Zunehmende internationale Wehr- und Dienstungerechtigkeit

Von: Webmaster amDo, 22 Dezember 2005 19:53:14 +02:00
Anlässlich der Entlassung der letzten Wehrpflichtigen aus der slowakischen Armee erklärt Winfried Nachtwei, sicherheitspolitischer Sprecher:

Während Verteidigungsminister Jung ankündigt, angesichts der Wehrungerechtigkeit mehr Wehrpflichtige zu irgendwas einberufen zu wollen, entlässt heute die Slowakei ihre letzten Wehrpflichtigen aus dem Dienst. Damit erkennt ein weiterer Bündnispartner an, dass die Wehrpflicht überholt und unzumutbar ist. Dass die Slowaken "mehr Freiheit wagen", ist gut so und für die slowakischen jungen Männer eine schöne vorweihnachtliche Bescherung. Das gilt leider nicht für die Wehrpflichtigen in Deutschland. Für sie wächst die Wehr- und Dienstungerechtigkeit im Vergleich mit Gleichaltrigen anderer Länder.

Mit der großen Koalition ist die Frage des Ausstiegs aus der Wehrpflicht auf die lange Bank geschoben worden. Mit Merkels Motto "Mehr Freiheit wagen" waren nicht die Wehrpflichtigen gemeint. Und in der SPD will auch keiner mehr innerparteiliche Demokratie oder mehr Gerechtigkeit wagen. Die Wehrpflichtkritiker in der SPD haben kapituliert und im November auf den Beschluss zur Zukunft der Wehrpflicht verzichtet. Gegen die Pläne Jungs und des Generalinspekteurs gibt es keinen Widerspruch aus den Reihen der Sozialdemokraten.

Geht es nach der SPD und der Union, dann müssen die Wehrpflichtigen in Deutschland bis zum Sankt Nimmerleinstag zusehen, wie immer mehr ihrer Altersgenossen in anderen Ländern vom Recht auf Freizügigkeit und freie Berufswahl Gebrauch machen können. In Zeiten der Globalisierung hat die Frage der Wehr- und Dienstgerechtigkeit nicht nur eine innergesellschaftliche, sondern auch eine internationale Dimension. Amerikaner, Kanadier, Iren, Briten, Niederländer, Belgier, Luxemburger, Franzosen, Spanier, Portugiesen, Italiener, Slowenier, Ungarn, Tschechen und nun die Slowaken sind bereit, auf die Wehrpflicht zu verzichten. Jeder Wehrpflichtige in Deutschland fragt zu Recht: Warum ich?