Leserbrief zu "Gauck ruft Deutsche zu den Waffen" + "Selbstgerechter Shitstorm" in der TAZ

Von: Nachtwei amFr, 20 Juni 2014 14:56:29 +01:00

Am 16. Juni behauptete Martin Reeh im TAZ-Aufmacher "Gauck ruft Deutsche zu den Waffen". Am 17. Juni widersprach Dominic Johnson, Ressortleiter Außen der TAZ, sehr deutlich. Dazu mein Leserbrief.



Leserbrief zu

"Gauck ruft Deutsche zu den Waffen"von Martin Reeh in der TAZ vom 16. Juni (Aufmacher) und

"Selbstgerechter Shitstorm" von Dominic Johnson in der TAZ vom 17. Juni (Kommentar)

(Veröffentlicht am 20.6.2014) "Militärfixierte Rezeption"

Großer Dank für den sehr klarstellenden Kommentar von Dominic Johnson zur Empörung der "Selbstgerechtigkeit" über jüngste Gauck-Äußerungen.

Am Wochenende hatte ich mit wachsender Bestürzung verfolgt, wie tatsächliche Äußerungen des Bundespräsidenten über Spiegel Online und Nachrichten verkürzt, verdreht und skandalisiert wurden - bis zum taz-Aufmacher, der Gauck faktisch als "Kriegstreiber" markierte.

Bei der militärfixierten Rezeption wurde völlig ausgeklammert, wie ausführlich und lobend der deutsche Bundespräsident zur norwegischen Friedenspolitik ("Friedensvermittlung als Markenzeichen") gesprochen und diese als vorbildlich für Deutschland dargestellt hatte. (vgl. seine Rede im Nobelinstitut) Dominic Johnson weist als einziger Kommentator darauf hin.

Zu wünschen wäre, wenn sich der Bundespräsident in außenpolitischen Angelegenheiten unmissverständlicher ausdrücken und die berechtigte Skepsis gegenüber Militäreinsätzen positiv aufnehmen würde.

In diesem Fall Gauck "Kriegsrhetorik" zu unterstellen, läuft aber darauf hinaus, jedem UNO-Friedenseinsatz und dem schärfsten Mittel der UNO-Friedenssicherung generell eine Absage zu erteilen und die Kapitulation der Staaten"Gemeinschaft" vor dem Völkermord in Ruanda nachträglich zu rechtfertigen.

Insofern war es wohl auch konsequent, dass der 2. Tag des Peacekeepers am 11. Juni in Berlin, bei dem so viele aktive und ehemalige Peacekeeper zusammenkamen wie sonst nie in Deutschland, von den Medien praktisch ignoriert wurde - auch vom Innenressort der taz.

Winfried Nachtwei,

Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen und „Gegen Vergessen – Für Demokratie“, Münster