Mit der Verschärfung des Afghanistaneinsatzes nahm in der Bundeswehr die Zahl der Soldatinnen und Soldaten mit Posttraumatischen Belastungsstörungen und anderen einsatzbedingten seelischen Verwundungen stark zu. Eine von W. Nachtwei geleitete Arbeitsgruppe im Beirat Innere Führung beim Verteidigungsministerium legte Minister Dr. de Maizière auf seine Anforderung hin nun umfassende Empfehlungen zu dieser Thematik vor.
Gegen seelische Verwundungen gibt es keine Immunisierung. Sie können jeden treffen - und manchmal erst Jahre später zum Ausbruch kommen. Im Jahr 2011 waren 922 Soldatinnen und Soldaten bei der Bundeswehr wegen PTBS in Behandlung (davon 759 ISAF), 2009 466, 2007 149. Die tatsächliche Zahl der seelisch Verwundeten ist nicht bekannt. Sie liegt um einiges höher. Erfahrungen anderer verbündeter Streitkräfte mit psychischen Spätfolgen von Einsätzen geben Anlass zur Beunruhigung. In einer besonders belastenden Situation sind ehemalige Soldaten, die in der Vergangenheit oft eine Art von staatlicher Fürsorge, die bürokratisiert, zersplittert und das Gegenteil von verlässlicher Hilfe war. Wo Soldaten, aber auch PolizistInnen und EntwicklungshelferInnen im demokratisch legitimierten öffentlichen Auftrag in belastende und riskante Einsätze entsandt werden, haben sie und ihre mitbetroffenen Angehörigen nicht nur Anspruch auf verlässliche Betreuung, Fürsorge und Versorgung seitens ihrer Entsendeorganisationen. In Verantwortung stehen ihnen gegenüber auch die Politik und Gesellschaft insgesamt.
Auf zehn Seiten leitet die Arbeitsgruppe aus Problemaufrissen Empfehlungen ab zu (a) psychischen Auswirkungen von Auslandseinsätzen und der Dimension seelischer Verwundungen, (b) Prävention, (c) Früherkennung, Diagnose und Therapie, Forschung, (d) Betreuung, (e) Versorgung, (f) Implikationen für Politik und Gesellschaft, Schlussfolgerungen zur Weiterentwicklung der Inneren Führung.
Die AG besteht aus einem Vertreter der Evangelischen Militärseelsorge, der Gewerkschaften und der Arbeitgeberseite, einer Soldatenmutter und zwei ehemaligen Mitgliedern des Verteidigungsausschusses. Sie setzt ihre Arbeit fort.
Sehr hilfreiche aktuelle Publikationen:
- Catri Tegtmeier, Michael A. Tegtmeier: PTBS - Das unsichtbare Leid. Handbuch für Einsatzkräfte und deren Angehörige, Regensburg (Walhalla) 2011 (auch zu Erfahrungen anderer Streitkräfte und anderen Berufsgruppen)
- Peter Zimmermann, Volker Eisenlohr (Hrsg.): Psychosoziale Belastungen. Eine Orientierungshilfe für Mitglieder des Psychosozialen Netzwerks der Bundeswehr, Psychotraumazentrum am Bundeswehrkrankenhaus Berlin, 2011
- Erster Bericht des Beauftragten des BMVg für einsatzbedingte posttraumatische Belastungsstörungen und Einsatztraumatisierte, Berlin Oktober 2011
- GANZ NEU + Pflichtlektüre für SicherheitspolitikerInnen sowie alle, die sich menschlich, klar und bewegend über seelisch Verwundete und ihr Schicksal informieren wollen: Robert Sedlatzek-Müller: Soldatenglück - Mein Leben nach dem Überleben, Hamburg 2012
Aktuelle Informationen unter www.angriff-auf-die-seele.de , www.ptbs-hilfe.de , www.ptbs-eisblume.de
Ende 1941/Anfang 1942 rollten Deportationszüge aus Deutschland und Österreich nach Riga.
1989 stieß ich auf die Spuren der verschleppten jüdischen Frauen, Männer und Kinder.
Mit meinem bebilderten Vortrag "Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga" stehe ich gern für Erinnerungsveranstaltungen und Schulen zur Verfügung. (Anlage)
Von der zivilen Krisenprävention bis zum Peacebuilding: Die 53-seitige Broschüre stellt kompakt und klar auf jeweils einer Themenseite Prinzipien, Akteure und Instrumente des Krisenmanagements vor. Bei einem Kolloquium im Bundestag in Berlin wurde die Schrift einem Fachpublikum vorgestellt. Erstellt von AutorInnen des Zentrums Internationale Friedenseinsätze ZIF und der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP ist die "Toolbox" ein wichtiger Beitrag zur friedens- und sicherheitspolitischen Grundbildung auf einem Politikfeld, wo die Analphabetenrate in der Gesellschaft, aber auch in Medien und Politik sehr hoch ist. ... www.zif-berlin.de
Auf dem Foto überreicht W. Nachtwei den AutorInnen seine 2008 erschienene Broschüre zur Zivilen Krisenprävention und Friedensförderung.
Mehr zur Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure bei der zivilen Konfliktbearbeitung u.a.: