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Deutsch-russischer Abrüstungserfolg am Ural

Veröffentlicht von: Webmaster am 7. März 2006 19:03:04 +02:00 (24334 Aufrufe)
„Tau des Todes" heißt der 1918 entwickelte Chemiekampfstoff Lewesit, der die Haut massiv und bleibend schädigt. Abertausende Tonnen davon lagern noch in Russland, das mit 39.000 Tonnen die größten Chemiewaffenbestände auf der Erde beherbergt. Zum zweiten Mal besuchte Winni Nachtwei, Münsteraner MdB und abrüstungspolitischer Sprecher der Grünen, eine Chemiewaffenvernichtungsanlage in Russland, die wesentlich mit Hilfe deutscher Anlagetechnik errichtet wurden.

Im Jahr 2000 war es die im Bau befindliche Anlage in Gorny in Südrussland. Ende letzten Jahres wurde die Vernichtung der dort lagernden 1.250 to der Hautkampfstoffe Lost (Senfgas) und Lewesit, 3 % des deklarierten russischen Gesamtbestandes, erfolgreich abgeschlossen. Jetzt wurde die zweite russische Anlage in Kambarka am Ural feierlich in Betrieb genommen. Hier lagern 6.350 to Lewesit in 80 Zisternen (Großkesseln) aus den 50er Jahren. Das sind fast 16% der russischen Bestände.

Die deutsche Abrüstungshilfe geht auf einen Beschluss des Bundestages von 1992 zurück und lief 1993 an. Nach dem Terroranschlag des 11. September wurde das hohe Risikopotenzial der Altlasten des Kalten Krieges in Russland, vor allem der Chemiewaffen (CW), Nuklearanlagen und Atom-U-Boote, bewusst und im Jahr 2002 die G8-Initiative „Globale Partnerschaft gegen die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und -materialien" beschlossen. Die Teilnehmerstaaten verpflichteten sich, hierfür binnen zehn Jahren 20 Milliarden US-$ aufzubringen. Die Bundesrepublik sagte bis zu 1,5 Mrd. US-$ zu.

Zusammen mit dem deutschen Abrüstungsbeauftragten, Botschafter Gröning, dem deutschen Botschafter in Moskau Schmid sowie Vertretern der in Kambarka aktiven deutschen Firmen Eisenmann, Lurgi-Lentjes und GfE besichtigte Nachtwei die von zwei Doppelzäunen gesicherte und von Militär scharf bewachte Vernichtungsanlage: die jahrzehntealten Depothallen, die inzwischen doppelwandig „umhaust" wurden; die mobilen Detoxikationsmodule als Herzstück der Anlage, in denen durch alkalische Hydrolyse das Lewesit neutralisiert wird; schließlich das Gebäude 44, in dem die festen, flüssigen und gasförmigen Reststoffe nach deutschen und russischen Normen verbrannt werden. Die technische Zone ist eine regelrechte chemische Fabrik.

Bei klirrender Kälte und Schneeböen sprachen zehn Festredner zu den über zweihundert Menschen, darunter der Präsident der Udmurischen Republik, ein Berater von Präsident Putin, der deutsche Botschafter und Winni Nachtwei für den Bundestag. Nachtwei erinnerte an die aktuelle Krise der weltweiten Abrüstung und Nichtverbreitung und an die Rückschläge bei der Terrorismusbekämpfung. Vor diesem Hintergrund sei das heutige Ereignis ein besonders ermutigender Kontrapunkt und einzigartig.

Nirgendwo gibt es sonst eine technisch so fortgeschrittene Anlage. Bisher funktionieren in Russland allein die zwei mit deutscher Abrüstungshilfe errichteten CW-Vernichtungsanlagen. Eine mit viel US-Geld unterstützte Anlage für Nervenkampfstoffe ist demgegenüber um Jahre im Verzug. In den USA werden die CW in einem sehr problematischen Verfahren direkt verbrannt. Die insgesamt 150 Mio. Euro aus Deutschland für Kambarka sind eine Investition in internationale und gemeinsame Sicherheit und kommen beiden Seiten zugute. Die deutsche Finanzhilfe geht größtenteils als Aufträge an die deutschen Spezialfirmen zurück.

Im zentralen Leitstand erlebten Russen und Deutsche auf Großbildschirmen die Inbetriebnahme der Anlage. Als der Beginn der Lewesit-Vernichtung angezeigt wurde, kam Beifall auf, beglückwünschten sich Techniker und Gäste.

Beim Abschied ging man mit den Worten auseinander:„Auf Wiedersehen in Leonidowka!" In Leonidowka lagern 6.900 to der Nervenkampfstoffe VX, Darin und Soman. Das ist die nächste Herausforderung und Station der deutschen Abrüstungshilfe.


Publikationsliste
Vortragsangebot zu Riga-Deportationen, Ghetto Riga + Dt. Riga-Komitee

Ende 1941/Anfang 1942 rollten Deportationszüge aus Deutschland und Österreich nach Riga.

1989 stieß ich auf die Spuren der verschleppten jüdischen Frauen, Männer und Kinder.

Mit meinem bebilderten Vortrag "Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga" stehe ich gern für Erinnerungsveranstaltungen und Schulen zur Verfügung. (Anlage)

Vorstellung der "Toolbox Krisenmanagement"

Von der zivilen Krisenprävention bis zum Peacebuilding: Die 53-seitige Broschüre stellt kompakt und klar auf jeweils einer Themenseite Prinzipien, Akteure und Instrumente des Krisenmanagements vor. Bei einem Kolloquium im Bundestag in Berlin wurde die Schrift einem Fachpublikum vorgestellt. Erstellt von AutorInnen des Zentrums Internationale Friedenseinsätze ZIF und der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP ist die "Toolbox" ein wichtiger Beitrag zur friedens- und sicherheitspolitischen Grundbildung auf einem Politikfeld, wo die Analphabetenrate in der Gesellschaft, aber auch in Medien und Politik sehr hoch ist. ... www.zif-berlin.de

zif
Auf dem Foto überreicht W. Nachtwei den AutorInnen seine 2008 erschienene Broschüre zur Zivilen Krisenprävention und Friedensförderung.

Mehr zur Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure bei der zivilen Konfliktbearbeitung u.a.:

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