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Sicherheitspolitik und Bundeswehr + Artikel von Winfried Nachtwei für Zeitschriften u.ä.
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"Hölle auf Erden - Kriegsverbrechen lohnen sich wieder. Das ist die bittere Wahrheit von Aleppo" von Andrea Böhm in der ZEIT

Veröffentlicht von: Nachtwei am 31. Dezember 2016 18:06:59 +01:00 (116800 Aufrufe)

"Nie wieder!?" Und ob!

„Hölle auf Erden

Kriegsverbrechen lohnen sich wieder – und die ganze Welt schaut zu.

Das ist die bittere Wahrheit von Aleppo.“ von Andrea Böhm, ZEIT 15.12.2016

W. Nachtwei, 31.12.2016

Mit Verspätung stieß ich auf den erschütternden Artikel von Andrea Böhm auf der ZEIT-Titelseite, die seit 2013 Nahost-Korrespondentin der ZEIT (Sitz Beirut) ist, vorher viel aus Sub-Sahara-Afrika berichtete und davor für die taz aus den USA.

Der Artikel: http://www.zeit.de/2016/52/aleppo-syrien-kriegsverbrechen

Als die ZEIT-Korrespondentin am 13. Dezember abends ihren Artikel schrieb, kam ich zufällig in Berlin an der Russischen Botschaft vorbei. Vielleicht zweihundert überwiegend junge syrische Frauen und Männer demonstrierten hier, Deutschstämmige waren praktisch nicht zu sehen. Zum wiederholte Male bekam ich mit, wie Menschen aus Syrien demonstrierten, in ihrer Verzweiflung, mit ihren Hilferufen für die belagerten, beschossenen und bombardierten Landsleute aber völlig allein blieben.

Seit inzwischen 40 Jahren befasse ich mich immer wieder mit Massengewalt und Massenverbrechen: 1976 mit den deutschen Kolonialkriegen und dem Völkermord an den Herero in Südwestafrika, dem späteren Namibia; ab 1988 der Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion und dann vor allem  und bis heute die Vernichtung der baltischen Juden, das Rigaer Ghetto und die Deportationen aus dem Reich dorthin; in den 90e Jahren stritten wir um verantwortliche Friedenspolitik angesichts der Kriege und Massengewalt auf dem Balkan; der Besuch des kriegszerstörten Bosnien & Herzegowina 1996 wurde für uns zu einer Schlüsselerfahrung („Das Gelöbnis von Banja Luka“); bei Besuchen der Demokratischen Republik Kongo 2006 und 2008 begegnete ich Opfern des Vergewaltigungsterrors im Ostkongo; seit 2005 das Engagement für die Responsibility to Protect (RtoP) und ihre Weiterentwicklung; 2011 die Inanspruchnahme der RtoP bei der Libyen-Intervention und ihr Missbrauch.

Hunderte Erinnerungs- und Gedenkveranstaltungen an die Opfer von Krieg und Naziterror habe ich inzwischen erlebt. Alle mündeten mehr oder weniger in die Bekräftigung des Gelöbnisses, dass sich solches nicht wiederholen dürfe.

Nie wieder? Es ist wieder geschehen, so sehr sehenden Auges wie nie zuvor (vgl. „Syrian Archive“, https://syrianarchive.org/ ) und mit so viel öffentlicher Reglosigkeit wie selten zuvor. Demonstrationen gegen die absichtsvolle Bombardierung von Krankenhäusern, gegen den Einsatz von Fass- und Streubomben, für den Schutz der Zivilbevölkerung? Kaum bis gar nicht.

Aleppo ist, so A. Böhm,  "auch ein verheerendes Zeichen für die Diktaturen in anderen Ländern (...): Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit lohnen sich wieder."

Sechs Leserbriefe erschienen in der ZEIT vom 29. Dezember zum Böhm-Artikel, fünf davon mit ablehnendem Tenor.

Wie sorgfältig, nüchtern und immer auf der Suche nach Wegen aus der Gewalt Andrea Böhm seit Jahren aus der Konfliktregion berichtet hat, haben diese Leser offenbar nicht zur Kenntnis genommen (http://www.zeit.de/autoren/B/Andrea_Boehm/index.xml )

Dass die (Leserbrief-)Redaktion der ZEIT für die Leserbriefe zum Böhm-Artikel den Leservorwurf Welch ein Maulheldentum als Überschrift wählte (ohne Anführungszeichen),  wirkt auf mich wie eine Gegenkommentierung, wie ein Tritt in den Rücken einer Kollegin, die draußen journalistische Schwerstarbeit leistet.


Publikationsliste
Vortragsangebot zu Riga-Deportationen, Ghetto Riga + Dt. Riga-Komitee

Ende 1941/Anfang 1942 rollten Deportationszüge aus Deutschland und Österreich nach Riga.

1989 stieß ich auf die Spuren der verschleppten jüdischen Frauen, Männer und Kinder.

Mit meinem bebilderten Vortrag "Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga" stehe ich gern für Erinnerungsveranstaltungen und Schulen zur Verfügung. (Anlage)

Vorstellung der "Toolbox Krisenmanagement"

Von der zivilen Krisenprävention bis zum Peacebuilding: Die 53-seitige Broschüre stellt kompakt und klar auf jeweils einer Themenseite Prinzipien, Akteure und Instrumente des Krisenmanagements vor. Bei einem Kolloquium im Bundestag in Berlin wurde die Schrift einem Fachpublikum vorgestellt. Erstellt von AutorInnen des Zentrums Internationale Friedenseinsätze ZIF und der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP ist die "Toolbox" ein wichtiger Beitrag zur friedens- und sicherheitspolitischen Grundbildung auf einem Politikfeld, wo die Analphabetenrate in der Gesellschaft, aber auch in Medien und Politik sehr hoch ist. ... www.zif-berlin.de

zif
Auf dem Foto überreicht W. Nachtwei den AutorInnen seine 2008 erschienene Broschüre zur Zivilen Krisenprävention und Friedensförderung.

Mehr zur Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure bei der zivilen Konfliktbearbeitung u.a.:

Tagebuch