein viel bedeutenderer Schritt, als es angesichts der relativ bescheidenen Zahlen zunächst den Anschein hat: Hier wird erstmalig eine umfassende und kohärente zivile Eingreiffähigkeit aufgebaut.

Auswärtiges Amt: Hinweise für Bewerber/innen: Ausbildung für internationale Einsätze (Broschüre), Berlin Dezember 1999

Presse- und Informationsamt der Bundesregierung: OSZE - Aufgaben, Arbeitsweisen, Perspektiven (Broschüre), Berlin Dezember 1999

Übersicht Ausbildung für Friedensmissionen international

1993 entstand in Österreich ein erstes Ausbildungsprogramm mit dem "Österreichi­schen Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung (OSFK) in Stadtschlaining. Hier wird u.a. ein vierwöchiges "International civilian peacekeeping + peacebuilding training program" (2 Wochen Grundkurs, 2 Wochen funktionsspezifisch) angeboten, an dem Entwicklungshelfer, Friedensaktivisten, Zivildienstpflichtige, Verwaltungsbe­amte, Diplomaten, Polizisten, Soldaten und Wissenschaftler teilnehmen.

Seit 1995 führt die italienische Scuola Superiore mit Unterstützung des Außenministeriums ein internationales Trainingsprogramm für Konfliktmanagement durch.

Das Lester Pearson Canadian International Peacekeeping Training Centre wird vom Außen- und Verteidigungsministerium unterstützt.

Nach Erfahrungen mit Wahlbeobachtung in Südafrika entwickelte das schwedische Peace Team Forum, ein Netzwerk von ca. 30 Freiwilligenorganisationen aus Not- und Entwicklungshilfe und Friedensarbeit, eine Ausbildung zum Friedensdienst: Unter dem Motto "Gewalt verhüten, Konflikte bewältigen, Frieden konsolidieren" finden 8-12-wöchige Grundkurse statt und wurde ein Handbuch herausgegeben. Die Ausbil­dung wird vom Staat unterstützt aber nicht gesteuert. Seit 1997 findet bei SWEDINT (Swedish Armed Forces Internat. Command) eine integrierte Ausbildung von militäri­schem und zivilem Personal für Einsätze in internationalen Krisenregionen statt, die bisher 3.500 Personen absolvierten. Inzwischen gibt es speziell für ziviles Personal zweiwöchige Civilian Staff Officers Courses (CIVSOC) für die Arbeit in multi­funktionalen UN-Missionen statt. Die Integration der Ausbildung ist in Schweden besonders fortgeschritten. Das zeigte sich deutlich bei er Übung "Nordic Peace" im Herbst 1998, an der Militärs und Zivilisten aus nordischen und baltischen Staaten teilnahmen. Mitübende waren auch der Schwedische Versöhnungsbund, die schwe­dische Mitgliedsorganisation der War Resisters International, das Rote Kreuz.

Norwegen, Dänemark, Finnland, Niederlande und die Schweiz haben inzwischen ebenfalls Ausbildungskapazitäten aufgebaut. Demgegenüber gab es hierzu in Frankreich, Großbritannien und den USA nur wenig Anstrengungen.

Das Volumen der OSZE-Missionen expandierte in den letzten Jahren enorm: 1995 umfassten alle OSZE-Missionen insgesamt 70 internationale Mitarbeiter, im Herbst 1998 waren es 600 mit 1000 lokalen Mitarbeitern, im März 1999 1.400 (und 1.700 lokale Mitarbeiter). Bis 1998 gab es auf OSZE-Ebene bestenfalls kurze Einführungen vor der Ausreise, mehr nicht. Im März 1999 beschlossen die zuständigen Gremien "Kompetenzerwerb durch Schulung: Eine Strategie für die OSZE". Damit wurden zweitägige Schulungskurse vor Missionsbeginn obligatorisch, ein Schulungshandbuch ist in Vorbereitung. Ziel ist die Entwicklung einer "Ausbildungskultur" und, die OSZE zu einer lernenden Organisation zu machen.

Stiftung Wissenschaft und Politik: "Ausbildung und Rekrutierung von nichtmilitärischem Personal für Konfliktprävention und Friedenseinsätze", August 1999 Rat der Europäischen Union: "Nichtmilitärisches Krisenreaktionsinstrumentarium der EU-Mitgliedsstaaten", EU-Dokument 12323/99, Brüssel 24.11.1999

Zusammenfassung und Perspektiven

Mit dem Regierungswechsel in Deutschland und bestärkt durch die Erfahrungen des Kosovo-Konflikts bekam die Ausbildung in ziviler Konfliktbearbeitung einen kräftigen Schub. Die beiden Ausbildungsangebote in der Bundesrepublik stellen einen qualitativen Sprung dar: Sie sind Schritte zu einer umfassenden und kohärenten zivilen Eingreiffähigkeit. Die Beschlüsse von OSZE (Aufbau von REACT) und EU (Mechanismus für nichtmilitärische Krisenbewältigung, Aktionsplan) erhöhen den Bedarf an qualifiziertem Friedenspersonal.

In der Bundesrepublik stehen folgende nächste Schritte an:

  • Aufstellung eines Aktionsplans, in dem die in den nächsten fünf Jahren aufzubauenden Fähigkeiten und Instrumente der Krisenprävention, zivilen Konfliktbearbeitung und Friedenskonsolidierung zu bestimmen sind.
  • Bei der Ausbildung von zivilem Friedenspersonal vermehrte internationale Öffnung und Teilnahme von Personen aus Krisenregionen; verbesserte Verfügbarkeit des Friedenspersonals; Aufbau einer verantwortlichen Einsatzbegleitung und Nachbereitung; verbesserte Personalausstattung der Ausbildungsorganisation.
  • Beim Zivilen Friedensdienst die verstärkte Förderung von Friedensallianzen in Krisenregionen, soziale Absicherung von Friedensfachkräften, Förderung von Freiwilligendiensten außerhalb der Entwicklungszusammenarbeit.
  • Um auf Dauer die angemessene Beteiligung an internationalen Polizeimissionen zu gewährleisten, ist in den Stellenplänen von Bund und Ländern dafür Vorsorge zu treffen. Damit die Teilnahme an Auslandseinsätzen nicht karrierehinderlich wirkt, sollte gerade bei polizeilichen Führungsfunktionen Auslandserfahrung zum Anforderungsprofil gehören.
  • Notwendig ist schließlich über die bisherigen erfreulichen Ansätze hinaus eine konzertierte und kontinuierliche Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, um den bisher weitgehend unbekannten Politikansatz der zivilen Konfliktbearbeitung in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen und zu verankern. So kann die vielzitierte "Kultur der Prävention" auch tatsächlich wachsen.

Angesichts des hohen Nachholbedarfs ist die Bereitstellung wachsender Haushalts­mittel unumgänglich.

Das alles sind keine frommen Wünsche, sondern Schlussfolgerungen eines Antrages der Koalitionsfraktionen, den wir zur Zeit erarbeiten und mit dem wir die nächsten Aufträge an die Bundesregierung formulieren.

Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen: Gewalt verhindern, Frieden fördern. Beiträge zur Krisenprävention und zivilen Konfliktbearbeitung, Berlin März 2000

Joschka Fischer: Rede vor der 54. Generalversammlung der Vereinten Nationen New York 22.9.1999, Pressemitteilung Nr.1051/99 des Auswärtigen Amtes

Winni Nachtwei: Krisen vorbeugen, Gewalt vermeiden. Wirklichkeit und Chancen einer präventiven Friedenspolitik, Referat auf dem Öffentlichen Ratschlag von Bündnis 90/Die Grünen in Nürtingen, Februar 2000

Pressedokumentation: Initiativen der rot-grünen Koalition zu Krisenprävention und ziviler Konfliktbearbeitung, Büro W. Nachtwei, Berlin März 2000


Publikationsliste
Vortragsangebot zu Riga-Deportationen, Ghetto Riga + Dt. Riga-Komitee

Ende 1941/Anfang 1942 rollten Deportationszüge aus Deutschland und Österreich nach Riga.

1989 stieß ich auf die Spuren der verschleppten jüdischen Frauen, Männer und Kinder.

Mit meinem bebilderten Vortrag "Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga" stehe ich gern für Erinnerungsveranstaltungen und Schulen zur Verfügung. (Anlage)

Vorstellung der "Toolbox Krisenmanagement"

Von der zivilen Krisenprävention bis zum Peacebuilding: Die 53-seitige Broschüre stellt kompakt und klar auf jeweils einer Themenseite Prinzipien, Akteure und Instrumente des Krisenmanagements vor. Bei einem Kolloquium im Bundestag in Berlin wurde die Schrift einem Fachpublikum vorgestellt. Erstellt von AutorInnen des Zentrums Internationale Friedenseinsätze ZIF und der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP ist die "Toolbox" ein wichtiger Beitrag zur friedens- und sicherheitspolitischen Grundbildung auf einem Politikfeld, wo die Analphabetenrate in der Gesellschaft, aber auch in Medien und Politik sehr hoch ist. ... www.zif-berlin.de

zif
Auf dem Foto überreicht W. Nachtwei den AutorInnen seine 2008 erschienene Broschüre zur Zivilen Krisenprävention und Friedensförderung.

Mehr zur Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure bei der zivilen Konfliktbearbeitung u.a.:

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