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Sicherheitspolitik und Bundeswehr
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Peter Struck ist tot - ein Minister mit Parlamentarierherz und Menschenverstand

Veröffentlicht von: Nachtwei am 19. Dezember 2012 21:40:12 +02:00 (90474 Aufrufe)

Mit Peter Struck in der Transall nach Kunduz, Januar 2004 In der rot-grünen Koalitionszeit durfte ich als sicherheitspolitischer Sprecher meiner Fraktion eng mit ihm zusammenarbeiten. Ich lernte ihn kennen und hoch schätzen. Ihm wurde vertraut. Ihm konnte man vertrauen. Hier einige Erinnerungen an Peter Struck, der in sehr vielen Menschen lebendig bleiben wird. Vorbild für eine Politik der Klarheit, Direktheit, Herzlichlichkeit und Führungskraft. (Foto: Mit Peter Struck in der Transall nach Kunduz, Januar 2004)

Peter Struck ist tot. Er ist auf die große Reise gegangen.

Vor drei Wochen sind wir uns noch im Bendler-Block bei der Verabschiedung von General Langheld begegnet, vor drei Monaten bei einem Afghanistanpodium in der Friedrich-Ebert-Stiftung. Vor wenigen Tagen wurde Peter Struck erneut zum Vorsitzenden der FES gewählt.

Jetzt ist „mein liebster Minister" aus unserer rot-grünen Koalitionszeit gestorben. Erfahren habe ich ihn als Minister mit Parlamentarierherz, direkt, klar, den Menschen zugewandt, mit gesundem Menschenverstand im besten Sinne, mit Führungsstärke, trockenem Humor und robuster Herzlichkeit. Für die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr war er ein verantwortungsbewusster, verlässlicher Minister, der ihre Köpfe und Herzen erreichte, der ihr erster Kamerad war -ohne jede Kameraderie. Ihm wurde vertraut. Ihm konnte man vertrauen.

Um die Wehrpflicht, den Luft-Boden-Schießplatz Wittstock und das Flugabwehrsystem MEADS stritten wir beharrlich und ohne Einigung. Seiner Kollegialität tat das keinerlei Abbruch. Sein besonderes Verdienst ist, dass gerade er, der Verteidigungsminister, Anfang 2003 unter den NATO-Verbündeten standhaft blieb, als die USA unter Präsident Bush enormen Druck machten zum Krieg gegen den Irak. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, ihren Angehörigen, der Bundeswehr und der deutschen Bevölkerung insgesamt großes Unheil zu ersparen.

Bei unseren letzten Begegnungen begrüßte Peter Struck mich herzlich als „mein Freund Winni". Das empfand ich als Freude und Ehre. Ich glaube, viele fühlen jetzt so wie ich:

Uns hat ein großer Freund verlassen, ein Politikmensch, wie es sie ganz selten gibt.

 

Rückblick

Nach den Bundestagswahlen 2005 und dem Ende der rot-grünen Koalition sandte ich Peter Struck am 23. November eine von meiner Frau Angela gestaltete Bilderkarte: Der fahnengeschmückte Plenarsaal und sein lachendes Gesicht als Kopf des Bundesadlers, er im Verteidigungsausschuss zwischen Walter Kolbow und Reinhold Robbe („Minister mit Parlamentarierherz"); er mit deutschen ISAF-Soldaten („mit ihrem IBuK") und afghanischen Wachmännern im Januar 2004 in Kunduz („Anti-Warlord mit PRT-Miliz"); wir beide in der Transall im Gespräch („Partnership for Peace & in Conflict"); er mit Kofi Annan und DGVN-Vorstand („Kollektive Sicherheit gegen privatisierte Gewalt"); winkende afghanische Kinder („Damit sie Zukunft haben. Danke Peter!")

„Sehr geehrter Herr Minister, lieber Peter,

zu meinem großen Bedauern nimmst Du Deinen Abschied als Verteidigungsminister. Dass dieses Bedauern die Angehörigen der Bundeswehr, Mitglieder aller Fraktionen und interessierte Öffentlichkeit teilen, ist ein hervorragender Vertrauensbeweis: Du bist mit er Bundeswehr, dem teuersten, schärfsten und riskantesten Instrument deutscher Außenpolitik, sehr verantwortlich umgegangen. Ich danke Dir für die direkte, offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Dass wir hartnäckige Konflikte - um Wehrpflicht, Wittstock, MEADS und Hindukusch-Verteidigung - hatten, tut diesem Dank keinen Abbruch, im Gegenteil. Du hast Widerspruch nicht als Majestätsbeleidigung, sondern als demokratische Selbstverständlichkeit behandelt. Du warst „mein liebster Minister". Zu leisten bleibt noch die breite sicherheitspolitische Debatte in Politik und Gesellschaft. Zu dieser kannst Du gerade in Deiner Rolle als Fraktionsvorsitzender einiges beitragen. Trotz unseres Koalitionsendes bleiben wir Parlamentskollegen mit vielen gemeinsamen Zielen. Ich wünsche Dir in Deinem neu-alten Amt viel Kraft, ordentliche Gesundheit und eine glückliche Hand! In herzlicher Verbundenheit

Dein Winni"


Publikationsliste
Vortragsangebot zu Riga-Deportationen, Ghetto Riga + Dt. Riga-Komitee

Ende 1941/Anfang 1942 rollten Deportationszüge aus Deutschland und Österreich nach Riga.

1989 stieß ich auf die Spuren der verschleppten jüdischen Frauen, Männer und Kinder.

Mit meinem bebilderten Vortrag "Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga" stehe ich gern für Erinnerungsveranstaltungen und Schulen zur Verfügung. (Anlage)

Vorstellung der "Toolbox Krisenmanagement"

Von der zivilen Krisenprävention bis zum Peacebuilding: Die 53-seitige Broschüre stellt kompakt und klar auf jeweils einer Themenseite Prinzipien, Akteure und Instrumente des Krisenmanagements vor. Bei einem Kolloquium im Bundestag in Berlin wurde die Schrift einem Fachpublikum vorgestellt. Erstellt von AutorInnen des Zentrums Internationale Friedenseinsätze ZIF und der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP ist die "Toolbox" ein wichtiger Beitrag zur friedens- und sicherheitspolitischen Grundbildung auf einem Politikfeld, wo die Analphabetenrate in der Gesellschaft, aber auch in Medien und Politik sehr hoch ist. ... www.zif-berlin.de

zif
Auf dem Foto überreicht W. Nachtwei den AutorInnen seine 2008 erschienene Broschüre zur Zivilen Krisenprävention und Friedensförderung.

Mehr zur Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure bei der zivilen Konfliktbearbeitung u.a.:

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