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AFGHANISTAN AKUT - Meine aktuellen Stellungnahmen im RND-Interview, im "Hauptstadtbrief", auf SWR 2 Forum, bei der Deutsch Atlantischen Gesellschaft (18.-23. Februar)

Veröffentlicht von: Nachtwei am 19. Februar 2021 18:54:49 +01:00 (36515 Aufrufe)

Hier zum Text des Interviews mir Daniela Vates / RND ("Die Bilanz ist krass ernüchternd") und Links zu den Beiträgen der nächsten Tage.

Afghanistan Akut – Meine aktuellen Beiträge: RND-Interview, „Hauptstadtbrief“, SWR 2, Dt. Atlantische Gesellschaft (18.-23.02.)

Deutsch Atlantische Gesellschaft „Together In – Together Out?“ am 18.00 Uhr: Live-Interview mit Bundesministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, Diskussion mit Prof. Hans-Joachim Gießmann / Berghof Foundation, Dr. Ellinor Zeino, Leiterin Auslandsbüro Afghanistan der Konrad-Adenauer-Stiftung, Wolfgang Hellmich, MdB SPD, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses des Dt. Bundestages, W. Nachtwei , Moderation: Werner Sonne, Programm und Anmeldung: https://ata-dag.de/veranstaltung/together-in-together-out/  

Südwestrundfunk SWR 2 Forum „Ratlos am Hindukusch – was hält die Bundeswehr in Afghanistan?“ am 22.02. um 17.05 Uhr mit Wolfgang Bauer / ZEIT, Markus Kaim /SWP, Winfried Nachtwei,  https://www.swr.de/swr2/programm/swr2-forum-sendung-uebersicht-100.html

Hauptstadtbrief: „Afghanistaneinsatz auf der Klippe“, 21.02, Berliner Morgenpost S. 5, https://www.morgenpost.de/ , https://www.derhauptstadtbrief.de

Interview mit Daniela Vates / RND (Redaktionsnetzwerk Deutschland)

„Afghanistan-Experte Nachtwei: „Die Bilanz ist krass ernüchternd“ 18.02.2021

https://www.rnd.de/politik/afghanistan-experte-nachtwei-die-bilanz-ist-krass-ernuchternd-K4YHDPEQEFFCNKB7AADM2OT6QU.html

Herr Nachtwei, der Afghanistan-Einsatz dauert nun 20 Jahre. Wie ist Ihre Bilanz?
Die Bilanz ist krass ernüchternd. Wesentliche politische Ziele wurden nicht erreicht.
Ausgangspunkt des Einsatzes war, dass die USA nach den Anschlägen vom 11. September 2001 den Krieg gegen den Terror erklärt hat.
Der Antiterrorkrieg war nicht erfolgreich. Afghanistan sollte nicht mehr als sicherer Hafen für internationale Terrorgruppen funktionieren. Zwar wurden viele Terroristen getötet. Aber die Hydra ist weiter gewachsen.  Das US-Pentagon stellte 2017 fest, dass im Raum Afghanistan/Pakistan die größte Konzentration von Terrorgruppen weltweit zu finden ist. Außerdem sollte das Land sicherer werden. Aber Afghanistan hatte 2019 41 Prozent aller Terroropfer. Der Plan war auch, den Aufbau eines funktionierenden Staates  zu  unterstützen. Afghanistan ist einer der führenden Staaten auf dem Korruptionsindex. Und was die Armut betrifft: Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze.
Es gibt gar nichts Positives?
Es gab und gibt wichtige Teilfortschritte.  Das hört man vor allem von Afghanen, also aus der Binnensicht. Die Gesellschaft hat sich gewandelt: Es gibt mehr Chancen für Frauen und für die Jungen. Es heißt, das  lasse sich nicht zurückdrehen.
Warum war der Einsatz nicht erfolgreicher?
Maßgebliche internationale Akteure haben die afghanische Konfliktgesellschaft nicht verstanden und die enorme Herausforderung von Aufbau nach über 20 Kriegsjahren unterschätzt.
Außerdem gab es in der internationalen Allianz gravierende  strategische Dissense. Letztendlich war es ein kollektives politisches Führungsversagen in vielen Hauptstädten.
Tausende Bundeswehr-Soldaten waren in Afghanistan. Einige sind gestorben, andere wurden verletzt oder sind psychisch beeinträchtigt. War ihr Einsatz umsonst?
Ein nachträglicher Sinnverlust kann Einsatzrückkehrer in die Verzweiflung treiben. Viele Soldaten und andere Entsandte unterscheiden zwischen ihrer eigenen Leistung, erzielten Fortschritten am Boden  und dem großen Ganzen. Insofern ist es wirklich wichtig, dass man auch auf die Details schaut. Zentral ist, dass wir die Einsatzrückkehrer jetzt nicht alleine lassen.
Derzeit wird über eine Verlängerung des Afghanistan-Mandats diskutiert, das Ende März ausläuft. Was halten Sie davon?
Das Mandat muss verlängert werden und flexibel sein. Wenn es im Frühjahr zu einem Komplettabzug käme, würde das Land auf eine Rutschbahn zum entfesselten Bürgerkrieg geraten.
Was wäre Ende des Jahres anders? Die Friedensgespräche mit den Taliban pausieren gerade, es gibt verstärkt Anschläge.
Die Taliban zeigen gerade: Sie setzen auf Sieg. Zugleich signalisieren sie großes Interesse an internationaler Unterstützung. Hier liegen die Chancen für die Friedensverhandlungen, die weiter zu unterstützen sind.  Deutsche Politik ist vorne dabei.
Was lässt sich aus dem Einsatz lernen?
A und O ist ein tiefes Konfliktverständnis, sind realistische Ziele und ressortübergreifende, ehrliche Wirkungsanalysen.  Bei Afghanistan wurde eine solche Evaluation bis heute verweigert. Nach 20 Jahren ist sie überfällig.  Diese begrenzte Lernbereitschaft ist verantwortungslos. Sie liegt nach meiner Erfahrung daran, dass für die Spitzen deutscher Politik die Bündnissolidarität mit den USA ausschlaggebend für den Afghanistaneinsatz war – und nicht das die meisten Entsandten bewegende Primärmotiv, dem kriegszerrütteten Afghanistan wirksam auf die Beine zu helfen.