Bundeswehr: Innere Führung so wichtig wie nie

Von: Webmaster amMo, 19 März 2007 15:13:09 +01:00
Anlässlich des heutigen Prozessauftaktes in Münster um mutmaßliche Misshandlungen in der Coesfelder Kaserne im Jahr 2004 erklärt Winfried Nachtwei, sicherheitspolitischer Sprecher:

Eine realitätsnahe Ausbildung ist für die Bundeswehr unerlässlich. Diese muss aber strikt im Einklang mit den Grundsätzen der Inneren Führung stehen. Entwürdigende Behandlung von Untergebenen, körperliche Misshandlungen und menschenverachtende Ausbildungsmethoden haben in der Bundeswehr nichts zu suchen. Damit wird die Menschwürde mit Füßen getreten, das Fundament der Inneren Führung und das Konzept des Staatsbürgers in Uniform untergraben. Ob im Einsatz oder am Heimatstandort, als erstes Gebot des Grundgesetztes hat für Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten der Schutz der Menschenwürde seine alles überragende Stellung. Das ist die rote Linie.

Was in der Coesfelder Ausbildungskompanie passierte, zeigt auch Orientierungs- und Verhaltensunsicherheit. Disziplinarrechtliches Vorgehen allein reicht hier nicht. Richtigerweise hat die militärische Führung der Bundeswehr die Coesfelder Vorfälle nicht als Einzelfall "verniedlicht", sondern sie als Gruppendelikt bewertet. Richtigerweise wurden deshalb die Vorfälle in der Coesfelder Kaserne systematisch ausgewertet und entsprechende Konsequenzen in der Ausbildung gezogen. Damit die Grundsätze der Inneren Führung im Truppenalltag umgesetzt werden, hat beispielsweise die Innere Führung in der Regelausbildung ein stärkeres Gewicht erhalten, auch die Truppendienstaufsicht und Multiplikatorenausbildung wurde verbessert. Das sind wichtige Schritte. Gerade in den heutigen Stabilisierungseinsätzen brauchen wir den eigenständig denkenden und verantwortlich handelnden Soldaten. Der Staatsbürger in Uniform ist heute so wichtig wie nie. Das muss sich auch in den Ausbildungs- und Bildungskontexten der Bundeswehr widerspiegeln.