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Mein vollständiger Leserbrief zum ZEIT-Artikel eine jungen Offiziers: "Wer glaubt ihr eigentlich, wer wird sind?"

Veröffentlicht von: Nachtwei am 6. Dezember 2013 00:32:23 +01:00 (99010 Aufrufe)

Binnen zwei Tagen so viele Kommentare auf ZEIT ONLINE wie bei keinem anderen ZEIT-Beitrag in diesem Jahr. Hier mein am 5.12. in der ZEIT veröffentlichter Leserbrief zum couragierten Widerspruch eines Staatsbürgers in Uniform.

Leserbrief zum

Gastbeitrag eines jungen Offiziers in der ZEIT vom 21.11.2013

„Was glaubt ihr eigentlich, wer wir sind?“

Der 29-jährige Hauptmann Dominik Wullers ist Vorstandsmitglied des Vereins „Deutscher.Soldat.e.V.“, einer Initiative von Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr mit Migrationshintergrund. Ihre Devise „Vielfalt ist unsere Stärke“. (www.deutschersoldat.de )

In seinem ZEIT-Beitrag nahm er deutlich Stellung: „Ich habe es satt. Immer wieder bin ich mit Beleidigungen, dummen Sprüchen und Diskriminierungen konfrontiert. Nicht weil ich halb schwarz bin, sondern weil ich Offizier bin. Das regt mich als Bürger auf. Ich kann nicht hinnehmen, dass Menschen, die sich dem Dienst an der Allgemeinheit verschrieben haben, dafür beschimpft werden. (…)“ (www.zeit.de/2013/48/soldaten-deutschland )

Nachdem der Beitrag auf ZEIT ONLINE eingestellt worden war, gingen binnen zwei Tagen ca. 1000 Kommentare ein. Ich mischte mich mit einem Leserbrief ein, der – gekürzt um die ersten drei Sätze – in der ZEIT vom 5.12. zusammen mit fünf weiteren Leserbriefen erschien.

LESERBRIEF:

Gegen den Vietnamkrieg der USA habe ich demonstriert, über den deutschen Kolonialkrieg in Südwestafrika geschrieben, zum deutschen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion geforscht, in der Friedensbewegung vor 30 Jahren gegen das atomare Wettrüsten demonstriert. Die Balkankriege konfrontierten uns mit der Gewissensfrage, was tun gegen massive illegale Gewalt? Die heutige Bundeswehr wird vom Bundestag in multinationale Einsätze entsandt, die im Rahmen der UNO-Charta Krieg und Gewalt eindämmen und verhindern sollen. Bei ca. 40 Besuchen in Einsatzgebieten habe ich erlebt, wie sehr der Auftrag „Friedensunterstützung“ bei den Soldaten angekommen ist, dass sich Bundeswehr heute grundlegend von der Wehrmacht und erheblich von der US-Army unterscheidet. (vgl. meine Reiseberichte unter www.nachtwei.de) Deshalb hat der Bundeswehroffizier und Bürger Dominik Wullers Recht, wenn er sich gegen Pauschal- und Zerrbilder, gegen Beleidigungen und Ausgrenzungen von Bundeswehrsoldaten zur Wehr setzt. Seine Courage verdient umso mehr Respekt, als viele seiner politischen Auftraggeber sich wegducken.

Abbau von Feindbildern ist ein zentrales Gebot jeder Friedenspolitik. Es ist absurd, wie oft heute die überfällige, friedens- und sicherheitspolitische  Auseinandersetzung in einem Bekenntnisstreit der „Lager“, einen Schlagabtausch von Pauschal- und Feinbildern stecken bleibt. Genauer hinsehen! Damit wäre schon viel geholfen.

Winfried Nachtwei, MdB Bündnis 90/Die Grünen 1994-2009, Vorstandsmitglied Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen