Afghanistan: Spektakulärer Teilerfolg bei der Drogenbekämpfung

Von: Webmaster amMi, 02 September 2009 15:08:03 +01:00

Zum heute in Kabul vorgestellten Uno-Bericht zum Opiumanbau in Afghanistan erklären Winfried Nachtwei, Sprecher für Sicherheits- und Abrüstungspolitik, und Ute Koczy, Sprecherin für Entwicklungspolitik:



Ein guter Tag für Afghanistan. Im zweiten Jahr in Folge geht die Opiumproduktion deutlich zurück. Ein großer Erfolg aller Beteiligten und ein Tag voller Hoffnung für die Menschen in Afghanistan auf ihrem Weg des Aufbaus. Knapp zwei Drittel aller Provinzen gelten als "mohnfrei", die Mohnanbaufläche sank um dramatische 22 Prozent im Vergleich zu 2008 auf 123.000 Hektar. Besonders erfreulich: Der deutsche Verantwortungsbereich im Norden ist bis auf 550 Hektar in Badakhshan mittlerweile mohnfrei. Der Rückgang der Anbaufläche um 33 Prozent gerade in der südlichen Kriegsprovinz Helmand, aus der 60 Prozent des in Afghanistan produzierten Opiums stammen, kann als Trendwende bezeichnet werden. Insgesamt wurden 1.300 Tonnen Opium weniger produziert als noch vor zwei Jahren.

Mehrere Faktoren ermöglichten diesen Fortschritt: der Preisrückgang bei Opium, entschiedene Politik von Provinzgouverneuren, Alternativen zum Mohnanbau, auch konsequenteres Vorgehen gegen Drogenhändler. Dort, wo Getreidesamen in großen Mengen an die Bäuerinnen und Bauern verteilt wurden, ist der Rückgang der Mohnproduktion sichtbar. Das ist eine klare Absage an eine falsche Strategie der Vernichtung und Zerstörung der Anbauflächen von Kleinbauern.

Die diesjährigen Erfolge sind aber noch keineswegs nachhaltig. Die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, wie flexibel die Drogenwirtschaft agiert und wie schnell Produktionsrückgänge wieder umgekehrt werden können. Deshalb kommt es entscheidend darauf an, die jetzigen Erfolge zu stabilisieren, das Fenster der Gelegenheit vor allem durch ein Vorgehen gegen Drogenbarone und breitere Förderung von Alternativen zu nutzen.

Noch immer produziert Afghanistan 90 Prozent des weltweiten Heroins. Noch immer sitzen Drogenbarone fest im Sattel. Noch immer finanzieren sich die Taliban mit Drogengeldern. Und noch immer wird viel zu wenig die Nachfrage im Westen angegangen. Der neue Uno-Bericht ist ein klares Signal der Hoffnung. Er markiert den Weg zu einer eindeutigen Trendwende im Kampf gegen den Drogenanbau.