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Auch das gibt`s in Afghanistan: Aktuelles von Aufbauprojekten - Berufsausbildungs-Campus Takhta Pul, Radio- und TV-Studio in Samangan, Umweltschutzzentrum in Feyzabad

Veröffentlicht von: Nachtwei am 15. August 2015 10:09:29 +01:00 (61575 Aufrufe)

Man mag es kaum glauben. Aber aus Afghanistan gibt es nicht nur schlimme Nachrichten. Seit Jahren machen Aufbauhelfer die Erfahrung, dass ihre konstruktiven Anstrengungen und Erfolge in Deutschland kaum Aufmerksamkeit finden. Hier einige Fallbeispiele, die Aufmerksamkeit verdienen. Fotos dazu unter www.facebook.com/winfried.nachtwei   

Auch das gibt`s in Afghanistan: Aktuelle Better News von

Aufbauprojekten – z.B. Berufsausbildungs-Campus Takhta Pul, Radio- und TV-Studio in Samangan, Neubau des Umweltschutz-Departement in Feyzabad

Winfried Nachtwei (15. August 2015)

Vor einer Woche musste ich von dem jüngsten UNAMA-Report Zivilopfer berichteten. Es war ein schwarzer Freitag, an dem Kabul von drei Anschlägen erschüttert wurde, beginnend mit der monströsen Lkw-Bombe. Am 10. August dann das von Daesh (IS) ins Internet gestellte Video, das die Ermordung von zehn Stammesältesten und Dorfbewohnern in Nangarhar mit Sprengstoff zeigt.(http://www.spiegel.de/politik/ausland/islamischer-staat-taliban-werfen-is-barbarei-vor-a-1047725.html ;http://www.tolonews.com/en/afghanistan/20868-130-nangarhar-residents-in-daesh-custody )

Lauter schlimmste Nachrichten. Die Blitze der Explosionen lenkten kurzfristig wieder Blicke auf ein Land, das seit Abzug der meisten internationalen Truppen und der Häufung näherer Kriege und Großkrisen hierzulande im Aufmerksamkeitsschatten liegt. Die Explosionsblitze zeigen Realität, aber keineswegs die ganze Realität.

Deshalb hier einige aktuelle Meldungen von konstruktiven Ereignissen, die in der Regel gegen den Bad-News-Mechanismus nicht durchdringen und unbekannt bleiben. Solche Ereignisse wahrzunehmen, ist aber unverzichtbar für alle, denen an Friedensentwicklung in Afghanistan liegt.

(1) Aktueller Stand des

Berufsbildungsprojekts in Takhta Pul (Technical Vocational Education and Training/TVET Campus Takhta Pul), das ich im Februar besucht hatte.

Der Campus umfasst ein Agricultural Regional Institute, eine Berufsschullehrer-Akademie (Technical Teacher Training Academy/TTTA) und eine Technikerschule (Engineering College). Im Februar waren die Bauarbeiten bei den ersten beiden Einrichtungen abgeschlossen. Die Ausrüstung und Möblierung erfolgt im September, so dass beide Einrichtungen wohl im Oktober in Betrieb genommen werden können. Die Bauarbeiten für das Engineering College hatten im Februar gerade begonnen. Hier könnte nach der Möblierung die Inbetriebnahme mit Beginn des akademischen Jahres im März 2016 stattfinden. (Fotos zum jetzigen Stand des TVET Campus Takhta Pul unter www.facebook.com/winfried.nachtwei )

Das Berufsbildungsprojekt wäre auf deutsche Verhältnisse bezogen Alltag und nur von lokaler Bedeutung. Für Aufbau und Friedensentwicklung im kriegszerrütteten, tief armen Afghanistan ist ein solches Projekt aber ein Leuchtturm sondergleichen: Perspektiven, Lebenschancen für junge Leute eines sehr jungen Volkes. Wenn die TVET-Einrichtungen wahrscheinlich im Herbst  eröffnet und in Betrieb genommen werden, sollte das nicht nur vor Ort, sondern auch in Deutschland gebührend Beachtung finden. Dass gute Nachrichten kaum Chancen haben, gegen bad news durchzudringen, ist wohl eine Erfahrungsregel, aber kein Naturgesetz! Da müsste was zu machen sein.

Ergänzend:

- Das ebenfalls mit deutscher Unterstützung errichtete TTTA Kabul nahm seine Arbeit im März 2015 auf. Im jetzigen 2. Semester sind dort insgesamt 550 Studierende eingeschrieben, davon ca. 200 Frauen.

- In der seit Juli 2014 arbeitenden Agricultural High School in Kunduz sind 910 Studierende eingeschrieben, davon um die 170 Frauen. (http://www.ez-afghanistan.de/de/publikationen/pressemitteilungen/aktuelles/article/new-agricultural-high-school-inaugurated-in-kunduz.html )

- Für das Technical Management Assistant College (TMAC) Taloqan läuft zzt. die Ausschreibung. Die Bauarbeiten sollen wohl im Oktober starten, Inbetriebnahme voraussichtlich Ende 2016.

(Auszug aus dem Reisebericht Februar 2015 zum TVET Campus Takhtar Pul am Ende des Textes)

(2) Neues Radio- und TV-Studio seit 29. Juli 2015 in Aybak/Samangan

auf Sendung

Die Provinz Samangan liegt südlich von Balkh, westlich von Kunduz und Baghlan, nördlich von Bamyan.

Das neue Studio von Radio-Television Afghanistan (RTA) wurde aus Mitteln der deutschen Entwicklungszusammenarbeit errichtet. Die deutsche Unterstützung beinhaltete auch die sechsmonatige Ausbildung von 14 MitarbeiterInnen des Senders. Bei der Einweihung sprachen der Gouverneur von Samangan, Mohammad Hashim Zareh, und der deutsche EZ-Beauftragte Martin Schuldes. (Foto unter www.facebook.com/winfried.nachtwei ; Berichte unter http://www.afghanzariza.com/2015/07/30/samangan-radio-and-tv-goes-on-air-in-brand-new-studio ,http://www.ez-afghanistan.de/publikationen/pressemitteilungen/aktuelles/article/samangan-local-radio-and-tv-goes-on-air-in-brand-new-studio-financed-by-germany.html )

Bei der XXVIII. Afghanistan-Tagung in Villigst/Ruhr Mitte Dezember 2014 befasste sich ein Podium mit „Medien in und für Afghanistan“. Dort gibt es enorm viele Zeitungen und TV-Programme: 25 TV-Sender, 170 Radios, 1.500 Magazine und Tageszeitungen (die größte mit 8.000 Auflage, zur Hälfte Anzeigen, sonst nur Auflagen von wenigen 1.000), 5.000 Blogs. Die Medien seien viel besser als ihr Ruf. Es gebe da viel Entschlossenheit und Mut, Idealismus und Professionalität. Afghanische Journalisten seien besonders gefährdet. Unter Präsident Karzai habe die Regierung mehr Angst vor Journalisten als vor den Taliban gehabt. Mehrfach habe Karzai in Interviews erklärt, Demokratie brauche keine Opposition.

Die Medien seien zum größten Teil von Projektgeldern abhängig. Unterstützung komme vor allem aus den USA, Großbritannien, Frankreich, China, Iran, Pakistan, Saudi-Arabien. Deutschland sei da zurückhaltend. Auch Warlords verfügten über Radio- und TV-Sender. Sehr aktiv und gut organisiert sei die Medienarbeit der Taliban.

Nichtsdestoweniger: Wenn es in Afghanistan eine Erfolgsgeschichte gebe, dann im Bereich der Medien. In der Bevölkerung gebe es wegen der allgemeinen Unsicherheit einen großen Hunger nach Informationen. Projektunterstützung bei Medien habe enorm was verändert.

Im Pressefreiheits-Index 2015 von „Reporter ohne Grenzen“ liegt Afghanistan auf Rang 122 von 180 bewerteten Ländern. (Die Nachbarländer Iran auf Rang 173, Usbekistan 166, Tadschikistan 116, VR China 176, Pakistan 159) https://www.reporter-ohne-grenzen.de/afghanistan/

(3) Eröffnung des neuen Gebäudes der Nationalen Umweltschutz Agentur in Feyzabad/Badakhshan

Am 10. August 2015 wurde in der Hauptstadt der entlegenen NO-Provinz Badakhshan das neue Verwaltungsgebäude der National Environmental Protection Agency (NEPA) durch Provinzgouverneur Shah Wali Adib und den deutschen EZ-Beauftragten für Badakhshan und Takhar, Frank Pohl, eröffnet. Aufgabe von NEPA ist u.a. die Förderung von Umweltbewusstsein in der Bevölkerung. Der Bau wurde aus Mitteln der deutschen EZ finanziert. (http://www.afghanzariza.com/2015/08/10/national-environmental-protection-agency-gets-new-administrative-building-in-badakhshan )

In der Hochgebirgsprovinz Badakhshan ist die natürliche Umwelt besonders grandios, aber auch besonders strapaziös und riskant. Nach dem großen Erdrutsch von Ab-e Bark in Badakhshan Anfang Mai 2014 machte Thomas Ruttig, Ko-Direktor des Afghanistan Analysts Network (AAN), auf die Hintergründe und den bedrohlichen Kontext der Erdrutsch-Katastrophe aufmerksam: (http://www.afghanistan-analysts.org/slippery-slopes-ecological-social-and-developmental-aspects-of-the-badakhshan-landslide-disaster )

Infolge des Klimawandels nehmen starke Regenfälle einerseits und Dürren anderswo zu. Das (semi-)aride Afghanistan wurde inzwischen als eines der Länder weltweit identifiziert, die gegenüber den Folgen des Klimawandels am meisten verwundbar sind. Das Land hat mehr und intensivere Dürren und häufigere Überflutungen zu erwarten! In der Großregion „High Asia“ (Hindukusch-Himalaya-Region, HKH) schmelzen die Gletscher, auf der Südseite des Pamirgebirges Richtung Badakhshan überproportional. Eine Konsequenz ist der Anstieg von Erdrutschen in der ganzen HKH-Region, vor allem im Norden von Indien, Nepal, Pakistan, Afghanistan und einigen Teilen von Bangladesh. In 2009 ereigneten sich fast 60% aller Erdrutsche weltweit in Südasien!

Armut und Bevölkerungswachstum verschärfen das Katastrophenrisiko: Der überwiegende Teil der afghanischen Landbevölkerung ist abhängig von Subsistenzwirtschaft. Ein großer Teil ist extrem arm. Das Bevölkerungswachstum ist eines der höchsten in Asien. Damit steigt der Druck auf das für Landwirtschaft und Wohnen verfügbare Land. Wo bewässerte landwirtschaftliche Nutzfläche in den Flusstälern sehr beschränkt ist, ist die Landbevölkerung gezwungen, die Hänge zu besiedeln. Mangels Alternativen führt die Suche nach Feuerholz zu weiterer Bodenerosion. In den letzten Jahren soll dieser Prozess durch Preissteigerungen für Öl und Gas verstärkt worden sein.

Entwicklung und Konflikt: Entlegene Gebiete kamen bei Entwicklungsprojekten schlechter weg als Bevölkerungszentren. Wo Hilfe über militärische Strukturen lief, wurden oftmals Gebiete mit Aufständischen-Aktivitäten bevorzugt. Nach Jahrzehnten des bewaffneten Konflikts war seitens des schwachen Staates an eine effektive Kontrolle von Bautätigkeit nicht zu denken. Schließlich sind die afghanischen Umweltschutz-Institutionen besonders schwach. Nach einem afghanischen Medienbericht sei die NEPA eine der am schlechtesten aufgestellten Abteilungen der Regierung mit einem Jahresetat von 4,9 Mio. $, davon 1,6 Mio. für Entwicklungsmaßnahmen!

Das Umweltprogramm der VN (UNEP) hat als eine politische Priorität für Afghanistan die Entwicklung einer „Klima-Wandel-Anpassungs-Strategie“ empfohlen und die Initiative für eine nationale Finanzierungsplattform.

Ferdinando Rollando von der internationalen NGO Alpistan erinnert daran, dass die Bewältigung von solcher Art Katastrophen zehn Mal so viel kostet wie Vorbeugung in den gefährdeten Gebieten.

Insofern ist die deutsche Hilfestellung für die NEPA-Niederlassung in Badakhshan ein realpolitisch-weitsichtiger Beitrag zu Existenzsicherung sondergleichen.

(Zu Badakhshan laufend: http://www.pajhwok.com/en/tag/badakhshan )

(4) Premiere: Interview des deutschen Botschafters auf Dari bei

Ariana TV (http://ariananews.af/programmes/program-pas-az-khabar/pas-az-khabar-09-august-2015/

Am 9. August sendete Ariana TV ein 20-minütiges Interview mit dem deutschen Botschafter Markus Potzel in der Landessprache Dari. Lt. Thomas Ruttig ist Potzel der erste landessprachliche dt. Botschafter in Afghanistan seit lange vor dem 2. Weltkrieg.

Die offizielle Facebookseite „Germany in Afghanistan“ berichtet auch vom Antrittsbesuch der neuen Sonderbeauftragten der Bundesregierung für Afghanistan und Pakistan, Botschafterin Sabine Sparwasser, in Kabul. (https://www.facebook.com/germanyinafghanistan ) Frau Sparwasser leitet zugleich die Politische Abteilung 3 im Auswärtigen Amt, die zuständig ist für 137 Staaten in Nah- und Mittelost, Afrika, Lateinamerika, Asien und Pazifik (80% der Weltbevölkerung)

(5) KEIN Abzug der Entwicklungszusammenarbeit!

Wer weiß schon, dass zzt. über 2.000 Frauen und Männer im Auftrag der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in Afghanistan arbeiten, davon 230 deutsche + internationale Entsandte, über 1.800 Ortskräfte? Die Zahl ist spektakulär, aber eigenartig wenig bekannt!

Im Februar erfuhr und erlebte ich in Mazar-e Sharif, dass dort und in einigen anderen Provinzen des Nordens die Bewegungsfreiheit der EZ-ExpertInnen für afghanische Verhältnisse erstaunlich passabel war. Zwei Monate später begannen die Aufständischen ihre Frühjahrsoffensive mit Schwerpunkt im Raum Kunduz. Ende April wurde dort ein deutscher Entwicklungshelfer entführt. (Sechs Wochen später konnte er aus der Gefangenschaft entkommen.) Außer in Kunduz und Baghlan ist die Bewegungsfreiheit der MitarbeiterInnen der deutschen EZ in den anderen fünf Schwerpunktprovinzen weiterhin passabel und ihre Arbeit gegenüber Februar nicht eingeschränkt. Das Risk Management Office der GIZ hat sich bisher ausgesprochen bewährt!

(6) Ankündigung: XXIX. Afghanistan-Tagung „Freundschaft verpflichtet … 100 Jahre deutsch-afghanische Beziehungen“, 27.-29.11.2015 in Haus Villigst, Schwerte (Evangelische Akademie Villigst) (http://www.kircheundgesellschaft.de/fileadmin/Dateien/Fachbereich_I/PDF_Flyer/Flyer_AFG-EAVilligst_2014_6-3-14.pdf )

Auszug aus meinem Reisebericht Februar 2015 zum TVET Campus Takhtar Pul:

Nach einer halben Stunde erreichen wir westlich von Mazar an der AH 76 Richtung Balkh ein von einer hohen, vielleicht zwei km langen Lehmmauer umgebendes Gelände. Hier befand sich seit dem 15. Jahrhundert eine Karawanserei, später Heerlager, in jüngerer Zeit auch ein Stützpunkt des regionalen, berüchtigten Warlord Dostum.

Jetzt wächst hier ein Regional Education Center, finanziert über die KfW Entwicklungsbank:

- Das Agricultural Regional Institute (ARI, Agrartechnikerschule für Agrartechnik, Gartenbau, Viehzucht etc., Berufsschule) für über 1.000 Schüler soll im März/April eingeweiht werden (Umzug vom bisherigen Standort in Mazar)

- Wir besichtigen die künftige Technical Teacher Training Academy (TTTA, Fachhochschule), neben der in Kabul die einzige im Land. Der deutsche Project Manager Civil Construction von PEM Consult führt durch die fertigen, aber noch nicht eingerichteten Räume: die Klassenräume für je 30 Studierende (insgesamt 24, d.h. über 700 Ausbildungsplätze, bei zwei Schichten Verdoppelung). Werkstatträume sind vorgesehen für Mechanical, Metallbearbeitung, Elektro u.a.. Business Administration zieht als erstes ein. Bau und Einrichtungen sind solide, bedienungs- und wartungsleicht, nachhaltig. Dafür sei man lieber einen Schritt gegenüber neuesten Entwicklungen zurück. Mit einer Kläranlage und Sammlung von Regenwasser soll der Wasserverbrauch niedrig gehalten werden. Die entsprechenden Anlagen sind zugleich Anschauungsbeispiele, haben Modellcharakter. Hier und in der TTTA in Kabul (ebenfalls von PEM Consult betreut) sollen jeweils fünf deutsche EntwicklungshelferInnen arbeiten.

- Erste Anfänge eines Engineering College (Technikerschule) für Hoch- und Tiefbau, Elektriker, Mechaniker, Installateure. Hierzu legte am letzten Wochenende der Parlamentarische Staatssekretär im BMZ, Thomas Silberhorn, den Grundstein.

Das Gesamtvorhaben ist das größte Technical Vocational Education and Training (TVET, Berufsbildung) Projekt im ganzen Land.

Landesweit gibt es 400.000 Schulabgänger pro Jahr. 3-4% fanden bisher einen Platz in der formalen Berufsausbildung mit ihren 250 Berufsschulen. Den zzt. 70.000 Berufsschülern stehen über 600.000 Jugendliche gegenüber, die auf traditionelle Weise in Klein(st)betrieben (Basarbetrieben) im informellen Sektor ausgebildet werden. Eine Million Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren sind Tagelöhner, Arbeitslose, Kleinstgewerbetreibende.

Langfristig benötigt werden etwa 1,7 Mio. Ausbildungsplätze, ca. 1.000 solide ausgestattete Berufsschulen und ca. 70.000 Lehrkräfte. Ende 2014 vereinbarten Gilden, der Zentralverband des afghanischen Handwerks und das Bildungsministerium, dass Lehrlinge aus den Basaren an ein bis zwei Tagen in der Woche Berufsschulen besuchen sollen. Ab März 2015 besuchen die ersten 500 dieser Lehrlinge Berufsschulen in Kabul und Mazar.

Bisher gab es in Afghanistan keine Berufsschullehreraus- und -weiterbildung. Im Rahmen der deutsch-afghanischen EZ wurde eine erste Berufsschullehrerausbildungsstätte in Kabul (erste Absolventen im August 2015) und eine zweite 2014 in Mazar eröffnet. (Programm zur Förderung der beruflichen Bildung http://www.giz.de/de/weltweit/14616.html ) In sechs Nordprovinzen werden von der deutschen EZ 14 Berufsschulen und die TTTA unterstützt, landesweit insgesamt 55 Pilotschulen in 22 Provinzen.

Ich bin von dem Projekt und der Leistung der Verantwortlichen schwer angetan: Hier arbeite man in der Spur einer guten Tradition, der sehr erfolgreichen und in Afghanistan unvergessenen deutschen Entwicklungszusammenarbeit der 60er und 70er Jahre.

Die EZ-Experten berichten, dass sie hier keine Probleme hätten und voll respektiert würden. Es werde geholfen, wo es geht. Das fange bei dem sehr kooperativen, für TVET zuständigen Staatssekretär in Kabul an. Aufträge und Gelder gehen in die Umgebung, importiert werde nur das Nötigste. (Hierbei gebe es bei einem seit fünf Jahren verhandelten Rahmenabkommen zwischen Afghanistan und Deutschland große Probleme.) „Akteure zum Anfassen schaffen andere Nähe, andere Wertschätzung.“ Man praktiziere einen wirklich partnerschaftlichen, geradezu freundschaftlichen Ansatz. Vor diesem Hintergrund arbeite das Risk Management Office (Sicherheitsmanagement der GIZ für die zivile deutsche Unterstützung in Afghanistan) gut mit der Bevölkerung zusammen. Der lokalen Bevölkerung wird die Arbeit der Durchführungsorganisationen GIZ und KfW erläutert. Dadurch steigen Vertrauen und Akzeptanz für die Vorhaben der deutsch-afghanischen Zusammenarbeit.

Bei manchen anderen Gebern seien es „fremde Systeme“, die was umsetzen.


Publikationsliste
Vortragsangebot zu Riga-Deportationen, Ghetto Riga + Dt. Riga-Komitee

Ende 1941/Anfang 1942 rollten Deportationszüge aus Deutschland und Österreich nach Riga.

1989 stieß ich auf die Spuren der verschleppten jüdischen Frauen, Männer und Kinder.

Mit meinem bebilderten Vortrag "Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga" stehe ich gern für Erinnerungsveranstaltungen und Schulen zur Verfügung. (Anlage)

Vorstellung der "Toolbox Krisenmanagement"

Von der zivilen Krisenprävention bis zum Peacebuilding: Die 53-seitige Broschüre stellt kompakt und klar auf jeweils einer Themenseite Prinzipien, Akteure und Instrumente des Krisenmanagements vor. Bei einem Kolloquium im Bundestag in Berlin wurde die Schrift einem Fachpublikum vorgestellt. Erstellt von AutorInnen des Zentrums Internationale Friedenseinsätze ZIF und der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP ist die "Toolbox" ein wichtiger Beitrag zur friedens- und sicherheitspolitischen Grundbildung auf einem Politikfeld, wo die Analphabetenrate in der Gesellschaft, aber auch in Medien und Politik sehr hoch ist. ... www.zif-berlin.de

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Auf dem Foto überreicht W. Nachtwei den AutorInnen seine 2008 erschienene Broschüre zur Zivilen Krisenprävention und Friedensförderung.

Mehr zur Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure bei der zivilen Konfliktbearbeitung u.a.:

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